Historische Entwicklung von Chören
In Feuchtwangen steht das einzige Chormuseum im deutschsprachigen Raum. Nicht nur Chöre aus aller Welt treten hier auf. Es erinnert auch daran, wie eng Singen und Politik miteinander verbunden sein können.
„Wenn Sie sich einen alten Text ankucken, Ernst Moritz Arndt etwa, ‚Was ist des Deutschen Vaterland’, das sagt sich so hin. Aber wenn es gesungen wird, da steckt Macht dahinter, und dann entsteht Begeisterung.“
Helma Kurz, die ehrenamtliche Leiterin des Sängermuseums, ist fasziniert von der Kraft, die im nur scheinbar so harmlosen Singen steckt.
„Und diese Macht, diese Begeisterung, die wussten sich auch die Systeme zu nutzen. Gehen Sie in ein Fußballstadion: diese Stadiongesänge! Das wird nicht gesprochen, das wird gesungen.“
Helma Kurz, 65, groß und schlank mit kurzen, leuchtend roten Haaren, hat als kleines Mädchen und junge Frau schon begeistert in Chören gesungen.
„Als ich hier nach Feuchtwangen kam mit meiner Familie war der erste Verein, dem ich beitrat, der Gesangsverein. Und daraus war das Interesse am Singen gegeben, ohne eigentlich den historischen Background des Gesangswesens zu kennen. Das kam erst, als ich hier 1989 ehrenamtlich angefangen habe mich für das Sängermuseum zu engagieren.“
Hinter dem Marktplatz in Feuchtwangen stehen, komplett renoviert, ein ehemaliges Schlachthaus und eine Schmiede. Sie sind seit 1989 das neue Zuhause für etwa 3000 Handschriften von Komponisten und Dichtern, Fotos und musikgeschichtliche Zeugnisse der Chöre aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Rechts von der Eingangshalle geht es in einen sonnengelb gestrichenen Raum. Er ist der Chorgeschichte des 19. Jahrhunderts gewidmet, eine Geschichte der Gemeinschaft. Vor allem der männlichen.
Schmidt: „Wir fangen im Jahre 1809 an, in diesem Jahr hat Carl Friedrich Zelter die erste Liedertafel in Berlin gegründet. In dieser Liedertafel durfte nicht jeder singen, sondern er wollte nur die reichsten, besten und schönsten Leute in seiner Liedertafel haben.“
Norbert Schmidt, einer der beiden Museumsführer des Sängermuseums, zeigt auf ein großes Porträt von Zelter. Ein ernster Mann mit großer Nase und buschigen Brauen. In Erinnerung an Zelter verleiht der Chor-Verband seit 1956 jedes Jahr die „Zelter-Plakette“ an einen Chor, der seit mindestens hundert Jahren singt.
Ganz neu im Museum ist die Technik, um die sich ebenfalls Norbert Schmidt kümmert, neben Musik und Geschichte sein liebstes Hobby. Ein Knopfdruck, und die Musik zu den Notentexten in den ausgestellten Büchern kommen aus kleinen Lautsprechern.
Schmidt: „Es war eine sehr kriegerische Zeit, das 19. Jahrhundert in Deutschland, und das war eine richtige Opposition der Sänger gegen die Obrigkeit. Von was die gesungen haben? Natürlich von dem, was sie gekannt haben: Vom Krieg haben sie gesungen. Oder von Frauen haben sie gesungen.“
Vorbei an Stimmgabeln, Stimmpfeifen, Kupferstichen, schwarzrotgoldenen Fahnenbändern, Landkarten und Pokalen aus dem 19. Jahrhundert geht es zu einer schmalen Treppe, die in den zweiten Stock führt: zur Geschichte des Chores im 20. Jahrhundert. 1908 zum Beispiel gründete sich der Arbeitersängerbund, die Texte, die die Kommunisten und Sozialisten sangen, waren kämpferisch und politisch.
Die Chöre wurden Instrumente der Politiker. Das Sängermuseum zeigt die Entwicklung der Chöre im „Dritten Reich“ und 40 Jahre Chorgeschichte in der DDR.
Kurz: „Es ging um Macht. Ganz besonders deutlich wurde das im ‚Dritten Reich’ und dann in der DDR, dass die Politik massiv auf die Chorliteratur zugriff. Da hat man Sachen transportieren können, die man sonst nicht so rüberbrachte.“
In der Mitte des Raumes hängt ein Bildschirm. Norbert Schmidt hat dort Filme von Sängerfesten von 1928 in Wien bis heute eingespielt, auch eines von 1932 in Frankfurt. 8000 Männer singen das Heideröslein. Ein Gänsehauterlebnis.
Nicht nur die Geschichte der Laienchöre mit der Geschichte des deutschen Volkslieds ist im Sängermuseum Feuchtwangen dokumentiert. Regelmäßig treten hier auch kleine und große Chöre aus aller Welt auf.
Norbert Schmidt nimmt die Konzerte auf und zeigt sie den Besuchern in der Eingangshalle. Dafür muss er nur einen Bildschirm berühren.
Schmidt: „Da habe ich sämtliche Chöre, die zu uns kommen, aufgelistet. Das machen wir mit jedem Chor, es kommt uns dabei nicht auf die Qualität an, sondern auf den Zeitgeist. Wie wird heute in den Chören gesungen. Wir stellen das alles noch ins Internet, ab diesem Jahr.“
In Kooperation mit dem Deutschen Museumsbund stellt Deutschlandradio Kultur im Radiofeuilleton jeden Freitag gegen 10:50 Uhr im „Profil“ ein deutsches Regionalmuseum vor. In dieser Reihe wollen wir zeigen, dass auch und gerade die kleineren und mittleren Museen Deutschlands unerwartete Schätze haben, die es sicht lohnt, überregional bekannt zu machen und natürlich auch zu besuchen.
