Zwischen Überschätzung und Selbstzweifel
In dem Hörspiel "Der Mentor" beschreibt der Schriftsteller Daniel Kehlmann seinen Aufstieg ans Bestseller-Firmament. Und weil er einen ordentlichen Schuss Boshaftigkeit hinzugibt und mit Seitenhieben gegen das "Regietheater" nicht spart, ist der Plot auch amüsant.
Aus "Der Mentor":
Martin Wegner: "Fünf Tage."
Gina Wegner: "Er war einmal ein großer Schriftsteller."
Martin Wegner: "Es hat schon Gründe, dass er so lange nichts Gutes gemacht hat. Er nimmt nichts mehr wahr."
Gina Wegner: "Er könnte viel für dich tun. Wenn er dich in einem Theater empfiehlt – mhm."
Martin Wegner: "Fünf Tage."
Gina Wegner: "Er war einmal ein großer Schriftsteller."
Martin Wegner: "Es hat schon Gründe, dass er so lange nichts Gutes gemacht hat. Er nimmt nichts mehr wahr."
Gina Wegner: "Er könnte viel für dich tun. Wenn er dich in einem Theater empfiehlt – mhm."
Martin Wegner ist ein junger Theaterautor, hoch gelobt als "Stimme seiner Generation" - allerdings nur von einem Kritiker. Eine Woche lang soll der Nachwuchsschriftsteller nun in ländlicher Abgeschiedenheit mit einem gefeierten Altmeister zusammen an einem neuen Stück arbeiten.
Benjamin Rubin hat eigentlich keine Lust dazu, lässt sich das Mentoren-Projekt aber von einer Kulturstiftung teuer bezahlen, deren Abgesandter Erwin Wangenroth wird von Ilja Richter gesprochen. Der ehemalige Moderator der Sendung "Disco" verneigt sich dabei mit herrlicher Servilität vor dem angestaubten Ruhm des Alten, dem wiederum Franz Xaver Kroetz seine Stimme leiht.
Aus "Der Mentor":
Erwin Wangenroth: "Erlauben Sie mir, den Moment zu nutzen, um Ihnen zu sagen, wie viel mir Ihr Werk bedeutet."
Benjamin Rubin: "Hoh!"
Erwin Wangenroth: "Ich habe Ihr Stück gelesen, als ich noch in der Schule ..."
Benjamin Rubin: "Welches?"
Erwin Wangenroth: "Ja, Der lange Weg natürlich."
Benjamin Rubin: "Na, ich habe noch andere Stücke geschrieben! Neun! Dazu zwei Romane und zwölf Drehbücher!"
Erwin Wangenroth: "Selbstverständlich, selbstverständlich."
Erwin Wangenroth: "Erlauben Sie mir, den Moment zu nutzen, um Ihnen zu sagen, wie viel mir Ihr Werk bedeutet."
Benjamin Rubin: "Hoh!"
Erwin Wangenroth: "Ich habe Ihr Stück gelesen, als ich noch in der Schule ..."
Benjamin Rubin: "Welches?"
Erwin Wangenroth: "Ja, Der lange Weg natürlich."
Benjamin Rubin: "Na, ich habe noch andere Stücke geschrieben! Neun! Dazu zwei Romane und zwölf Drehbücher!"
Erwin Wangenroth: "Selbstverständlich, selbstverständlich."
Daniel Kehlmann lässt in "Der Mentor" seinen eigenen, kometenhaften Aufstieg ans Bestseller-Firmament Revue passieren. Und weil er einen ordentlichen Schuss Boshaftigkeit hinzugibt und mit Seitenhieben gegen das "Regietheater" nicht spart, ist der Plot auch amüsant genug. Christoph Bach lässt begabt den Nachwuchsautor zwischen Hybris und Selbstzweifel mäandern.
Aus "Der Mentor":
Martin Wegner: "Er liest mein Stück, jetzt gerade?"
Erwin Wangenroth: "Mhm. Ja, ja. Also vorhin war er dabei – mit einem Rotstift in der Hand."
Martin Wegner: "Ein Rotstift?"
Erwin Wangenroth: "Mhm."
