Fritz Stern im Originalton: In unserer Sendung "Zeitfragen" würdigten wir den Historiker als Zeugen des 20. Jahrhunderts mit Ausschnitten aus Interviews und Reden.
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"Ein leidenschaftlicher Liberaler"
Er wird ihn vermissen, als Fachkollegen, aber vor allem auch als Freund: Der Berliner Historiker Heinrich August Winkler würdigt den verstorbenen Fritz Stern als "unbequemen Mahner" und "großen Brückenschläger zwischen Deutschland und den USA".
Der Berliner Historiker Heinrich August Winkler hat den verstorbenen Kollegen Fritz Stern als "großen Brückenschläger zwischen Deutschland und den USA" und "leidenschaftlichen Liberalen" gewürdigt.
"Leidenschaft" und "leidenschaftlich" sind die Worte, die Winkler, der mit Fritz Stern nicht nur fachlich verbunden, sondern auch befreundet war, am häufigsten verwendet, wenn er beschreibt, was Stern zeit seines Lebens antrieb: Seit jeher habe dieser sich leidenschaftlich für Politik interessiert und später, als Historiker, auch unbequeme Meinungen vertreten. Auf zahlreichen Historiker-Tagungen habe er den Freund und Kollegen als "unbequemen Mahner, wann immer es ihm notwendig erschien", erlebt.
Seine Mahnung galt Konservativen wie radikal Linken
Das hätten die Konservativen in seiner Heimat USA – wohin Stern mit seiner Familie 1938 auf der Flucht vor den Nazis emigrierte – ebenso zu spüren bekommen wie 1968 die radikale Linke.
Stern habe eine großes Verständnis für die freiheitlichen Traditionen Deutschlands gehabt – er habe Deutschland noch zu Zeiten der Weimarer Republik erlebt, seine Eltern hätten viele Bekanntschaften mit kritischen Intellektuellen und Sozialdemokraten gepflegt, die später ebenfalls hätten vor den Nazis fliehen müssen.
Stern glaubte an Deutschland
Vor diesem Hintergrund seien auch Sterns Worte von Deutschlands "zweiter Chance" zu verstehen, die er nach dem Mauerfall aussprach, sagte Winker, der bis 2007 als Professor an der Berliner Humboldt-Universität lehrte:
"Er gehörte zu den Historikern, die die britische Premierministerin Maggie Thatcher abzubringen versuchten von ihrem Kurs gegen die Wiedervereinigung. Nicht zuletzt deshalb hat Deutschland ihm viel zu verdanken."
Winkler fügte hinzu: "Wir werden seine mahnende Stimme vermissen – in Deutschland wie in Amerika."