Hochprozentige Anlage

Wie man in Whiskey und Wein investiert

Die Whisky-Auswahl einer Bar in Oban in Schottland: Dutzende Whisky-Flaschen und zahlreiche Gläser sind zu sehen.
Whisky-Auswahl einer Bar © picture alliance / dpa / Bill Wassman
Von Ludger Fittkau |
Eine Kapitalanlage, die man trinken kann? Wenn die Kapitalanlage ein schöner Rotwein oder ein edler Whiskey ist, dann schon. Doch dann lässt sich das Getränk später nicht gewinnbringend veräußern - und das ist das Ziel. Wie funktionieren Whiskey und Wein als Geldanlage?
"Wenn man hier reinkommt, geht automatisch das Licht an."
Carlos Schönig führt mich mitten in der Frankfurter City in einen Sandstein- Gewölbekeller aus dem 19. Jahrhundert. Es ist kühl und überall stehen kleine Käfige. Es sind Tresore für edle Weine. Wir sind in der Schatzkammer der ersten sogenannten "Winebank" in der Mainmetropole, die offiziell im Mai eröffnet wird:
"Hier sind wir schon im Tresorbereich. Hier haben wir schon eine runtergekühlte Temperatur. Das heißt, der Eingang funktioniert mit der Winebankers-Karte, die man beim Mieten dieses Faches zugeschickt bekommt. Mit dieser Karte und seiner PIN kann man dann sofort in den gekühlten und abgetrennten Bereich der Winebank kommen."
Hier kann man fast in Sichtweite der deutschen Börse den Wein verköstigen. Man kann ihn aber auch einfach im Tresor liegenlassen und sich an der möglichen Wertsteigerung erfreuen. Denn Wein wird aktuell mehr und mehr zur Kapitalanlage, weil es sich wegen der anhaltend geringen Zinsen nicht lohnt, das Geld auf dem Sparbuch zu lassen.
Winebank-Manager Carlos Schönig: "Mit Sicherheit ist es ein sehr interessantes Thema. Man muss natürlich nur drauf achten, in welche Weine man investiert. Nicht jeder Wein eignet sich dafür. Man muss ganz klar selektieren und schauen, welche Weine haben in den letzten Jahren die beste Steigerung gehabt, welche Weine haben womöglich in den nächsten Jahren eine gute Steigerung. Ein bisschen muss man sich da reinlesen, muss ein bisschen Experte werden und dann ist das mit Sicherheit eine gute Anlagemöglichkeit."

"Flaschengold" als Alternative zu "Betongold"

"Flaschengold" – so nennt die Süddeutsche Zeitung teure Alkoholika, die als Alternative zu "Betongold" – also dem Hausbau – oder dem Sparbuch ohne Zinsen immer attraktiver werden.
Weinbanken oder auch sogenannte "Whiskey-Safes" haben Konjunktur. Benjamin Heinzelmann von der Firma "Kirschner and Sons" betreibt im badischen Emmendingen einen "Whiskey-Safe":
"Whiskey ist jetzt im Vergleich zu anderen Anlegegeschichten wie Aktien oder das ganz normale klassische Sparbuch von der Rendite her extrem interessant, weil wir beim Whiskey durchschnittlich zweistellige Renditewerte erzielen können, was man momentan bei einem Sparbuch oder bei Aktien nur schwierig bekommt und von daher ist Whiskey als Kapitalanlage natürlich sehr interessant geworden."
Insbesondere Whiskey aus sogenannten "geschlossenen Brennereien" sei als Kapitalanlage interessant,mit der Wertsteigerungen von zehn Prozent oder mehr erreicht werden können, erklärt Benjamin Heinzelmann:
"Geschlossene Brennereien sind im Prinzip Brennereien, die nicht mehr produzieren. Also keinen Whiskey mehr produzieren. Und dann gibt es auch noch Brennereien, die nicht mehr existent sind. Also Brennereien, die schon abgerissen wurden und wo mittlerweile schon was ganz anderes steht. Da gibt es ja nur noch wenige Fässer, wenn es überhaupt noch Fässer gibt. Und dadurch auch wenige Flaschen und solche Flaschen sind natürlich Bei Anlegern sehr gefragt. Da kann man auch teilweise mit sehr großen Wertsteigerungen rechnen."
Whiskey muss bei 15 Grad Raumtemperatur und 55 Prozent Luftfeuchtigkeit gelagert werden. Während Wein in der Flasche noch reift, verändert der Whiskey den Geschmack kaum noch:
"Whiskey kann man tatsächlich Ewigkeiten lagern, das ist eigentlich das Schöne daran. Man muss eben, wie wir es jetzt auch bei unserem Whiskey-Safe haben - also in dieser speziellen Einlagerungsmöglichkeit- auf ein paar Faktoren achten: Da ist natürlich zum einen, wie sie sagen, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Aber, wenn das alles stimmt, wenn der Whiskey stehend gelagert wird, wenn er in einem dunklen Raum gelagert wird, dann kann man Whiskey tatsächlich auf Jahre hin lagern und das ist ja eigentlich auch das, was Whiskey als Kapitalanlage so interessant macht."

