Historiker Wolfgang Benz

"Agitation der Muslimfeinde ist schon weit voran geschritten"

Ein Anhänger der Pegida-Bewegung demonstriert gegen die angebliche Islamisierung Europas. Er hält ein Schild mit der Aufschrift: "Keine Islamisirung Europas".
Ein Anhänger der Pegida-Bewegung demonstriert gegen die angebliche Islamisierung Europas. Er hält ein Schild mit der Aufschrift: "Keine Islamisirung Europas". © Imago / Christian Ditsch
Wolfgang Benz im Gespräch mit Nicole Dittmer und Christian Rabhansl |
Darf man Islamfeindlichkeit in Deutschland kritisieren, ohne gleichzeitig auch Dinge wie Islamismus zu erwähnen? Auf diese Kritik an einer aktuellen Tagung entgegnet der Historiker Wolfgang Benz, das ziele darauf, Muslime pauschal zu diffamieren. Diese Agitation zeige bereits Wirkung in der Gesellschaft.
Zur Frage, ob man Islamfeindlichkeit in Deutschland kritisieren darf, ohne gleichzeitig auch Dinge zu erwähnen wie Islamismus oder den muslimischen Hintergrund derer, die in der Silvesternacht in Köln sexuelle Übergriffe auf Frauen verübt haben, hat sich der Historiker und Antisemitismusforscher Wolfgang Benz im Deutschlandradio Kultur befremdet gezeigt:
"Das ist ja eine uralte Forderung seit Jahr und Tag, die darauf hinausläuft, friedlichen Islam mit ein paar wild gewordenen und äußerst verabscheuungswürdigen Islamisten in einen Topf zu werfen. Das ist doch nicht Kritik, das ist doch Agitation. Und da steht doch eine Absicht dahinter. Nämlich, jeden Muslim, weil er Muslim ist, zu diffamieren und zu denunzieren."
Auslöser für die Debatte ist die Tagung "Antimuslimischer Rassismus und Islamfeindlichkeit in Deutschland und Europa", die seit diesem Donnerstag in Osnabrück stattfindet. Am Donnerstagmorgen hatte der Politikwissenschaftler Clemens Heni im Interview mit Deutschlandradio Kultur kritisiert, Tagungen wie diese unterstellten, jeder Kritiker des Islam sei ein Islamfeind.
"Eine wissenschaftliche Tagung bemüht sich um Differenzierung"
Dies wies Wolfgang Benz, Teilnehmer der Tagung in Osnabrück, zurück:
"Eine wissenschaftliche Tagung, wie die heute beginnende, bemüht sich aber um Differenzierung und nicht alles in einen Topf zu werfen und so lange zu rühren, bis ein schrecklicher Brei entsteht."
Dadurch, dass es an dieser Differenzierung in der deutschen Gesellschaft mangele, sieht Benz bereits negative Auswirkungen:
"Sie müssen ja nur nach Dresden blicken, Sie müssen ja nur diese furchtbaren Redensarten, die wir aus der sogenannten Alternative für Deutschland hören, betrachten, um zu sehen, dass die Agitation der Muslimfeinde schon ziemlich weit voran geschritten ist und schon ziemlich in der Gesellschaft Wirkung zeigt."

Die Tagung "Antimuslimischer Rassismus und Islamfeindlichkeit in Deutschland und Europa" findet noch bis Sonntag, 16. Januar 2016 in Osnabrück statt. Mehr Informationen auf der Webseite der Universität Osnabrück

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