Historiker: Nationalsozialistische Vergangenheit gehört zu den Institutionen
Für die Öffentlichkeit sei sicher erstaunlich, wie groß die personelle Kontinuität in vielen Ministerien nach der NS-Zeit gewesen sei, sagt der Historiker Michael Wildt. Das demokratische System habe diese Menschen aber daran gehindert, nationalsozialistisch zu wirken. Umso wichtiger findet er eine Aufarbeitung der Vergangenheit vieler Ministerien.
Susanne Führer: Im Jahr 2005 setzte der damalige grüne Außenminister Joschka Fischer eine Historikerkommission ein. Sie sollte die Rolle des Auswärtigen Amtes während des Nationalsozialismus erforschen und die Rolle der Nationalsozialisten im Amt nach 1945. 2010 erschien das Ergebnis der Arbeit als Buch - "Das Amt" widerlegte die Legende, deutsche Diplomaten hätten sich quasi im Widerstand befunden, im Gegenteil: Das Auswärtige Amt sei tragender Teil des NS-Regimes gewesen. Für das breite Publikum war das ein ziemlicher Knaller. Michael Wildt ist Inhaber des Lehrstuhls Deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts mit Schwerpunkt Nationalsozialismus an der Berliner Humboldt-Universität. Ich grüße Sie, Herr Wildt!
Michael Wildt: Hallo, guten Tag!
Führer: Jetzt laufen ja in vielen weiteren Bundesministerien und auch Behörden, also der Polizei und den Geheimdiensten vergleichbare Forschungen wie damals zum Auswärtigen Amt. Erwarten Sie noch grundlegende neue Erkenntnisse?
Wildt: Ja, ich denke, das fördert noch einiges zutage. Wenn Sie daran denken, dass gerade wir vom Bundesnachrichtendienst erfahren haben, dass er vor einigen Jahren, als die Welle dieser Aufarbeitung der einzelnen Bundesinstitutionen begann, kurz untergeordnete Referenden offensichtlich haben 250 Personalakten verschwinden lassen, in den Shredder getan haben, dann kann man ungefähr erkennen, dass da doch noch einiges über die Kontinuitäten zwischen nationalsozialistischem Regime und Bundesrepublik schlummert, die der Entdeckung durchaus harren.
Das vollständige Interview mit Michael Wildt können Sie unter folgendem Link in unserer Sendung "Radiofeuilleton" nachlesen oder nachhören:
Michael Wildt hofft auf weitere Erkenntnisse aus Forschungsprojekten bei Bundesministerien
Michael Wildt: Hallo, guten Tag!
Führer: Jetzt laufen ja in vielen weiteren Bundesministerien und auch Behörden, also der Polizei und den Geheimdiensten vergleichbare Forschungen wie damals zum Auswärtigen Amt. Erwarten Sie noch grundlegende neue Erkenntnisse?
Wildt: Ja, ich denke, das fördert noch einiges zutage. Wenn Sie daran denken, dass gerade wir vom Bundesnachrichtendienst erfahren haben, dass er vor einigen Jahren, als die Welle dieser Aufarbeitung der einzelnen Bundesinstitutionen begann, kurz untergeordnete Referenden offensichtlich haben 250 Personalakten verschwinden lassen, in den Shredder getan haben, dann kann man ungefähr erkennen, dass da doch noch einiges über die Kontinuitäten zwischen nationalsozialistischem Regime und Bundesrepublik schlummert, die der Entdeckung durchaus harren.
Das vollständige Interview mit Michael Wildt können Sie unter folgendem Link in unserer Sendung "Radiofeuilleton" nachlesen oder nachhören:
Michael Wildt hofft auf weitere Erkenntnisse aus Forschungsprojekten bei Bundesministerien