Hitze – Dürre – Klimawandel
Wie können wir nachhaltig mit Wasser umgehen?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit dem Wasserexperten Markus Möller und Jörg Rechenberg vom Umweltbundesamt. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
Besuchen Sie uns auch auf Facebook, Instagram und Twitter!
Wie können wir nachhaltig mit Wasser umgehen?
75:46 Minuten
Die erste Hitzewelle in diesem Sommer haben wir überstanden. Wer konnte, kühlte sich ab. Die Wasserwerke verzeichneten Rekordwerte. Nach drei Dürresommern in Folge zeigt sich: Auch hierzulande könnte Wasser knapp werden. Nachhaltigkeit ist gefragt!
Es ist immer da, es ist frisch, es ist sauber: unser Wasser. Einfach den Hahn aufdrehen und schon sprudelt es. Wir nutzen es zum Trinken, Kochen, Duschen – etwa 120 Liter täglich pro Kopf. Ganz selbstverständlich – noch.
Aber auch im wasserreichen Deutschland könnte es langfristig zu regionalen Mangelsituationen kommen, warnen Experten. Die letzten drei Jahre waren mit die trockensten seit 70 Jahren, 2018 das bisher wärmste Jahr seit 1881. Diese Wetterextreme und der Klimawandel wirken sich auch auf unser Grundwasser aus und damit auf die Zukunft unserer Wasserversorgung. Dem will Bundesumweltministerin Svenja Schulze mit einer "nationalen Wasserstrategie" und der Novelle des Klimaschutzgesetzes begegnen.
"Ein echtes Alarmzeichen"
Wie können wir nachhaltig mit Wasser umgehen?
"Wenn wir uns die letzten zehn Jahre anschauen, dann lag das Wasserangebot unter dem Mittel der vergangenen 30 Jahre, zum Teil auch deutlich darunter. Und das ist ein echtes Alarmzeichen", sagt Jörg Rechenberg, Leiter des Fachgebiets "Übergreifende Angelegenheiten Wasser und Boden" beim Umweltbundesamt (UBA). Das UBA war auch an der Ausarbeitung der "Nationalen Wasserstrategie" beteiligt.
Die Gründe für den sich abzeichnenden Wassermangel: "Es ist weniger Wasser verfügbar, als benötigt und entnommen wird, weil die Kreisläufe nicht mehr stimmen. Regen fällt weniger, er fällt zu anderen Jahreszeiten. Wenn er fällt, fällt er zu stark. Und Starkregen ist für das Grundwasser nicht gut, weil er in die Flüsse und Meere abrauscht. Die Hauptaufgabe ist, das Wasser in der Landschaft zu halten." Die Versiegelung von Flächen müsse verringert, die veralteten Wassersysteme erneuert werden. Auch die Stadtplanung müsse auf den Klimawandel und die Überhitzung reagieren, so Rechenberg.
Auch jede und jeder Einzelne könne etwas tun: "Wir sagen immer: Sorgsam mit dem Wasser umgehen. Das geht ja schon los bei der Anschaffung neuer Waschmaschinen oder Spülmaschinen, darauf zu achten: Wie hoch ist der Wasserverbrauch? Können Armaturen im Haushalt nachgerüstet werden, die Klospülung, Duschköpfe? Dann generell der Hinweis: Lieber duschen als baden. Regenwasser auffangen für die Gartenbewässerung. Für Versickerung im Garten sorgen und möglichst wenig betonieren, damit die Grundwasservorräte aufgefüllt werden können."
Erfahrungen aus Thüringen und Israel
"Es ist davon auszugehen, dass es zu einer Häufung von Extremwetterereignissen kommen wird, mit einerseits sehr viel Wasser und einer zunehmenden Dürre und Trockenheit", sagt Markus Möller, Hydrologe bei der Thüringer Fernwasserversorgung. Er ist unter anderem für die Bedarfspläne der Talsperren und Stauseen in dem Bundesland zuständig. Aus ihnen wird rund die Hälfte des Wasserbedarfs gespeist.
"Stand Juni 2021 haben wir einen untypisch hohen Wasserstand. Aber das darf uns nicht davon abhalten, sich mit wichtigen Maßnahmen zu beschäftigen, zum Beispiel mit dem Leitungsneubau. Das muss alles von langer Hand geplant werden."
Markus Möller erforscht den Umgang mit Trockenheit und Dürre. Dabei kann er auch auf seine Erfahrungen aus Projekten in Kenia und Israel zurückgreifen. "Israel ist weltweit führend in der Entwicklung von wassersparenden und Bewässerungs-Systemen", so der Experte. Auch im Umgang mit Brauchwasser: "Israel hat ein zweites, separates Leitungssystem, das mit aufbereitetem Brauchwasser gespeist wird. Es ist die Hauptquelle für die Landwirtschaft." Dieses System werde auch in Südafrika und Italien getestet. "Wir haben hier Aufholbedarf. Und ich sehe das auch als Chance, gerade dort, wo kein Wasser aus Flüssen und Grundwasser entnommen werden kann."
(sus)