Von der Himmelscheibe von Nebra bis Schabowski
Mittels kleinen Dingen versucht Hermann Schäfer in "Deutsche Geschichte in 100 Objekten" größere Zusammenhänge zu erklären. So geht es chronologisch mit Speerspitzen und einem Skelett durch die deutsche Geschichte, die bei Schäfer allerdings nur von Männern dominiert war.
"Unsere Geschichte beginnt mit acht Speeren. Sie sind die ältesten auf deutschem Boden gefundenen Überreste unserer Vorfahren."
Dass Hermann Schäfer die von ihm erzählte deutsche Geschichte bei den in Schöningen gefundenen Speerspitzen, ist ungewöhnlich, macht aber durchaus Sinn. Denn bei einem der letzten Objekte, dem in diesem Hörbuch Aufmerksamkeit geschenkt wird, handelt es sich um das von Geheimdiensten abgehörte Mobiltelefon der Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ein S 55 benutzte, damals ein Handy der "Oberklasse".
"Mit ihrem Mobiltelefon am Ohr stand Angela Merkel symbolisch für eine neue Art der Kommunikation in der Politik."
Die Technik hat in der Menschheitsgeschichte eine enorme Entwicklung durchlaufen, aber damals wie heute brauchte es, um Beute zu machen, Menschen mit sehr guten Ohren. Und über das Ohr sollen sich die 100 Objekte erschließen, über die Hermann Schäfer nicht den, aber einen Einblick in die deutsche Geschichte vermitteln will. Das Hörbuch geht chronologisch vor und beginnt zunächst mit der Vorgeschichte der Deutschen.
"Sie ist der bedeutendste archäologische Fund der letzten 100 Jahre: die Himmelscheibe von Nebra."
... dann gelangt der historische Exkurs zum Mittelalter,
"Dieses Buch ist vielleicht die einflussreichste Gesetzessammlung aller Zeiten: der zwischen 1220 und 1235 entstandene ´Sachsenspiegel` des Eike von Repgow."
... und schließlich führt das Geschichtskaleidoskop zur Frühen Neuzeit:
"Der Tod tanzt. Das Skelett ist nur 13 Zentimeter groß. Eine Statuette aus kostbarem Elfenbein. Personifizierung des Todes."
"Mit ihrem Mobiltelefon am Ohr stand Angela Merkel symbolisch für eine neue Art der Kommunikation in der Politik."
Die Technik hat in der Menschheitsgeschichte eine enorme Entwicklung durchlaufen, aber damals wie heute brauchte es, um Beute zu machen, Menschen mit sehr guten Ohren. Und über das Ohr sollen sich die 100 Objekte erschließen, über die Hermann Schäfer nicht den, aber einen Einblick in die deutsche Geschichte vermitteln will. Das Hörbuch geht chronologisch vor und beginnt zunächst mit der Vorgeschichte der Deutschen.
"Sie ist der bedeutendste archäologische Fund der letzten 100 Jahre: die Himmelscheibe von Nebra."
... dann gelangt der historische Exkurs zum Mittelalter,
"Dieses Buch ist vielleicht die einflussreichste Gesetzessammlung aller Zeiten: der zwischen 1220 und 1235 entstandene ´Sachsenspiegel` des Eike von Repgow."
... und schließlich führt das Geschichtskaleidoskop zur Frühen Neuzeit:
"Der Tod tanzt. Das Skelett ist nur 13 Zentimeter groß. Eine Statuette aus kostbarem Elfenbein. Personifizierung des Todes."
Nürnberger Prozesse und der Mauerfall
Von Epoche zu Epoche nähert man sich so der unmittelbaren Gegenwart, wobei auffällt, wie wenig Gebrauch von den Möglichkeiten gemacht wird, die historisch aufgeladenen Objekte den Hörern über das Ohr nahe zu bringen. Klar, die Himmelsscheibe schweigt, aber Günter Schabowski, der auf einer Pressekonferenz im November 1989 die Berliner Mauer öffnete, und dessen Notizzettel zu einem von Hermann Schäfers favorisierten Objekten gehört, Schabowski hätte zu Wort kommen können. Anders als die Anklagebank für die Nürnberger Prozesse – auch sie ein von Schäfer ausgewähltes Geschichtsobjekt –, war Schabowski kein stummer Zeuge. Und auf der Anklagebank saßen Kriegsverbrecher, die nicht stumm waren, als sie auf "nicht schuldig" plädierten.
