Hochprozentige Weihnachtszeit
Heißer Punsch gehört zu den Winterabenden wie Lametta zum Christbaum. Doch wie ist dieses Getränk eigentlich entstanden? Udo Pollmer hat sich auf Spurensuche begeben und erfuhr: Der Punsch hat seinen Ursprung nicht in Indien, sondern in der Karibik.
Punsch gibt es in vielen Variationen, einige gelten sogar als nationale Spezialität. Man denke nur an den Glögg der Skandinavier, mit Rosinen drin und Mandeln, den Jagertee der Österreicher oder die Feuerzangenbowle, die in Deutschland gern an Weihnachten zelebriert wird.
Glaubt man den Sprachforschern, dann liegt die Heimat des Punsches in Indien. Anfang des 17. Jahrhunderts sollen ihn Seeleute der britischen East India Company aus ihrer Kolonie mitgebracht haben. Beweis: Das Wort Punsch, englisch "Punch", käme aus dem Sanskrit. Es leite sich von "Panc" ab, und das bedeutet die Zahl fünf. Aus exakt fünf Zutaten habe ein echter Punsch zu bestehen: Nämlich Arrak - ein derber Schnaps aus vergorener Palmzuckermelasse und Reismaische - dazu kommen Zucker, Zitronen, Tee und Gewürze.
Ich glaube den Sprachforschern kein Wort. Erstens enthalten die meisten klassischen Rezepturen nur vier Zutaten. Und noch dazu Wasser statt Tee. Das war nicht nur in England so, sondern auch in Deutschland. Im berühmten "Punschlied" von Friedrich Schiller, heißt es: "Vier Elemente / Innig gesellt / Bilden das Leben / Bilden die Welt". Zweitens scheint der Punsch auch in Indien nicht so recht bekannt gewesen zu sein. Ein indisches Standardwerk über historische Speisen kennt zwar viele Getränke und manche sogar mit dem Wort fünf darin - aber keines erinnert an den Punsch.
Drittens erscheint mir Indien etwas weit hergeholt, denn es gibt näherliegende Erklärungen: Das englische "Punch" ist die Kurzform von Puncheon. So hießen die Fässer, in denen die Seeleute ihren Rum transportierten. Und so nannten sie auch noch die Rumsorte, die unter den Matrosen am meisten geschätzt war: der 75-prozentige Stoff aus Jamaika. Insofern kommt der Punsch ursprünglich nicht aus Indien, sondern wohl aus der Karibik, von den Westindischen Inseln. Dort ist er schon lange bekannt und noch heute populär. Erst später wurde das Wasser durch Tee aus Ceylon ersetzt.
In Deutschland ist der Punsch erstmals nachweisbar um 1740, - wie es damals hieß " ... ein starckes Geträncke unter denen See-Leuten, welches ... aus Branntewein, Wasser, Zucker, Pomeranzen-Safft, und Muscaten-Nüssen zubereitet wird". Aus dem Punsch entstand in Deutschland die Feuerzangenbowle, die wohl festlichste Weiterentwicklung. Der Rum wird nicht einfach in den gezuckerten und gewürzten Rotwein gekippt, sondern man tränkt damit einen Zuckerhut. Nach dem Anzünden tropft der karamellisierte Zucker ins Getränk. Erlebnisgastronomie pur.
Auch die Österreicher haben ihren eigenen Punsch entwickelt, den berühmten Jagertee, eine Mixtur aus Schwarztee, Gewürzen und einer ordentlichen Portion Inländerrum. Da Österreich-Ungarn keine Kolonien besaß, musste es seinen Rum aus Spiritus, brauner Farbe und ein paar synthetischen Aromen zusammenpanschen. Das Ergebnis hieß dann Inländerrum. Die Alpenrepublik ist so stolz auf diese Erfindung, dass sie sich ihren "Rum" samt Jagertee per Staatsvertrag beim Beitritt in die EU als "nationale Spezialität" hat schützen lassen.
Offenbar haben sie sich damit Mut angetrunken und nun bereichern sie das Angebot mit einer Steigerung des Jagertees - dem Wilderertee. Da die Wilderer viel wildere Hundlinge sind als die Jager, vertragen sie natürlich auch mehr. Deshalb enthält dieser "Tee" eine Extraportion Inländerrum. Mal sehen, ob unsere Nachbarn das Wildern und das passende Getränk dazu im neuen Jahr als Weltkulturerbe anmelden.
Eins muss man ihnen aber lassen: Sie haben den Geschmack getroffen, denn die Deutschen konsumieren mehr Jagertee als Feuerzangenbowle. Und selbst bei der Feuerzangenbowle hat sich der Inländerrum bewährt. Mit 80 Prozent Alkohol brennt er fast so gut wie ein Grillanzünder. Prost!
