Hörbuch statt Brailleschrift
Bereits seit 1919 gibt es die Blindenhörbibliothek in Köln. Einst wurde sie auf Initiative von Kriegsblinden gegründet, heute nutzen die Kassetten, Hörbücher und die Lesegeräte vorrangig sehbehinderte Senioren. Und mit Blick auf die demografische Entwicklung der Gesellschaft wird die Nachfrage wohl weiter steigen.
"Nein, ich kann nur 20 Prozent sehen, und da ist es mit Bücherlesen – also nur ein Stückchen Zeitung mal mit ner großen Lupe, aber ein Buch zu lesen wäre unmöglich. Deswegen bin ich sehr dankbar, dass es diese Einrichtung gibt."
Die 71-jährige Uschi Knott zählt zu den Stammkundinnen der Kölner Blindenhörbibliothek. Alle vier bis fünf Wochen kommt sie vorbei und lässt sich von Fatima Bouhanou mit neuem Hörmaterial ausstatten:
"… die liebevolle, kompetente Behandlung, also, das ist wirklich – wenn sie mal durch Krankheit fehlt oder Urlaub, dann fehlt mir irgendwas …"
So dürfte es vielen Nutzern dieser speziellen Abteilung der Kölner Stadtbibliothek gehen. Seit 1996 ist Fatima Bouhanou für die Blindenhörbibliothek zuständig, sie kennt die Interessen und Vorlieben vieler Kunden, die sich am Eingang abholen und in die 4. Etage begleiten lassen können, die aber auf Wunsch auch zu Hause besucht werden. Frau Bouhanou macht Vorschläge, sie berät und erfüllt dadurch bei vielen Sehbehinderten auch eine soziale Funktion:
"Hundert Prozent. Also das unterscheidet uns auch von anderen Blindenbibliotheken, die das ganze Jahr überwiegend über den Postweg laufen lassen. Bei uns ist die Möglichkeit, hier persönlich vorbeizukommen, ein kurzes Gespräch anzufangen, und das Gleiche machen wir, indem wir zu den Leuten nach Hause fahren. Also, es ist nicht so, dass wir denen die Hörbücher vorbeibringen und uns wieder verabschieden, es ist da schon der soziale Kontakt ganz groß geschrieben, das schon."
1919 wurde die Blindenhörbibliothek auf Initiative der Kölner Kriegsblinden gegründet, zwei Jahre später ging sie in den Besitz der damaligen Volksbücherei über. Heute ist sie als einzige in Deutschland Teil einer öffentlichen Bibliothek. Tausende Kassetten, schön ordentlich in kleine gelbe Köfferchen verpackt, kann man sich hier noch ausleihen. Wer etwas mutiger mit moderner Technik umgeht, den weist Frau Bouhanou auch in den Gebrauch eines speziellen Lesegerätes für Sehbehinderte ein:
"Das ist ein Daisy-Gerät. Und zwar hat das die Besonderheit, dass das Hörbuch genau da stehen bleibt, wo man aufgehört hat, man kann von Kapitel zu Kapitel springen, also im Grunde genommen kann man sich das Gerät so vorstellen, wie wenn man ein Buch gerade in der Hand hat, selber von Seite zu Seite blättern kann, Markierungen setzen usw. Das kann man mit ganz normalen Abspielgeräten ganz schlecht, und dieses Daisy-Abspielgerät ist auch speziell für Blinde und Sehbehinderte."
Neben den kommerziellen Hörbüchern, die man sich in Köln natürlich auch ausleihen kann, gibt es die speziell für Blinde und Sehbehinderte produzierten Daisy-Hörbücher in insgesamt zehn deutschen Blindenbibliotheken, die miteinander vernetzt sind und dadurch ein sehr umfangreiches Angebot haben. Die meisten Nutzer der Blindenbibliotheken sind Menschen mit altersbedingtem Sehverlust. Das betrifft in Deutschland rund 700 000 Senioren und Seniorinnen. Im Blick auf die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft ist eine Blindenhörbibliothek also ein Ort mit Zukunft. Bettina Scheurer vom Projektmanagement der Kölner Stadtbibliothek:
"Also, ich denke mir auch, dass eine gute Möglichkeit Kontakt aufzunehmen mit Kunden, ist temporäre Sehbehinderung, Kunden, die durch Operationen, durch zeitweise Erkrankungen sehbehindert sind, mit diesem Angebot vertraut zu machen. Nicht sehen können ist ein so gravierender Einschnitt im Leben, da denke ich, kann man ein gutes Angebot machen als Bibliothek."
Der ursprüngliche Bestand in Braille-Schrift wird nur noch selten verlangt. Auch früher waren diese Bücher nicht öffentlich zugänglich, sondern wurden kostenlos verschickt, was buchstäblich keine kleine Sache ist - ein einfacher Band Goethe umfasst in der Punkt-Schrift schnell mal sechs oder sieben großformatige Bände.
"Wir haben hier zum Beispiel den Readers Digest als Zeitschrift, da haben wir noch einen Kunden, der daran sehr interessiert ist und der die auch gerne weiter liest, aber wir haben ja viele Späterblindete und dann die Schrift zu erlernen, das ist eine andere Situation, als wenn ich als Sehbehinderter zur Welt komme und dann auch auf jeden Fall Braille-Schrift lerne."
Für Leser, auf die das zutrifft, möchte Bettina Scheurer gerne noch weitere Möglichkeiten schaffen:
"Ich hätte gerne noch einen Arbeitsplatz für Sehbehinderte hier in der Nähe, dass man sich hier hinsetzen kann und vielleicht einen Rechner hat mit ner Leiste mit Punktschrift und der auch ne Sprachausgabe macht. Also, es ist da noch vieles möglich, da werden wir sicher hingehen."
