Hochklassig und bunt
Ballett ist auf Kuba äußerst populär. In Havanna bildet die Nationale Ballettschule seit Jahrzehnten hochklassige Tänzer aus. Einer von ihnen ist Gonzalo Galguera, der inzwischen als Chefchoreograf des hochklassigen Balletts Magdeburg fungiert. In der ostdeutschen Stadt sitzt er auch im Integrationsbeirat.
"Die Augen. Ich will sehen, wie sie leben."
"Der Tanz hat mein Leben bestimmt: Wie ich laufe, wie ich denke, wie ich mich bewege, wie ich spreche, wie ich fühle, wie ich die Welt für mich übersetze. Das ist alles der Tanz. Es ist wie Luft zum Atmen für mich, wie Wasser zum Leben."
Gonzalo Galguera steht auf der Bühne des Magdeburger Opernhauses. Er hat einen durchtrainierten, athletischen Körper, schulterlanges, schwarzes Haar und einen dunklen Teint. Seine 43 Jahre sieht man ihm nicht an. Man könnte meinen, er sei einer der Tänzer, doch er ist der Choreograf.
"Jungs, ganz wichtig. Halbe Drehung, nicht eine ganze."
Galguera leitet eine Probe für den Ballettabend Carmina Burana. Zusammen mit seiner Ballettmeisterin Olga Ilieva versucht er, etwa 20 Tänzerinnen und Tänzer in harmonischen Einklang zu bringen.
"Ich will alles. Noch mal den Auftritt. Ich muss in euren Augen einiges ablesen und das Gesicht muss leben. Pubertäre Mädchen, die schon wissen, was sie wollen. Achtung!"
Gonzalo Galguera wurde 1969 in Camagüey auf Kuba geboren. Mit zehn Jahren nahm ihn die legendäre Ballettschule Escuela Nacional in Havanna auf, wo er den Abschluss als Tänzer und Tanzpädagoge machte. Kurz darauf tanzte er im kubanischen Nationalballett. 1989 setzte er sich auf einer Auslandstournee ab und fand Engagements in der peruanischen Hauptstadt Lima, in Madrid und an der Komischen Oper in Berlin.
"Für mich war die Komische Oper Deutschland. Ich kann mich erinnern, dass der damalige Ballettdirektor, eine der wichtigsten Personen in meinem Leben, Tom Schilling, gesagt hat - er hat mich tanzen sehen - Junge, du bleibst jetzt hier. Ruck zuck stand ich da in der Komischen Oper von früh bis abends. Das erste halbe Jahr kannte ich nur die Komische Oper. Das war der Satellit, auf dem ich gelebt habe."
Deutschland ist schnell zu seiner Wahlheimat geworden - auch wenn sich das Leben hier ganz anders anfühlte als auf Kuba.
"Die Sprache war eine sehr große Herausforderung für mich. Aber schlimmer als die Sprache war das Wetter. Der Winter, die Kälte, die langen dunklen Tage und Monate. Damit habe ich nicht gerechnet."
Zum Glück spielte sich ein Großteil seines Lebens in der Komischen Oper ab. Dorthin konnte er sich zurückziehen, wenn ihm alles zu viel - oder zu kalt - wurde.
"Ich habe mich abreagiert, indem ich viel getanzt habe. Das war mein einziges Ventil: tanzen, tanzen, tanzen. Den Winter weg tanzen."
Bis 1999 hat Galguera als Solist an der Komischen Oper getanzt. Danach begann seine Karriere als Choreograf und Ballettdirektor - zuerst am Anhaltischen Theater Dessau, seit 2006 am Theater Magdeburg.
"”Stopp, stopp, stopp. Diese Hebung sieht nicht schön aus.""
22 Tänzerinnen und Tänzer sind in seiner Compagnie. Sie kommen aus 14 Nationen. Das Repertoire reicht von klassisch, wie "Der Nussknacker" oder "Don Quichote" bis zu modernen Choreografien - wie "Dancing in the City" oder "Stürmische Höhen".
Gonzalo Galguera ist nicht nur künstlerisch aktiv. Er engagiert sich auch politisch. Als anders aussehnender Mensch, hat man es immer noch nicht leicht in Magdeburg. Das bekommt auch Galguera zu spüren. Ausländerfeindliche Bemerkungen und verächtliche Blicke sind keine Seltenheit.
"Magdeburg, Sachsen-Anhalt, hat einen der niedrigsten Ausländeranteile. Und dennoch ist es immer noch nicht ein Klima der Normalität. Die Straßen in der Nacht sind wirklich ausländerfrei. Es gibt immer wieder diesen unterschwelligen Rassismus. Ich denke, als Ausländer muss man in die Offensive gehen."
Darum hat Galguera sofort zugestimmt, als er 2009 in den Integrationsbeirat von Magdeburg berufen wurde. Hier kann er sich für die Rechte von Migranten und Asylbewerbern einsetzen. Doch auch als Ballettdirektor und Choreograf glaubt er, etwas bewegen zu können.
