Höhlenrettung in Thailand

"Verzweiflung vermeiden und aktiv bleiben"

Ein Familienmitglied zeigt ein Bild von Kindern aus einer Jugendfußballmannschaft, die tagelang in einer Höhle in Thailand eingeschlossen waren.
Ein Familienmitglied zeigt ein Bild der Eingeschlossenen © AFP
Peter Walschburger im Gespräch mit Vladimir Balzer |
Seit zwei Wochen sind zwölf Fußballer mit ihrem Trainer in einer unterirdischen Höhle in Thailand eingeschlossen. Der Psychologe und Angstforscher Peter Walschburger erläutert die Situation und erklärt, wie sie am besten bewältigt werden kann.
Seit zwei Wochen sind zwölf Jugendfußballer und ihr Trainer in einer Höhle in Thailand eingeschlossen. Dass die Eingeschlossenen Jugendliche seien, sei in dieser schrecklichen Situation hilfreich, meint der Psychologe und Angstforscher Peter Walschburger über das Jugend-Fußball-Team in der thailändischen Höhle. "Während Kinder doch eher hilflos reagieren würden, sind gerade ältere Jugendliche auf dem Gipfel ihrer Unternehmungslust. Sie sind daher nicht schlecht vorbereitet auf so eine existenzielle Krisensituation", so Walschburger. Er wolle natürlich die Situation nicht klein reden, sie sei furchtbar, so der Psychologe weiter, aber "es wäre für alte Menschen schlimmer und es wäre für Kinder schlimmer."

Wer kann den Lebenswillen verstärken?

Auch dass es sich um eine Fußballmannschaft samt Trainer handelt, sei eher günstig, meint Walschburger. "Da ist ein Trainer dabei, mit einer bestimmt schon länger wirkenden Autorität. Der kann eine erste Führungsfigur übernehmen. Und andere Jugendliche können unter Umständen den Lebenswillen anregen, indem sie die Gruppe zu arbeitsteiliger Aktivität bewegen."
Ganz wichtig sei es, keine falschen Erwartungen zu wecken. "Wenn man Verzweiflung vermeiden will, dann muss man in der Lage sein, die Situation realistisch zu kommunizieren", sagt Walschburger. Eine entscheidende Frage sei, wie lange die Jugendlichen und ihr Trainer noch in der Höhle eingeschlossen sind. "Es kann sein, dass sie in eine Art Langzeit-Isolation reinkommen, wo ganz andere Effekte auftreten. Ein Bewältigungsgeschehen, was erstmal von Hoffnung getragen ist und dann langsam in eine ängstlich getönte, deprimierte, verzweifelte Stimmung umschlägt" so der Angstforscher.

Die Rettung muss gut vorbereitet sein

Die Rettung sollte gut vorbereitet werden, um Panikreaktionen zu vermeiden. "Indem man die ganz konkreten Ziele klarmacht und ermuntert 'Wir schaffen das!'. Und dann werden sie sich auch vorstellen, dass sie durchkommen. Und dann ganz engen Kontakt haben, einer am anderen, dass sie sozusagen den sozialen Kontakt nicht verlieren - so stelle ich mir die Sache gutartig vor", meint Peter Walschburger.
Das Team und sein Trainer hatten sich vor starken Regenfällen in das Höhlensystem geflüchtet und waren durch eindringende Wassermassen gezwungen, sich immer weiter zurückzuziehen. Mittlerweile sind Teile der unterirdischen Wege überflutet und ihr Rückweg abgeschnitten. Kürzlich war ein Taucher bei einem Rettungsversuch ums Leben gekommen.
(be)
Mehr zum Thema