Hitlers Helfer und Vater der Raumfahrt
Er gilt als Vater der Raumfahrt, aber auch als Entwickler der V2, der Vergeltungswaffe der Nazis. Der Raketeningenieur Wernher von Braun diente erst Adolf Hitler und später der NASA und machte die Mondlandung möglich.
"That’s one small step for man…"
21. Juli 1969. Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond und spricht seine berühmten Worte:
"Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit!"
"... one giant leap for mankind."
Und ein Triumph nicht nur für die US-Regierung und die Weltraumbehörde NASA. Ein Triumph vor allem für einen deutschstämmigen Ingenieur: Wernher von Braun.
"Der Raum ist eine neue Arena für menschliche Tätigkeit. Sie müssen unsere ganzen Aktivitäten in der Raumfahrt etwa so betrachten, wie man die Pionierzeit der Segelschiffe betrachten sollte, nach der Erfindung des Kompass."
Geboren am 23. März 1912 lässt sich von Braun schon als Junge von der Raketentechnik faszinieren. Als 13-Jähriger experimentiert er im Berliner Tiergarten mit Feuerwerkskörpern, später tüftelt er an einer neuen Technik – an Fluggeräten, die nicht mit festen Zündsätzen abheben, sondern mit flüssigem Treibstoff. 1934 wird von Brauns Doktorarbeit über Flüssigkeitsraketen zur geheimen Kommandosache erklärt. Drei Jahre später wird er zum Direktor der Heeresversuchsanstalt Peenemünde ernannt. Hier, auf der Ostseeinsel Usedom, entwickelt von Braun die V2 – die erste Rakete, die mehr als 80 Kilometer hoch fliegen kann und damit praktisch den Weltraum erreicht.
Hitler erhofft sich von der V2, der Vergeltungswaffe, die Kriegswende. Rund 3000 Raketen werden bis Kriegsende abgefeuert, meist auf London und Antwerpen. Etwa 6000 Zivilisten kommen um. Noch mehr Menschen sterben als Zwangsarbeiter im Konzentrationslager Dora in Thüringen, wo die V2 gebaut wird.
"Ich habe 5000 Franzosen gesehen, die in Dora starben. Ich sah, wie man Menschen hängte und an Seilwinden hochzog. Ich sah Hunderte von Exekutionen. Ich sah all das, was man in einem Konzentrationslager sehen kann. Es genügt nicht, nur die SS zu beschuldigen. Man muss die Verantwortlichen weiter oben suchen!"
Das fordert der ehemalige französische KZ-Häftling Georges Soubirou nach Ende des Krieges. Vorwürfe, die Wernher von Braun zurückweist.
"Ich selbst bin vielfach kritisiert worden, dass ich überhaupt meine Hand dazu hergegeben habe, einem als bösartig angesehenen politischen System geholfen zu haben, eine Rakete wie die V2 zu entwickeln. Ich kann dazu nur sagen, rückblickend, dass ich nichts anderes getan habe, als was Millionen andere Deutscher getan haben, die im Kriege ihre Pflicht getan haben. Ein Ingenieur im Kriege ist Soldat. Und an dieser Auffassung hat sich bei mir nichts geändert."
Den Kriegsausgang kann die V2 nicht beeinflussen, dazu ist ihre militärische Wirkung zu gering. Doch von Brauns Wissen ist für die Amerikaner hochinteressant. Nach dem Krieg bringen sie den Ingenieur in die USA. Dort soll er bei einer ehrgeizigen Mission helfen – der Eroberung des Weltraums. Von Braun nimmt die Aufgabe dankbar an, konstruiert immer größere und leistungsfähigere Raketen und macht in den USA Karriere. 1960 – schon längst amerikanischer Staatsbürger – wird er Direktor des Marshall Space Flight Center der NASA. Dort leitet er die Entwicklung der Saturn-V, der Trägerrakete der Apollo-Mondkapseln.
Die Mondlandung vom Juli 1969 markiert den Höhepunkt seiner Karriere. Zwar folgen weitere bemannte Mondmissionen. Doch mit Apollo 17 beendet die NASA 1972 das Programm. Die amerikanische Öffentlichkeit hat das Interesse an den teuren Missionen verloren. Dennoch: Im US-Fernsehen gibt sich Wernher von Braun visionär.
"Wir werden zum Mond zurückkehren. Vielleicht wird das noch zehn Jahre dauern. Aber dann werden wir mit wieder verwendbaren Space Shuttles zurückkehren. Das wird die Reise zum Mond viel billiger machen, vielleicht nur ein Zehntel der bisherigen Kosten. Und dadurch werden sehr ehrgeizige Missionen möglich, zum Beispiel dauerhafte Installationen auf dem Mond."
Dann streicht der US-Kongress die Mittel für die Raumfahrt zusammen. Enttäuscht verlässt von Braun die NASA und wird Vizepräsident eines privaten Luft- und Raumfahrtkonzerns. 1976 geht er in Ruhestand und stirbt ein Jahr später im Alter von 65 an Nierenkrebs. Sein Traum von der Besiedlung des Mondes ist bis heute unerfüllt geblieben.
Das könnte Sie auch interessieren:
Zeitreisen - Raketen für Hitler und Kennedy
Bücher über Wernher von Braun:
Kritik - Genialer Ingenieur und gnadenloser Karrierist
Stefan Brauburger: "Wernher von Braun", Pendo Verlag 2009, 304 Seiten
Kritik - Ein technisches Genie
Michael J. Neufeld: "Wernher von Braun", Siedler Verlag, 685 Seiten
Lesart - Vater aller Raketen
Michael J. Neufeld: "Wernher von Braun, Visionär des Weltraums, Ingenieur des Krieges"
Andruck - Raketentechniker ohne Skrupel
Michael J. Neufeld: "Wernher von Braun. Visionär des Weltraums - Ingenieur des Krieges", Siedler Verlag
21. Juli 1969. Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond und spricht seine berühmten Worte:
"Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit!"