"Mein Beitrag als Künstler scheint erstmal nicht so bedeutend. Aber genau das ist für mich das Schöne, weil ich denke, mit der Kunst kannst du schon Dinge bewegen, kannst du doch die Welt verändern. Du stehst im Mittelpunkt. Es ist für mich eine Ehre, als ausländischer Mitbürger in diesem Land etwas zu machen."
"Der Tanz hat mein Leben bestimmt: Wie ich laufe, wie ich denke, wie ich mich bewege, wie ich spreche, wie ich fühle, wie ich die Welt für mich übersetze. Das ist alles der Tanz. Es ist wie Luft zum Atmen für mich, wie Wasser zum Leben."
Gonzalo Galguera steht auf der Bühne des Magdeburger Opernhauses. Er hat einen durchtrainierten, athletischen Körper, schulterlanges, schwarzes Haar und einen dunklen Teint. Seine 43 Jahre sieht man ihm nicht an. Man könnte meinen, er sei einer der Tänzer, doch er ist der Choreograf.
"Jungs, ganz wichtig. Halbe Drehung, nicht eine ganze."
Galguera leitet eine Probe für den Ballettabend Carmina Burana. Zusammen mit seiner Ballettmeisterin Olga Ilieva versucht er, etwa 20 Tänzerinnen und Tänzer in harmonischen Einklang zu bringen.
"Ich will alles. Noch mal den Auftritt. Ich muss in euren Augen einiges ablesen und das Gesicht muss leben. Pubertäre Mädchen, die schon wissen, was sie wollen. Achtung!"
Gonzalo Galguera wurde 1969 in Camagüey auf Kuba geboren. Mit zehn Jahren nahm ihn die legendäre Ballettschule Escuela Nacional in Havanna auf, wo er den Abschluss als Tänzer und Tanzpädagoge machte. Kurz darauf tanzte er im kubanischen Nationalballett. 1989 setzte er sich auf einer Auslandstournee ab und fand Engagements in der peruanischen Hauptstadt Lima, in Madrid und an der Komischen Oper in Berlin.
"Für mich war die Komische Oper Deutschland. Ich kann mich erinnern, dass der damalige Ballettdirektor, eine der wichtigsten Personen in meinem Leben, Tom Schilling, gesagt hat - er hat mich tanzen sehen - Junge, du bleibst jetzt hier. Ruck zuck stand ich da in der Komischen Oper von früh bis abends. Das erste halbe Jahr kannte ich nur die Komische Oper. Das war der Satellit, auf dem ich gelebt habe."
Deutschland ist schnell zu seiner Wahlheimat geworden - auch wenn sich das Leben hier ganz anders anfühlte als auf Kuba.
"Die Sprache war eine sehr große Herausforderung für mich. Aber schlimmer als die Sprache war das Wetter. Der Winter, die Kälte, die langen dunklen Tage und Monate. Damit habe ich nicht gerechnet."
Zum Glück spielte sich ein Großteil seines Lebens in der Komischen Oper ab. Dorthin konnte er sich zurückziehen, wenn ihm alles zu viel - oder zu kalt - wurde.
"Ich habe mich abreagiert, indem ich viel getanzt habe. Das war mein einziges Ventil: tanzen, tanzen, tanzen. Den Winter weg tanzen."
Bis 1999 hat Galguera als Solist an der Komischen Oper getanzt. Danach begann seine Karriere als Choreograf und Ballettdirektor - zuerst am Anhaltischen Theater Dessau, seit 2006 am Theater Magdeburg.
"”Stopp, stopp, stopp. Diese Hebung sieht nicht schön aus.""
22 Tänzerinnen und Tänzer sind in seiner Compagnie. Sie kommen aus 14 Nationen. Das Repertoire reicht von klassisch, wie "Der Nussknacker" oder "Don Quichote" bis zu modernen Choreografien - wie "Dancing in the City" oder "Stürmische Höhen".
Gonzalo Galguera ist nicht nur künstlerisch aktiv. Er engagiert sich auch politisch. Als anders aussehnender Mensch, hat man es immer noch nicht leicht in Magdeburg. Das bekommt auch Galguera zu spüren. Ausländerfeindliche Bemerkungen und verächtliche Blicke sind keine Seltenheit.
"Magdeburg, Sachsen-Anhalt, hat einen der niedrigsten Ausländeranteile. Und dennoch ist es immer noch nicht ein Klima der Normalität. Die Straßen in der Nacht sind wirklich ausländerfrei. Es gibt immer wieder diesen unterschwelligen Rassismus. Ich denke, als Ausländer muss man in die Offensive gehen."
Darum hat Galguera sofort zugestimmt, als er 2009 in den Integrationsbeirat von Magdeburg berufen wurde. Hier kann er sich für die Rechte von Migranten und Asylbewerbern einsetzen. Doch auch als Ballettdirektor und Choreograf glaubt er, etwas bewegen zu können.
"Mein Beitrag als Künstler scheint erstmal nicht so bedeutend. Aber genau das ist für mich das Schöne, weil ich denke, mit der Kunst kannst du schon Dinge bewegen, kannst du doch die Welt verändern. Du stehst im Mittelpunkt. Es ist für mich eine Ehre, als ausländischer Mitbürger in diesem Land etwas zu machen."