Hörbuch

Science-Fiction für Nostalgiker

Die eine Kapsel eines Kopfhörers ist mit Telefondraht umwickelt.
Die Originalstimmen der Fernsehserie nehmen die Hörer mit auf eine Zeitreise. © picture-alliance / dpa / Maximilian Schönherr
Von Elmar Krämer |
Ein heldenhafter Raumfahrer und seine ungewöhnliche Crew: Wer in den 80ern groß geworden ist, wird sich an die Zeichentrickserie "Captain Future" erinnern. Über 30 Jahre später sind mehrere Folgen als Hörbuch erschienen.
"Captain Future" beginnt auch als Hörspiel mit der charakteristischen Melodie der japanischen Anime-Serie. Und schon bei den ersten Tönen materialisieren sich die Helden der eigenen Fernsehkindheit vor dem geistigen Auge.
Captain Future, der oft leicht arrogant wirkende Strahlemann in weißem Raumanzug mit rotbraunen Haaren und rockstarartigen Koteletten, der unerbittliche Forscher:
"Wir müssen herausfinden, ob unsere Vermutungen stimmen."
Simon Right, einstmals ein bedeutender Wissenschaftler, von dem nur noch ein bläulich schimmerndes Gehirn in einer Art fliegender Käseglocke übrig ist, der aber immer den entscheidenden Durchblick hat:
"Ich weiß wovor du Angst hast, vor Dir selbst."
Crewmitglied ist auch Grag der Roboter, der an C3PO aus Star-Wars erinnert:
"Du weißt, dass ich nicht zu den Leuten gehöre, die mit ihren Heldentaten protzen!"
Und Otto, der Androide, Typ Bodybuilder-Popey mit Seemannsmütze und rosafarbenem Tank-Top:
"Anscheinend herrscht ein höllisches Durcheinander."
Pathos bis an die Schmerzgrenze
Höllische Durcheinander in Raum und Zeit, verschwundene Wissenschaftler, die es zu retten gilt, rebellierende Maschinen, drohende Kriege, fremde und nicht selten bedrohliche Lebensformen - Herausforderungen in allen Galaxien. Und mitten drin: Captain Future und seine Crew – immer bereit, ihr Leben zu opfern – Pathos, oft bis an die Schmerzgrenze.
"Captain Future wurde sich ganz entfernt der felsengleichen Reglosigkeit seines Körpers bewusst, seine Muskeln waren so angespannt, dass sie zu reißen drohten. Tief in seinem Inneren regte sich eine Furcht, ein atavistisches Grauen, das ihn sonst nur in Alpträumen heimsuchte. „Konzentriere Dich, fasse klare Gedanken, projiziere deine Gedanken nach außen."
Es sind die Originalstimmen der Fernsehserie, die die eigenen Gedanken in die etwas kantige Zeichentrickwelt der 80er reisen lassen.
Die Stimme von Helmut Kraus als Erzähler führt durch die Serie, immer wieder ergänzt durch effektbeladene Dialoge und Keyboard-Klangteppiche.
Dieses Hörspiel ist ein Retro-Produkt, ähnlich wie "Die drei Fragezeichen", die bis heute extrem erfolgreich sind. Hans-Jürgen Dittberner als Captain Future, Jochen Schröder als Simon Wright, Wolfgang Völz als Otto, Friedrich Georg Beckhaus als Grag – ein akustisches Klassentreffen der Kindheitshelden.
"Der Mensch, das Gehirn, der Androide und der Roboter. Sie sind unzertrennlich, leisteten Pionierarbeit, die das Sonnensystem nie vergessen wird. Sieh bahnten uns den Weg ins Weltall und flogen weiter als jemals ein Mensch geflogen ist."
Als Captain Future in den 80ern ins deutsche Fernsehen kam, gab es Proteste von Eltern und Jugendschützern, denn die Serie, die in Japan eigentlich fürs Abendprogramm konzipiert worden war, wurde in Deutschland nachmittags gesendet.
Und eine typische Kinderserie wie Heidi oder Sindbad der Seefahrer war sie eindeutig nicht, auch ohne die brutalen Szenen, die herausgeschnitten wurden.
Akustische Abenteuer für nostalgische Fans
Aber genau das machte den Reiz der Serie aus. Captain Future war anders: Es waren neue Welten, plötzlich war alles möglich. Technik, die jeder gern gehabt hätte, vorher unvorstellbare Abenteuer und gruselige Gestalten aus fremden Galaxien, nicht selten mit überlegenem Wissen ausgestattet, fesselten vor den Fernseher.
"Aus den lärmenden Affen haben die Erstgeborenen deine Spezies gemacht: Menschling! Deine Art, die keine der Wesensmerkmale der großen galaktischen Völker in sich trägt, der nichts besitzt, außer Neugier, erhebt sich empor – Pah! Die Mechanische Stimme verstummte und Captain Future spürte, wie ein Schauer seine Nervenbahnen entlang raste.
Wer Science-Fiction mag und mit Captain Future groß geworden ist, der kann eine Art nostalgischen Schauer spüren, der durch die Stimmen, die Sounds, die Musik und die Effekte der Audio-Serie hervorgerufen wird. Aber: Man muss schon ein Fan sein, um akustisch mit Captain Future in seine Abenteuer zu starten.
"Finsternis verschmolz mit Finsternis. Nach einer Weile war das Gewölbe des Weltraums wieder vollkommen leer."

Edmond Hamilton: "Captain Future"
Hörspielserie
Highscore-Music
9,90 Euro pro Folge