"Insgesamt wurden mehr als 280 Zeugen befragt, 139 vor Gericht angehört, auch die anwesenden Angeklagten. (...) Der gesamte Prozess wurde auf 37.000 Meter Tonband mitgeschnitten."
Aber kein einziger dieser Originaltöne ist im Hörbuch zu hören. Stefan Wilkening, der neben Katja Bürkle durch den Geschichtsexkurs führt, liest den auf Zahlen und Fakten basierenden Beitrag vor. Schade. An Nachschlagewerken, die Auskunft über die deutsche Geschichte geben besteht kein Mangel, sie hörbar zu machen, darin hätte der Reiz dieses Hörbuches liegen können. Auch muss Hermann Schäfer sich fragen lassen, ob die von ihm auf der Basis von 100 Objekten präsentierte "Deutsche Geschichte" so von Männern dominiert sein darf? Es wäre auch anders gegangen. Ein Beispiel für die historische Zäsur des Holocaust ist das Plakat zum Fernsehfilm "Holocaust". Die "Geschichte der Familie Weiss" wurde 1979 in vier Teilen ausgestrahlt – mit bis zu 15 Millionen Zuschauern pro Folge.
"Es war, als habe es in der Bundesrepublik überhaupt noch keine nachhaltige Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit gegeben."
Die es aber gegeben hat. Und wäre es da angesichts der fehlenden Beiträge von Frauen nicht naheliegend gewesen, auf ein Gedicht von Nelly Sachs zurückzugreifen, der Literaturnobelpreisträgerin von 1966, die vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen musste. In Hermann Schäfers Geschichtspräsentation fehlen Objekte, hinter denen Frauen stehen, für sie ist in diesem Hörbuch nur am Katzentisch Platz.
Hermann Schäfer: "Deutsche Geschichte in 100 Objekten"
Gelesen von Katja Bürkle und Stefan Wilkening, Osterwold audio
17 CDs mit einer Länge von 1270 Minuten, 49,99 Euro
"Insgesamt wurden mehr als 280 Zeugen befragt, 139 vor Gericht angehört, auch die anwesenden Angeklagten. (...) Der gesamte Prozess wurde auf 37.000 Meter Tonband mitgeschnitten."
Aber kein einziger dieser Originaltöne ist im Hörbuch zu hören. Stefan Wilkening, der neben Katja Bürkle durch den Geschichtsexkurs führt, liest den auf Zahlen und Fakten basierenden Beitrag vor. Schade. An Nachschlagewerken, die Auskunft über die deutsche Geschichte geben besteht kein Mangel, sie hörbar zu machen, darin hätte der Reiz dieses Hörbuches liegen können. Auch muss Hermann Schäfer sich fragen lassen, ob die von ihm auf der Basis von 100 Objekten präsentierte "Deutsche Geschichte" so von Männern dominiert sein darf? Es wäre auch anders gegangen. Ein Beispiel für die historische Zäsur des Holocaust ist das Plakat zum Fernsehfilm "Holocaust". Die "Geschichte der Familie Weiss" wurde 1979 in vier Teilen ausgestrahlt – mit bis zu 15 Millionen Zuschauern pro Folge.
"Es war, als habe es in der Bundesrepublik überhaupt noch keine nachhaltige Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit gegeben."
Die es aber gegeben hat. Und wäre es da angesichts der fehlenden Beiträge von Frauen nicht naheliegend gewesen, auf ein Gedicht von Nelly Sachs zurückzugreifen, der Literaturnobelpreisträgerin von 1966, die vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen musste. In Hermann Schäfers Geschichtspräsentation fehlen Objekte, hinter denen Frauen stehen, für sie ist in diesem Hörbuch nur am Katzentisch Platz.
Hermann Schäfer: "Deutsche Geschichte in 100 Objekten"
Gelesen von Katja Bürkle und Stefan Wilkening, Osterwold audio
17 CDs mit einer Länge von 1270 Minuten, 49,99 Euro