Opfer sexualisierter Gewalt finden hier Hilfe:
Hilfetelefon - Gewalt gegen Frauen
08000 116 016
Hilfsangebote - Gewalt gegen Frauen
www.frauen-gegen-gewalt.de
Hilfetelefon sexueller Gewalt
0800 22 55 530
www.hilfe-portal-missbrauch.de/hilfe-telefon
Hilfeportal sexueller Missbrauch
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Hörbuch der Popband Blond
Knappe Röcke und aufreizende Kleidung dürfe niemals etwas sein, für das Frauen sich entschuldigen müssen, meint Nina Kummer (rechts) von Blond. © Johannes Richter
69 Geschichten über sexualisierte Gewalt
08:08 Minuten
Für Aufsehen sorgt die Band Blond derzeit nicht mit Musik, sondern mit einem Hörbuch über sexualisierte Gewalt: Anonymisierte Berichte von Übergriffen der unterschiedlichsten Art. Schwerer Stoff, aber wichtig, findet Blond-Sängerin Nina Kummer.
Ein Hörbuch mit Geschichten über sexualisierte Gewalt, gesprochen von prominenten Stimmen wie Sandra Hüller oder Caroline Peters und anderen Künstlerinnen und Schauspielerinnen – das macht neugierig und verstört zugleich.
Den Schwestern Nina und Lotta Kummer sowie ihrem Freund Johann Bonitz ist dieses Projekt sehr wichtig. Das Trio aus Chemnitz ist besser als Indiepopband Blond bekannt.
Alles begann mit dem Song „Du und ich“, in dem es um sexualisierte Gewalt geht. „Wir wollten dieses Thema aber auch noch über andere Aktionen sichtbar machen“, berichtet Nina Kummer, Sängerin und Gitarristin der Band.
69 Erfahrungsberichte
In Zusammenarbeit mit dem Musikfestival Kosmos Chemnitz und dem als Beratungsstelle für Betroffene arbeitenden Verein Wildwasser e.V. entstand 2021 die „Hütte der sexualisierten Gewalt“.
In der im Stile eines Gartenhäuschens aufgebauten Hütte in der Chemnitzer Innenstadt wurde eine Ausstellung präsentiert, in der 69 anonymisierte Erfahrungsberichte von Betroffenen zu lesen waren. Daraus ist nun "Das Hörbuch der sexualisierten Gewalt" geworden, das online als Podcast verfügbar ist.
Die Hütte ist mittlerweile abgebaut. „Doch das Problem besteht weiter. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, alle sind betroffen und können einen Beitrag leisten, damit sich das ändert“, sagt Kummer.
Doch viel zu oft werde mit einem Achselzucken darüber hinweggegangen, wenn etwa Frauen von Belästigung berichten – so als sei es normal, dass Frauen an den Hintern gefasst würden, nur weil sie kurze Röcke trügen.
Betroffene geben sich oft selbst die Schuld
Nicht nur Frauen und Mädchen, auch Männer und Jungen möchte Blond mit dem „Hörbuch der sexualisierten Gewalt“ erreichen, um deren Blickwinkel zu verändern und sie zu sensibilisieren.
Denn das aus ihrer Sicht Fatale ist: Wenn Dinge wie Grapschen oder Hinterherpfeifen als „ist doch nicht so schlimm“ betrachtet werden, „dann sind die Sachen, die Folgen, dann auch nicht mehr so schlimm“, sagt Kummer.
Und: In den meisten Fällen gäben sich die Betroffenen mehr oder weniger selbst die Schuld, indem sie Fehler bei sich suchten: War der Rock vielleicht zu kurz, habe ich zu aufreizend getanzt?
Sexualisierte Gewalt dürfe jedoch auf keinen Fall als etwas Normales betrachtet werden, betont Kummer.
(mkn)