Hörbuch "40 Jahre Titanic Magazin"

Mit Florett und Vorschlaghammer

04:53 Minuten
Cover: "40 Jahre Titanic Magazin: Der endgültige Satire-Soundtrack"
Wenn die Titanic so alt wird wie einstmals die DDR, darf auch Zonen-Gabys "erste Banane" auf dem Cover nicht fehlen. © Random House Audio
Von Georg Gruber |
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Die Titanic wird 40 und feiert das mit einem "endgültigen Satire-Soundtrack": Über fünfeinhalb Stunden lang gibt es Lesungen, Gedichte, Archiv-Aufnahmen - von der Bonner Republik bis heute. Das Hörbuch zeigt, wie vielfältig Satire sein kann.
Sonneborn: "Titanic"
Anrufer: "Schönen guten Tag, mein Name tut nichts zur Sache."
Sonneborn: "Ein komplizierter Name, 'tut nichts zur Sache'."
Anrufer: "Das interessiert nicht. Wissen Sie was, Sie sind ein ganz großer Nestbeschmutzer. Also Sie können nur froh sein, dass ich weiter weg wohne, sonst könnten sie was erleben."
Sonneborn: Wo wohnen Sie denn?
Anrufer: "So was da rein schreiben! So was den Franz Beckenbauer so differemieren, das gibt’s doch gar nicht, was bilden Sie sich eigentlich ein, wer Sie sind?"
Sonneborn: "Wir diffemerieren, wen wir wollen!"
Wie weit darf Satire gehen? Der Titanic wurde in ihrer 40-jährigen Geschichte immer wieder vorgeworfen, die Grenzen des Zulässigen zu überschreiten. Auch nachdem das Magazin im Jahr 2000 mit einem plumpen Bestechungsversuch die Fußball-Weltmeisterschaft nach Deutschland holen wollte.
Sonneborn: "Titanic"
Anrufer: "Ihr seid doch krank im Kopf!"
Sonneborn: "Sind Sie Arzt?"
Doch um Grenzen hat sich das Satiremagazin in seiner langen Geschichte nie gekümmert. Geschmäht wurde und wird jeder, der es in den Augen der Redaktion verdient hat, vom Papst über Helmut Kohl bis zum "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt. Pit Knorr, einer der Gründer des Magazins, erinnert sich an die Anfänge im Jahr 1979:
"Wie lange kann das gut gehen, wie lange und warum überhaupt bleibt eine Künstlergruppe zusammen?"
Jene Künstlergruppe nannte sich ganz selbstbewusst Neue Frankfurter Schule. Darunter waren Zeichner, Schriftsteller, Dichter und Denker wie Robert Gernhardt, Eckhard Henscheid, Bernd Eilert, Hans Traxler und F. W. Bernstein. Die meisten kannten sich vom ersten großen Satiremagazin der alten Bundesrepublik "Pardon", das damals seinen Zenit schon lange überschritten hatte. Darum die Neugründung, die aus dem Stand ein großer Erfolg wurde. Und die Künstlergruppe hat sich seitdem immer wieder erweitert und verjüngt.
"Wir begrüßen auf der Bühne: Thomas Gsella, der neue Chefredakteur der Titanic."

"Manchmal kann Satire auch zu erfolgreich sein"

Live-Auftritte, Lesungen, Gedichte, Archiv-Aufnahmen und neu eingesprochenes - über fünfeinhalb Stunden dauert diese satirische Zeitreise durch die vergangenen 40 Jahre: Ein Stück Zeitgeschichte, von der Bonner Republik bis heute. Und damit sich auch die jüngeren Hörer auskennen, führt Redaktionsassistentin Birgit Staniewski durch das bunte Programm:
"Manchmal kann Satire auch zu erfolgreich sein. Ende der Achtzigerjahre widmet Titanic dem damaligen Außenminister Hans Dietrich Genscher eine Comic-Serie. Die Abenteuer des riesenohrigen Superhelden im Kampf gegen den schurkischen Waigel sind so beliebt, dass die Redakteure Wiglaf Droste, Christian Y. Schmidt und Hanns Zippert bald einen Song mit Bela B aufnehmen müssen. Als sich Genscher schließlich selbst mit einer Genschman-Maske fotografieren lässt, bricht die Redaktion die Serie ab. Aus Scham."

Eine Konstante im Heft sind bis heute die Briefe an die Leser – und auch davon gibt es einige zu hören:
"Vor etwa drei Jahren, Gisela von Hinten, gründeten Sie in Ravensburg die Praxis für Partner- und Sexualberatung Gisela von Hinten und das fanden wir schon damals prima, beziehungsweise fast schon etwas zauberhaft."
"40 Jahre Titanic - Der endgültige Satire-Soundtrack" zeigt, wie vielseitig Satire sein kann, polemisch, verspielt, albern, manchmal auch pubertär und zotig. Geistreicher Nonsens und bissige Zeitkritik. Mal mit dem Florett ausgeführt, mal mit dem Vorschlaghammer. Und selbst, wenn manches über die Jahre Patina angelegt hat, kann einem diese abwechslungsreiche Produktion doch dunkle Tage erhellen - auch das darf Satire.
"Noch eine offizielle Durchsage. Zu Mannheim stand ein Automat/um die Jahrhundertwende,/der jeden an das Schienbein trat, der dafür zahlte. Ende."

40 Jahre Titanic Magazin: "Der endgültige Satire-Soundtrack"
Hörbuch
Random House Audio
CD, 17,49 Euro

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