Wie Leistungssportler erfolgreich studieren können, wollte Thomas Jaedicke von Dr. Sigmund Stintzing und Prof. Manfred Heuschmann von der Ludwig-Maximilians-Universität München wissen.
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Wenn Staatsexamen und Olympia vor der Tür stehen
Studium und Leistungssport zu verbinden ist eine Herausforderung: Die Hockeyspielerin Hannah Krüger muss Training, Uni-Alltag und die Reisen zu den Ligaspielen unter einen Hut kriegen. Jetzt kommt mit der Nationalmannschaft auch noch die Vorbereitung auf Olympia dazu.
Es ist noch immer empfindlich kalt am Abend, der Rasen des Platzes im Münchner Norden ist angefroren. Doch Hannah Krüger und ihre Teamkolleginnen vom Feldhockey-Bundesligisten Münchner Sportclub lassen sich davon nicht beirren: Konzentriert üben sie Finten, Hannah Krüger täuscht links an, schlenzt den Ball dann rechts an der Gegenspielerin vorbei ins Tor.
Die 27-Jährige spielt gut, so gut, dass sie in der Frauennationalmannschaft eine wichtige Stütze ist, sie trainiert viel für die Liga, für die Auswahlspiele. Aber eigentlich ist die junge Frau mit dem rotblonden Zopf Studentin, sie will Bio- und Chemielehrerin am Gymnasium werden:
"Bei uns ist halt einfach enorm wichtig, dass man nebenher noch was macht, mit dem man auch noch was anfangen kann. Weil sonst steht man halt dann als Ex-Leistungssportler da und muss kucken, wie man weitermacht."
Trainieren, studieren und Reisen zu den Ligaspielen
Doch Studium und Leistungssport zu verbinden, ist nicht ganz einfach. Auch wenn Hannah Krüger Geld von der Deutschen Sporthilfe bekommt, also keinen Nebenjob annehmen muss, um Miete und Bücher zu bezahlen. Aber drei mal pro Woche Vereinstraining, dazu noch Stützpunkttraining, Krafttraining, Sprinttraining, Ausdauerläufe - das ist nicht so leicht mit dem Uni-Alltag zu kombinieren. Und dann sind da ja noch die Ligaspiele, bei denen Hannah Krüger durch die halbe Republik muss: Samstag in Braunschweig, Sonntag in Berlin; so sieht ein typisches Wochenende aus.
Momentan bereitet sie sich mit der Nationalmannschaft auf Olympia vor; gleichzeitig steckt sie mitten im Staatsexamen – die letzten Wochen waren nicht einfach:
"Ja, der Tag sah letztendlich sehr trist aus. Man ist aufgestanden, hat das Lernen angefangen, hat in der Mittagspause eine Einheit gemacht, ob das Krafttraining war oder ein Lauf, hat sich dann wieder an den Schreibtisch gesetzt und am Abend ist man wieder ins Training gegangen."
Auf den Fahrten zu den Ligaspielen nimmt die Studentin ihre Bücher mit, lernt im Zug oder Bus. Ein Problem sind auch die Trainingslager mit der Nationalmannschaft: Mal zwei Wochen in Südafrika, mal eine Woche in Singapur und das alles während der Vorlesungszeit, wenn Hannah Krüger eigentlich im Labor stehen sollte: Das geht nur, weil ihre Uni, die Ludwig-Maximilians-Universität in München, Verständnis für ihre Situation hat, sagt Hannah Krüger. Weil sie dort Kurse auch mal auf zwei Semester aufteilen kann.
Kaum Zeit für normales Studentenleben
Aber die Leistungssportlerin muss schon auch zugeben, viel mehr außer Hockey und Uni geht nicht; ihr Freundeskreis sind vor allem die Mädels aus dem Team:
"Man hat einfach dreimal die Woche abends Training. Und das normale Studentenleben ist halt doch: Ah heute Abend machen wir mal das – heute bin ich nicht dabei. Die fragen immer wieder und die fragen immer wieder gerne und wenn man dann mal kann, dann freuen sie sich auch, aber trotzdem ist es halt so, dass man mit den Hockeymädels sehr, sehr viel mehr Zeit verbringt."
Doch die Aussicht, jetzt in Brasilien dabei zu sein, macht den ganzen Stress wett, sagt die Nationalspielerin und lacht. Dann verschwindet sie schnell in der Umkleide: Es ist schon kurz nach neun, am nächsten Morgen um sieben muss sie wieder auf dem Rasen stehen - zum Stützpunkttraining.