Literatur
Drosdowski G et al: Duden - Das Herkunftswörterbuch. Dudenverlag, Mannheim 1963
Johann Heinrich Zedlers Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Leipzig 1731 - 1754, Band 29, Spalte 1627
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Dtv, München 1962; Band 1
Prakash O, Chhabra BC: Food and Drinks in Ancient India. Munshi Ram Manohar Lal, Delhi 1961
Morton M: Cupboard Love: A Dictionary of Culinary Curiosities. Insomniak Press, Toronto 2004
Roberts GE, Porter H: Cups and their customs. J van Voorts, London 1869
Glaubt man den Sprachforschern, dann liegt die Heimat des Punsches in Indien. Anfang des 17. Jahrhunderts sollen ihn Seeleute der britischen East India Company aus ihrer Kolonie mitgebracht haben. Beweis: Das Wort Punsch, englisch "Punch", käme aus dem Sanskrit. Es leite sich von "Panc" ab, und das bedeutet die Zahl fünf. Aus exakt fünf Zutaten habe ein echter Punsch zu bestehen: Nämlich Arrak - ein derber Schnaps aus vergorener Palmzuckermelasse und Reismaische - dazu kommen Zucker, Zitronen, Tee und Gewürze.
Ich glaube den Sprachforschern kein Wort. Erstens enthalten die meisten klassischen Rezepturen nur vier Zutaten. Und noch dazu Wasser statt Tee. Das war nicht nur in England so, sondern auch in Deutschland. Im berühmten "Punschlied" von Friedrich Schiller, heißt es: "Vier Elemente / Innig gesellt / Bilden das Leben / Bilden die Welt". Zweitens scheint der Punsch auch in Indien nicht so recht bekannt gewesen zu sein. Ein indisches Standardwerk über historische Speisen kennt zwar viele Getränke und manche sogar mit dem Wort fünf darin - aber keines erinnert an den Punsch.
Drittens erscheint mir Indien etwas weit hergeholt, denn es gibt näherliegende Erklärungen: Das englische "Punch" ist die Kurzform von Puncheon. So hießen die Fässer, in denen die Seeleute ihren Rum transportierten. Und so nannten sie auch noch die Rumsorte, die unter den Matrosen am meisten geschätzt war: der 75-prozentige Stoff aus Jamaika. Insofern kommt der Punsch ursprünglich nicht aus Indien, sondern wohl aus der Karibik, von den Westindischen Inseln. Dort ist er schon lange bekannt und noch heute populär. Erst später wurde das Wasser durch Tee aus Ceylon ersetzt.
In Deutschland ist der Punsch erstmals nachweisbar um 1740, - wie es damals hieß " ... ein starckes Geträncke unter denen See-Leuten, welches ... aus Branntewein, Wasser, Zucker, Pomeranzen-Safft, und Muscaten-Nüssen zubereitet wird". Aus dem Punsch entstand in Deutschland die Feuerzangenbowle, die wohl festlichste Weiterentwicklung. Der Rum wird nicht einfach in den gezuckerten und gewürzten Rotwein gekippt, sondern man tränkt damit einen Zuckerhut. Nach dem Anzünden tropft der karamellisierte Zucker ins Getränk. Erlebnisgastronomie pur.
Auch die Österreicher haben ihren eigenen Punsch entwickelt, den berühmten Jagertee, eine Mixtur aus Schwarztee, Gewürzen und einer ordentlichen Portion Inländerrum. Da Österreich-Ungarn keine Kolonien besaß, musste es seinen Rum aus Spiritus, brauner Farbe und ein paar synthetischen Aromen zusammenpanschen. Das Ergebnis hieß dann Inländerrum. Die Alpenrepublik ist so stolz auf diese Erfindung, dass sie sich ihren "Rum" samt Jagertee per Staatsvertrag beim Beitritt in die EU als "nationale Spezialität" hat schützen lassen.
Offenbar haben sie sich damit Mut angetrunken und nun bereichern sie das Angebot mit einer Steigerung des Jagertees - dem Wilderertee. Da die Wilderer viel wildere Hundlinge sind als die Jager, vertragen sie natürlich auch mehr. Deshalb enthält dieser "Tee" eine Extraportion Inländerrum. Mal sehen, ob unsere Nachbarn das Wildern und das passende Getränk dazu im neuen Jahr als Weltkulturerbe anmelden.
Eins muss man ihnen aber lassen: Sie haben den Geschmack getroffen, denn die Deutschen konsumieren mehr Jagertee als Feuerzangenbowle. Und selbst bei der Feuerzangenbowle hat sich der Inländerrum bewährt. Mit 80 Prozent Alkohol brennt er fast so gut wie ein Grillanzünder. Prost!
Literatur
Drosdowski G et al: Duden - Das Herkunftswörterbuch. Dudenverlag, Mannheim 1963
Johann Heinrich Zedlers Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Leipzig 1731 - 1754, Band 29, Spalte 1627
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Dtv, München 1962; Band 1
Prakash O, Chhabra BC: Food and Drinks in Ancient India. Munshi Ram Manohar Lal, Delhi 1961
Morton M: Cupboard Love: A Dictionary of Culinary Curiosities. Insomniak Press, Toronto 2004
Roberts GE, Porter H: Cups and their customs. J van Voorts, London 1869