Mehr zum Thema finden Sie unter dradio.de:
Sehen mit den Ohren
Hörbrille übersetzt Bilder in akustische Tonlandschaften
Die 71-jährige Uschi Knott zählt zu den Stammkundinnen der Kölner Blindenhörbibliothek. Alle vier bis fünf Wochen kommt sie vorbei und lässt sich von Fatima Bouhanou mit neuem Hörmaterial ausstatten:
"… die liebevolle, kompetente Behandlung, also, das ist wirklich – wenn sie mal durch Krankheit fehlt oder Urlaub, dann fehlt mir irgendwas …"
So dürfte es vielen Nutzern dieser speziellen Abteilung der Kölner Stadtbibliothek gehen. Seit 1996 ist Fatima Bouhanou für die Blindenhörbibliothek zuständig, sie kennt die Interessen und Vorlieben vieler Kunden, die sich am Eingang abholen und in die 4. Etage begleiten lassen können, die aber auf Wunsch auch zu Hause besucht werden. Frau Bouhanou macht Vorschläge, sie berät und erfüllt dadurch bei vielen Sehbehinderten auch eine soziale Funktion:
"Hundert Prozent. Also das unterscheidet uns auch von anderen Blindenbibliotheken, die das ganze Jahr überwiegend über den Postweg laufen lassen. Bei uns ist die Möglichkeit, hier persönlich vorbeizukommen, ein kurzes Gespräch anzufangen, und das Gleiche machen wir, indem wir zu den Leuten nach Hause fahren. Also, es ist nicht so, dass wir denen die Hörbücher vorbeibringen und uns wieder verabschieden, es ist da schon der soziale Kontakt ganz groß geschrieben, das schon."
1919 wurde die Blindenhörbibliothek auf Initiative der Kölner Kriegsblinden gegründet, zwei Jahre später ging sie in den Besitz der damaligen Volksbücherei über. Heute ist sie als einzige in Deutschland Teil einer öffentlichen Bibliothek. Tausende Kassetten, schön ordentlich in kleine gelbe Köfferchen verpackt, kann man sich hier noch ausleihen. Wer etwas mutiger mit moderner Technik umgeht, den weist Frau Bouhanou auch in den Gebrauch eines speziellen Lesegerätes für Sehbehinderte ein:
"Das ist ein Daisy-Gerät. Und zwar hat das die Besonderheit, dass das Hörbuch genau da stehen bleibt, wo man aufgehört hat, man kann von Kapitel zu Kapitel springen, also im Grunde genommen kann man sich das Gerät so vorstellen, wie wenn man ein Buch gerade in der Hand hat, selber von Seite zu Seite blättern kann, Markierungen setzen usw. Das kann man mit ganz normalen Abspielgeräten ganz schlecht, und dieses Daisy-Abspielgerät ist auch speziell für Blinde und Sehbehinderte."
Neben den kommerziellen Hörbüchern, die man sich in Köln natürlich auch ausleihen kann, gibt es die speziell für Blinde und Sehbehinderte produzierten Daisy-Hörbücher in insgesamt zehn deutschen Blindenbibliotheken, die miteinander vernetzt sind und dadurch ein sehr umfangreiches Angebot haben. Die meisten Nutzer der Blindenbibliotheken sind Menschen mit altersbedingtem Sehverlust. Das betrifft in Deutschland rund 700 000 Senioren und Seniorinnen. Im Blick auf die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft ist eine Blindenhörbibliothek also ein Ort mit Zukunft. Bettina Scheurer vom Projektmanagement der Kölner Stadtbibliothek:
"Also, ich denke mir auch, dass eine gute Möglichkeit Kontakt aufzunehmen mit Kunden, ist temporäre Sehbehinderung, Kunden, die durch Operationen, durch zeitweise Erkrankungen sehbehindert sind, mit diesem Angebot vertraut zu machen. Nicht sehen können ist ein so gravierender Einschnitt im Leben, da denke ich, kann man ein gutes Angebot machen als Bibliothek."
Der ursprüngliche Bestand in Braille-Schrift wird nur noch selten verlangt. Auch früher waren diese Bücher nicht öffentlich zugänglich, sondern wurden kostenlos verschickt, was buchstäblich keine kleine Sache ist - ein einfacher Band Goethe umfasst in der Punkt-Schrift schnell mal sechs oder sieben großformatige Bände.
"Wir haben hier zum Beispiel den Readers Digest als Zeitschrift, da haben wir noch einen Kunden, der daran sehr interessiert ist und der die auch gerne weiter liest, aber wir haben ja viele Späterblindete und dann die Schrift zu erlernen, das ist eine andere Situation, als wenn ich als Sehbehinderter zur Welt komme und dann auch auf jeden Fall Braille-Schrift lerne."
Für Leser, auf die das zutrifft, möchte Bettina Scheurer gerne noch weitere Möglichkeiten schaffen:
"Ich hätte gerne noch einen Arbeitsplatz für Sehbehinderte hier in der Nähe, dass man sich hier hinsetzen kann und vielleicht einen Rechner hat mit ner Leiste mit Punktschrift und der auch ne Sprachausgabe macht. Also, es ist da noch vieles möglich, da werden wir sicher hingehen."
Mehr zum Thema finden Sie unter dradio.de:
Sehen mit den Ohren
Hörbrille übersetzt Bilder in akustische Tonlandschaften