Helma Kurz, die ehrenamtliche Leiterin des Sängermuseums, ist fasziniert von der Kraft, die im nur scheinbar so harmlosen Singen steckt.
„Und diese Macht, diese Begeisterung, die wussten sich auch die Systeme zu nutzen. Gehen Sie in ein Fußballstadion: diese Stadiongesänge! Das wird nicht gesprochen, das wird gesungen.“
Helma Kurz, 65, groß und schlank mit kurzen, leuchtend roten Haaren, hat als kleines Mädchen und junge Frau schon begeistert in Chören gesungen.
„Als ich hier nach Feuchtwangen kam mit meiner Familie war der erste Verein, dem ich beitrat, der Gesangsverein. Und daraus war das Interesse am Singen gegeben, ohne eigentlich den historischen Background des Gesangswesens zu kennen. Das kam erst, als ich hier 1989 ehrenamtlich angefangen habe mich für das Sängermuseum zu engagieren.“
Hinter dem Marktplatz in Feuchtwangen stehen, komplett renoviert, ein ehemaliges Schlachthaus und eine Schmiede. Sie sind seit 1989 das neue Zuhause für etwa 3000 Handschriften von Komponisten und Dichtern, Fotos und musikgeschichtliche Zeugnisse der Chöre aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Rechts von der Eingangshalle geht es in einen sonnengelb gestrichenen Raum. Er ist der Chorgeschichte des 19. Jahrhunderts gewidmet, eine Geschichte der Gemeinschaft. Vor allem der männlichen.
Schmidt: „Wir fangen im Jahre 1809 an, in diesem Jahr hat Carl Friedrich Zelter die erste Liedertafel in Berlin gegründet. In dieser Liedertafel durfte nicht jeder singen, sondern er wollte nur die reichsten, besten und schönsten Leute in seiner Liedertafel haben.“
Norbert Schmidt, einer der beiden Museumsführer des Sängermuseums, zeigt auf ein großes Porträt von Zelter. Ein ernster Mann mit großer Nase und buschigen Brauen. In Erinnerung an Zelter verleiht der Chor-Verband seit 1956 jedes Jahr die „Zelter-Plakette“ an einen Chor, der seit mindestens hundert Jahren singt.
Ganz neu im Museum ist die Technik, um die sich ebenfalls Norbert Schmidt kümmert, neben Musik und Geschichte sein liebstes Hobby. Ein Knopfdruck, und die Musik zu den Notentexten in den ausgestellten Büchern kommen aus kleinen Lautsprechern.
Schmidt: „Es war eine sehr kriegerische Zeit, das 19. Jahrhundert in Deutschland, und das war eine richtige Opposition der Sänger gegen die Obrigkeit. Von was die gesungen haben? Natürlich von dem, was sie gekannt haben: Vom Krieg haben sie gesungen. Oder von Frauen haben sie gesungen.“
Vorbei an Stimmgabeln, Stimmpfeifen, Kupferstichen, schwarzrotgoldenen Fahnenbändern, Landkarten und Pokalen aus dem 19. Jahrhundert geht es zu einer schmalen Treppe, die in den zweiten Stock führt: zur Geschichte des Chores im 20. Jahrhundert. 1908 zum Beispiel gründete sich der Arbeitersängerbund, die Texte, die die Kommunisten und Sozialisten sangen, waren kämpferisch und politisch.
Die Chöre wurden Instrumente der Politiker. Das Sängermuseum zeigt die Entwicklung der Chöre im „Dritten Reich“ und 40 Jahre Chorgeschichte in der DDR.
Kurz: „Es ging um Macht. Ganz besonders deutlich wurde das im ‚Dritten Reich’ und dann in der DDR, dass die Politik massiv auf die Chorliteratur zugriff. Da hat man Sachen transportieren können, die man sonst nicht so rüberbrachte.“
In der Mitte des Raumes hängt ein Bildschirm. Norbert Schmidt hat dort Filme von Sängerfesten von 1928 in Wien bis heute eingespielt, auch eines von 1932 in Frankfurt. 8000 Männer singen das Heideröslein. Ein Gänsehauterlebnis.
Nicht nur die Geschichte der Laienchöre mit der Geschichte des deutschen Volkslieds ist im Sängermuseum Feuchtwangen dokumentiert. Regelmäßig treten hier auch kleine und große Chöre aus aller Welt auf.
Norbert Schmidt nimmt die Konzerte auf und zeigt sie den Besuchern in der Eingangshalle. Dafür muss er nur einen Bildschirm berühren.
Schmidt: „Da habe ich sämtliche Chöre, die zu uns kommen, aufgelistet. Das machen wir mit jedem Chor, es kommt uns dabei nicht auf die Qualität an, sondern auf den Zeitgeist. Wie wird heute in den Chören gesungen. Wir stellen das alles noch ins Internet, ab diesem Jahr.“
In Kooperation mit dem Deutschen Museumsbund stellt Deutschlandradio Kultur im Radiofeuilleton jeden Freitag gegen 10:50 Uhr im „Profil“ ein deutsches Regionalmuseum vor. In dieser Reihe wollen wir zeigen, dass auch und gerade die kleineren und mittleren Museen Deutschlands unerwartete Schätze haben, die es sicht lohnt, überregional bekannt zu machen und natürlich auch zu besuchen.