Martin Wegner: "Er liest mein Stück, jetzt gerade?"
Erwin Wangenroth: "Mhm. Ja, ja. Also vorhin war er dabei – mit einem Rotstift in der Hand."
Martin Wegner: "Ein Rotstift?"
Erwin Wangenroth: "Mhm."
Einen Ehekonflikt gibt es auch
Der Junge unsicher schwankend, der Alte voll bräsiger Eitelkeit: Das hätte dank Kehlmanns tiefen Einblicken in die Abenteuer eines Erfolgsautors eigentlich gereicht. Doch er baut auch noch einen Ehekonflikt ein: Die schöne Frau des jungen Autors, von deren Geld er lebt und deren Kinderwunsch er nicht erfüllt – sie steht zwischen den beiden Männern. Wahrlich kein besonders origineller Einfall. Aber Stephanie Schönfeld spielt ihre Rolle gut.
Aus "Der Mentor":
Martin Wegner: "Was hältst du eigentlich von mir? Bin ich ein guter Schriftsteller?"
Gina Wegner: "Natürlich!"
Martin Wegner: "Mein letztes Stück, ' Abendnebel' – wenn ich darüber nachdenke, hast du nie viel darüber gesagt."
Gina Wegner: "Stuhlmann hat das so verwirrend inszeniert – alle die Chöre! Und der eine Schauspieler, wie hieß der noch gleich, hat furchtbar gelispelt!"
Martin Wegner: "Was hältst du eigentlich von mir? Bin ich ein guter Schriftsteller?"
Gina Wegner: "Natürlich!"
Martin Wegner: "Mein letztes Stück, ' Abendnebel' – wenn ich darüber nachdenke, hast du nie viel darüber gesagt."
Gina Wegner: "Stuhlmann hat das so verwirrend inszeniert – alle die Chöre! Und der eine Schauspieler, wie hieß der noch gleich, hat furchtbar gelispelt!"
Angeheizt von der Rivalität um die Frau verkehrt sich das Mentoren-Programm ins Gegenteil:
Aus "Der Mentor":
Benjamin Rubin: "Das ist alles furchtbar."
Martin Wegner: "Bitte?"
Benjamin Rubin: "Das ist ganz und gar schrecklich. Das heißt nicht, dass Sie nicht begabt sind, nur merkt man es nicht."
Benjamin Rubin: "Das ist alles furchtbar."
Martin Wegner: "Bitte?"
Benjamin Rubin: "Das ist ganz und gar schrecklich. Das heißt nicht, dass Sie nicht begabt sind, nur merkt man es nicht."
Künstler-Weisheiten inklusive
Der Nervenzusammenbruch des jungen Autors, der verzweifelt bei Kritikern anruft, um sich seiner eigenen Bedeutsamkeit zu versichern – doch, das ist unterhaltend und als Hörspiel dank der tollen Schauspieler durchaus ein Vergnügen. Viel mehr wollte Daniel Kehlmann mit "Der Mentor" wohl nicht. Doch, ein bisschen mehr schon: Ein paar Künstler-Weisheiten durften nicht fehlen:
Aus "Der Mentor":
Martin Wegner: "Schriftsteller sein ist eine Lebensentscheidung. Wenn sich einer entscheidet zu schreiben und er schreibt nichts Gutes, dann ist er eine Witzfigur!"
Benjamin Rubin: "Sie werden nie wissen, ob Sie gut sind oder nicht – egal, wer Ihnen gratuliert und wer Sie auslacht. Etwas in Ihnen spürt: In Kunstdingen gibt es ein absolutes Urteil. Aber zugleich erfahren Sie nie, wie es lautet."
Martin Wegner: "Schriftsteller sein ist eine Lebensentscheidung. Wenn sich einer entscheidet zu schreiben und er schreibt nichts Gutes, dann ist er eine Witzfigur!"
Benjamin Rubin: "Sie werden nie wissen, ob Sie gut sind oder nicht – egal, wer Ihnen gratuliert und wer Sie auslacht. Etwas in Ihnen spürt: In Kunstdingen gibt es ein absolutes Urteil. Aber zugleich erfahren Sie nie, wie es lautet."