Wenn das Wetter Schicksalsgemeinschaften schmiedet
Das Wetter ist ein Thema für Alle, sagt der Philosoph Andreas Urs Sommer. Es nivelliere sogar Neidgefühle und habe einen Demokratisierungseffekt. Auch Friedrich Nietzsche sei lebenslang auf der Suche nach dem optimalen Wetter gewesen.
"Über das Wetter können wir alle reden", sagte der Schweizer Philosoph Andreas Urs Sommer im Deutschlandfunk Kultur. "Wir sind alle ganz persönliche Experten, ohne dass wir ganz genau Bescheid wissen." Jeder könne mitreden und alle seien betroffen. Deshalb eignet sich das Thema auch so gut, um Gespräche zu beginnen. Da man dem Wetter wie einem Schicksal ausgesetzt sei, finde sogar eine Solidarisierung statt und man begegne einander mit Mitleid.
Gefühlsgegensätze würden nivelliert und demokratisiert. Diese gleichmachende Funktion des Wetters funktioniere vor allem bei extremen Wetterlagen, sei es bei großen Unwettern oder der jetzigen Hitzewelle. "Entsprechend kriegen sie da diesen Neidpegel ein wenig gedrosselt", sagte Sommer.
Nietzsche und das Wetter
Auch der Philosoph Friedrich Nietzsche habe sich bereits ausgiebig dem Wetter gewidmet. "Nietzsche hat nach den optimalen Lebensbedingungen gesucht und er hat das eben auch philosophisch thematisiert", sagte Sommer.
Sonst seien Philosophen eher dazu geneigt, sich auf der Abstraktionsebene so zu bewegen, dass äußere Bedingungen keine Rolle zu spielen scheinen. Es werde im philosophischen Werk meistens ausgeblendet. Nietzsche habe sich auch als Körper verstanden, für den er optimale Bedingungen finden wollte. "Und in der Tat war er lebenslang auf der Suche nach dem optimalen Wetter." (gem)