"Er sollte andere berufliche Wege einschlagen"
Darf Andrej Holm Staatssekretär werden oder nicht? Seit bekannt wurde, dass der Soziologe von der Stasi als Mitarbeiter geführt wurde, ist ein Streit entbrannt. Der Historiker Stefan Wolle meint: Holm soll zurücktreten - käme er ins Amt, würde damit ein Präzedenzfall geschaffen.
In Berlin tobt der Streit darüber, ob
ein Mann mit Stasi-Vergangenheit künftig in der Landesregierung mitwirken sollte
- der Stadtsoziologe Andrej Holm, parteilos und von der Linken als Staatssekretär für Stadtentwicklung im neuen rot-rot-grünen Senat gesetzt. Ist das Ganze ein politischer Tabubruch oder wird Andrej Holm zu Unrecht an den Pranger gestellt und sollte das Amt als Staatssekretär antreten?
Stefan Wolle, Historiker und ausgewiesener Experte für die Aufarbeitung der Geschichte der DDR, meint: Nein. Holm sollte die Konsequenzen ziehen und sich zurückziehen – selbst vor dem Hintergrund, dass Holm damals noch sehr jung gewesen sei und die Stasi ihn nur wenige Monate als Mitarbeiter geführt habe.
Keine gute Idee der Linken
Es sei bereits keine gute Idee der Linken gewesen, Holm überhaupt für das Amt vorzusehen und "ins Feuer zu schicken", sagt der Wissenschaftliche Leiter des Berliner DDR-Museums. "Die hätten wissen müssen, was jetzt kommt".
Holm hätte sich gar nicht erst aufstellen lassen sollen, betonte Wolle. Es gehe nicht darum, jemanden, der für die Stasi tätig gewesen sei, auf alle Zeit auszugrenzen. Aber:
"Ich glaube nicht, dass es eine gute Lösung ist, wenn der neue Senat mit diesem schweren Trauma jetzt anfängt. Zumal ja jetzt ein Präzedenzfall geschaffen ist. Bei der nächsten Regierungsbildung kommt vielleicht einer, der mehrere Jahre beim MfS war und sagt: Och, ist lange her, ich habe nichts Böses getan und man hat das Recht auf Irrtum und man kann seine Biografie nicht wegwerfen."
Holm solle lieber "andere berufliche Wege" einschlagen.