"... one giant leap for mankind."
Und ein Triumph nicht nur für die US-Regierung und die Weltraumbehörde NASA. Ein Triumph vor allem für einen deutschstämmigen Ingenieur: Wernher von Braun.
"Der Raum ist eine neue Arena für menschliche Tätigkeit. Sie müssen unsere ganzen Aktivitäten in der Raumfahrt etwa so betrachten, wie man die Pionierzeit der Segelschiffe betrachten sollte, nach der Erfindung des Kompass."
Geboren am 23. März 1912 lässt sich von Braun schon als Junge von der Raketentechnik faszinieren. Als 13-Jähriger experimentiert er im Berliner Tiergarten mit Feuerwerkskörpern, später tüftelt er an einer neuen Technik – an Fluggeräten, die nicht mit festen Zündsätzen abheben, sondern mit flüssigem Treibstoff. 1934 wird von Brauns Doktorarbeit über Flüssigkeitsraketen zur geheimen Kommandosache erklärt. Drei Jahre später wird er zum Direktor der Heeresversuchsanstalt Peenemünde ernannt. Hier, auf der Ostseeinsel Usedom, entwickelt von Braun die V2 – die erste Rakete, die mehr als 80 Kilometer hoch fliegen kann und damit praktisch den Weltraum erreicht.
Hitler erhofft sich von der V2, der Vergeltungswaffe, die Kriegswende. Rund 3000 Raketen werden bis Kriegsende abgefeuert, meist auf London und Antwerpen. Etwa 6000 Zivilisten kommen um. Noch mehr Menschen sterben als Zwangsarbeiter im Konzentrationslager Dora in Thüringen, wo die V2 gebaut wird.
"Ich habe 5000 Franzosen gesehen, die in Dora starben. Ich sah, wie man Menschen hängte und an Seilwinden hochzog. Ich sah Hunderte von Exekutionen. Ich sah all das, was man in einem Konzentrationslager sehen kann. Es genügt nicht, nur die SS zu beschuldigen. Man muss die Verantwortlichen weiter oben suchen!"
Das fordert der ehemalige französische KZ-Häftling Georges Soubirou nach Ende des Krieges. Vorwürfe, die Wernher von Braun zurückweist.
"Ich selbst bin vielfach kritisiert worden, dass ich überhaupt meine Hand dazu hergegeben habe, einem als bösartig angesehenen politischen System geholfen zu haben, eine Rakete wie die V2 zu entwickeln. Ich kann dazu nur sagen, rückblickend, dass ich nichts anderes getan habe, als was Millionen andere Deutscher getan haben, die im Kriege ihre Pflicht getan haben. Ein Ingenieur im Kriege ist Soldat. Und an dieser Auffassung hat sich bei mir nichts geändert."
Den Kriegsausgang kann die V2 nicht beeinflussen, dazu ist ihre militärische Wirkung zu gering. Doch von Brauns Wissen ist für die Amerikaner hochinteressant. Nach dem Krieg bringen sie den Ingenieur in die USA. Dort soll er bei einer ehrgeizigen Mission helfen – der Eroberung des Weltraums. Von Braun nimmt die Aufgabe dankbar an, konstruiert immer größere und leistungsfähigere Raketen und macht in den USA Karriere. 1960 – schon längst amerikanischer Staatsbürger – wird er Direktor des Marshall Space Flight Center der NASA. Dort leitet er die Entwicklung der Saturn-V, der Trägerrakete der Apollo-Mondkapseln.
Die Mondlandung vom Juli 1969 markiert den Höhepunkt seiner Karriere. Zwar folgen weitere bemannte Mondmissionen. Doch mit Apollo 17 beendet die NASA 1972 das Programm. Die amerikanische Öffentlichkeit hat das Interesse an den teuren Missionen verloren. Dennoch: Im US-Fernsehen gibt sich Wernher von Braun visionär.
"Wir werden zum Mond zurückkehren. Vielleicht wird das noch zehn Jahre dauern. Aber dann werden wir mit wieder verwendbaren Space Shuttles zurückkehren. Das wird die Reise zum Mond viel billiger machen, vielleicht nur ein Zehntel der bisherigen Kosten. Und dadurch werden sehr ehrgeizige Missionen möglich, zum Beispiel dauerhafte Installationen auf dem Mond."
Dann streicht der US-Kongress die Mittel für die Raumfahrt zusammen. Enttäuscht verlässt von Braun die NASA und wird Vizepräsident eines privaten Luft- und Raumfahrtkonzerns. 1976 geht er in Ruhestand und stirbt ein Jahr später im Alter von 65 an Nierenkrebs. Sein Traum von der Besiedlung des Mondes ist bis heute unerfüllt geblieben.
Das könnte Sie auch interessieren:
Zeitreisen - Raketen für Hitler und Kennedy
Bücher über Wernher von Braun:
Kritik - Genialer Ingenieur und gnadenloser Karrierist
Stefan Brauburger: "Wernher von Braun", Pendo Verlag 2009, 304 Seiten
Kritik - Ein technisches Genie
Michael J. Neufeld: "Wernher von Braun", Siedler Verlag, 685 Seiten
Lesart - Vater aller Raketen
Michael J. Neufeld: "Wernher von Braun, Visionär des Weltraums, Ingenieur des Krieges"
Andruck - Raketentechniker ohne Skrupel
Michael J. Neufeld: "Wernher von Braun. Visionär des Weltraums - Ingenieur des Krieges", Siedler Verlag