Peter Finke: "Lob der Laien, Eine Ermunterung zum Selberforschen"
oekom Verlag 2018, 20 Euro
Das unterschätzte Wissen
Mit seinem Buch "Lob der Laien" drängt der Wissenschaftstheoretiker und Autor Peter Finke darauf, die Arbeit von Amateur-Forschern endlich ernst zu nehmen. Sie hätten oft den besseren Blick für große Zusammenhänge als die professionellen Wissenschaftler.
Beim Autofahren fiel es schon länger auf, dass Windschutzscheiben im Sommer nicht mehr von toten Insekten verklebt wurden. Es waren Amateurforscher des Entomologischen Vereins Krefeld, die in ihren Langzeitbeobachtungen erstmals deutlich machten, dass es in Mitteleuropa ein flächendeckendes Insektensterben gibt, das die Wissenschaft lange nicht bemerkt hatte. Wissenschaftstheoretiker und Autor Peter Finke würdigte im Deutschlandfunk Kultur die Arbeit des Krefelder Vereins als herausragendes Beispiel für Laienforscher, die seit Jahrzehnten wichtige Beobachtungsreihen an Insekten durchführten. Der Verein habe mit seinen Erkenntnissen zum Insektensterben die Aufmerksamkeit von Politik und Medien erreicht. Der Naturschutzbund (NABU) hatte die Bevölkerung dazu aufgerufen, selbst im Alltag Insekten zu zählen.
Amateure könnten oft sehr viel besser beobachten als die Profis, sagte Finke. Das sei sehr wichtig für die Wissenschaft. "Aber welcher von den professionellen Wissenschaftlern, die etabliert sind, beobachtet eigentlich noch selber?" Dafür hätten viele Forscher ihre Mitarbeiter, die dann Zeigerauschläge an Messinstrumenten oder Lichtspuren auf Fotografien beobachteten. "Die beobachten kaum noch selber im Felde." Das täten die Laien sehr gut, sagte Finke. Den Profis sei dagegen oft der Sinn für die Realität verloren gegangen. Schuld sei daran, das Denken in Disziplinen und eine zu starke Spezialisierung, die den Blick häufig verenge. Aber auch der Einfluss von Politik und Wirtschaft sorge dafür, dass die ganze Balance der Wissenschaft verschoben werde. Dabei gehe der Blick auf wichtige Zusammenhänge verloren.
Amateure könnten oft sehr viel besser beobachten als die Profis, sagte Finke. Das sei sehr wichtig für die Wissenschaft. "Aber welcher von den professionellen Wissenschaftlern, die etabliert sind, beobachtet eigentlich noch selber?" Dafür hätten viele Forscher ihre Mitarbeiter, die dann Zeigerauschläge an Messinstrumenten oder Lichtspuren auf Fotografien beobachteten. "Die beobachten kaum noch selber im Felde." Das täten die Laien sehr gut, sagte Finke. Den Profis sei dagegen oft der Sinn für die Realität verloren gegangen. Schuld sei daran, das Denken in Disziplinen und eine zu starke Spezialisierung, die den Blick häufig verenge. Aber auch der Einfluss von Politik und Wirtschaft sorge dafür, dass die ganze Balance der Wissenschaft verschoben werde. Dabei gehe der Blick auf wichtige Zusammenhänge verloren.
Größere Unabhängigkeit
Die Amateure arbeiteten dagegen ehrenamtlich und damit unabhängiger, beispielsweise von sogenannten Drittmitteln. Sie beschäftigten sich aus einem echten Interesse heraus. Deshalb sollte die Amateur-Wissenschaft als eigene Form mit eigenem Stil mehr Anerkennung finden. Ihr Beitrag werde unter professionellen Forschern nicht ausreichend diskutiert, sondern oft nur unter Vorbehalt wahrgenommen. (gem)