Fritz Stern im Originalton: In unserer Sendung "Zeitfragen" würdigten wir den Historiker als Zeugen des 20. Jahrhunderts mit Ausschnitten aus Interviews und Reden.
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"Sein Metier war die feine Ironie"
Es habe Fritz Stern frustriert, in den letzten Jahren erleben zu müssen, "wie die Demokratie leidet", sagt der Historiker Norbert Frei über seinen verstorbenen Freund. Doch habe Stern darüber nie seinen subtilen Humor verloren.
Für den Historiker Norbert Frei war sein verstorbener Kollege und Freund Fritz Stern "im Herzen ein Sozialdemokrat". Er habe ihn gelehrt , "was es bedeutet, liberal zu sein. Liberal in dem amerikanischen Sinne. Und das heißt ja in dem deutschen Koordinatensystem: ein Linksliberaler". Dagegen habe er die "Kälte des Neoliberalismus" stets abgelehnt.
Deshalb habe es Stern in den letzten Jahren auch zunehmend frustriert, mitansehen zu müssen, "wie die Demokratie leidet" – auch in seiner eigenen Heimat, den USA, sagt Frei, der an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena den Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte inne hat.
Stern wurde klar: Es gab auch ein anderes Deutschland
An Stern habe er, der fast 30 Jahre Jüngere, stets dessen "unerhörte Selbstdisziplin" bewundert, die es ihm als noch sehr jungen Historiker ermöglicht habe, in den frühen 50er-Jahren wieder nach Deutschland zu kommen und sich dabei nicht von seinen Gefühlen überwältigen zu lassen. 1954 habe Stern dann ein Schlüsselerlebnis gehabt, als er die Gedenkfeier für die Männer und Frauen des 20. Juli 1944 miterlebte. Dort sei ihm deutlich geworden: "Es gab auch das andere Deutschland."
Als Privatmensch sei Stern immer voll subtilem Humor gewesen und auch als Historiker sei er durchaus nicht immer nur streng oder ernst gewesen: "Ganz im Gegenteil: Sein Metier war eigentlich die feine Ironie." Anekdoten wie etwa die Geschichte vom Beisammensein mit Maggie Thatcher, gemeinsam mit anderen Historikern, auf deren Landsitz, habe er "ganz wunderbar" und auf seine unnachahmliche Weise erzählt.
Gegenüber Thatcher habe er "die Sache der Deutschen, denen er längst zum Freund geworden war, gut vertreten und versucht klarzumachen, dass die Briten keine Angst vor einem wiedervereinigten Deutschland haben müssen".