Tresorraum 24 Stunden zugänglich

Ob Whiskey-Safe in Südbaden oder Winebank in Sichtweite der Frankfurter Börse- wer sein "Flaschengold" unter professioneller Aufsicht und speziell gesichert lagern will, muss dafür natürlich auch bezahlen. Das ist dann schon ein bisschen mehr als die Kontoführungsgebühr bei der Sparkasse. "Winebank"-Manager Carlos Schönig:
"Unser kleinster Tresor kostet 99 Euro, wobei da natürlich 35 Flaschen rein passen nicht nur eine Kiste. Aber das ist der Kleinste, den wir haben.Der größte Tresor in der neuen Frankfurter Weinbank kann sogar rund 1000 Flaschen aufnehmen."
Der Rheingau-Winzer Christian Ress, der vor einem knappen Jahrzehnt das Weinbank-Konzept erfunden hat und der auch an der Einrichtung des Frankfurter Gewölbekellers beteiligt war, bremst jedoch ein wenig beim Thema Wein als Kapitalanlage:
"Na ja, wir Winzer sehen das – oder ich persönlich sehe das – manchmal auch ein bisschen anders. Weil wir – oder ich – natürlich den Wein machen, damit er am Ende getrunken wird. Wir sind da immer ein bisschen zurückhaltend, wenn die Leute anfangen, den Wein dazu zu benutzen, um eine Rendite zu erzielen und sich dann letztlich nicht mehr dran trauen, ihn zu trinken, sondern ihn dort liegen lassen, wie in einem Museum. Also wir freuen uns immer, wenn er gekauft wird, um auch getrunken zu werden. Das ist der Grund, weswegen wir ihn produziert haben. Aber wir respektieren natürlich auch andere Gründe die es womöglich gibt, eine gute Flasche Wein zu kaufen."
Damit sein Rheingau-Riesling auch in der Frankfurter Weinbank nicht zum Museumsobjekt verkommt, sondern getrunken wird, ist der Tresorraum für Durstige 24 Stunden lang zugänglich.
Überdrehte Nachtarbeiter im Bankenviertel oder beschwingte Opernbesucher können ihre geplante Kapitalanlage also noch spät genussvoll an gemütlichen Tischen oder in verschwiegenen und vergitterten Ecken im Tresorraum vernichten, wenn ihnen danach ist.
Weinbank-Manager Carlos Schönig: "Ganz ehrlich. Die meisten werden diesen Platz hier nutzen, um mit ihren Freunden und Bekannten den Wein hier zu trinken. Sie werden natürlich aber auch immer ihre Schätze behalten und dann auf den richtigen Moment warten, um den ganz, ganz, ganz hochwertigen Wein zu trinken."
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