"Hoffnung auf eine klassenlose Gesellschaft ist ein Kinderglaube"
Der Liedermacher und Schriftsteller Wolf Biermann glaubt nach dem Untergang der DDR und des Warschauer Paktes nicht mehr an eine Zukunft des Kommunismus.
"Ich habe inzwischen lernen müssen, dass die Hoffnung auf eine solche Menschheitsrettung, Kommunismus genannt, also eine klassenlose Gesellschaft, ohne Ausbeutung, ohne Unterdrückung, ohne Heuchelei, ohne Kriege, dass diese Hoffnung ein Kinderglaube ist", sagte Biermann im Deutschlandradio Kultur einen Tag vor seinem 70. Geburtstag. Über diese Erkenntnis sei er heute sehr erleichtert: "Weil ich diesen Kinderglauben endlich los bin, dieses Korsett, diese Krücke. Weil ich endlich als Greis ein Mann geworden bin."
Seine Ausbürgerung aus der DDR vor 30 Jahren bewegt ihn auch noch heute sehr: "Mein Herz zittert immer noch, wenn ich mich an die Szene erinnere, als ich diese Nachricht im Autoradio hörte", so Biermann. Als er die Ausbürgerungsmeldung hörte, "da kriegte ich einen Todesschreck. ... Ich dachte wirklich, ich muss sterben. Nicht als Mensch, aber als Dichter." In der Bundesrepublik habe er nicht nur seine Freunde vermisst: "Mir fehlten auch meine Feinde. Meine treuen Feinde, auf die ich so gut trainiert war, im Politbüro der SED und im Machtapparat, der Stasi."
Sein letzter Auftritt vor der Ausbürgerung in einer Kirche im uckermärkischen Prenzlau sei eine Panne gewesen, erinnerte sich Biermann. "Die Stasi hatte es verpennt, weil der Küster oder der Kantor auch Biermann hieß." Deshalb habe der für die Kirche zuständige Stasi-Mitarbeiter ihn auf dem Veranstaltungsplan einfach übersehen. Vor seiner Ausbürgerung hatte Biermann mehr als zehn Jahre lang Auftrittsverbot in der DDR.
Biermann erhält morgen zu seinem 70. Geburtstag in Berlin das Bundesverdienstkreuz.
Das vollständige Gespräch mit Wolf Biermann können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
Seine Ausbürgerung aus der DDR vor 30 Jahren bewegt ihn auch noch heute sehr: "Mein Herz zittert immer noch, wenn ich mich an die Szene erinnere, als ich diese Nachricht im Autoradio hörte", so Biermann. Als er die Ausbürgerungsmeldung hörte, "da kriegte ich einen Todesschreck. ... Ich dachte wirklich, ich muss sterben. Nicht als Mensch, aber als Dichter." In der Bundesrepublik habe er nicht nur seine Freunde vermisst: "Mir fehlten auch meine Feinde. Meine treuen Feinde, auf die ich so gut trainiert war, im Politbüro der SED und im Machtapparat, der Stasi."
Sein letzter Auftritt vor der Ausbürgerung in einer Kirche im uckermärkischen Prenzlau sei eine Panne gewesen, erinnerte sich Biermann. "Die Stasi hatte es verpennt, weil der Küster oder der Kantor auch Biermann hieß." Deshalb habe der für die Kirche zuständige Stasi-Mitarbeiter ihn auf dem Veranstaltungsplan einfach übersehen. Vor seiner Ausbürgerung hatte Biermann mehr als zehn Jahre lang Auftrittsverbot in der DDR.
Biermann erhält morgen zu seinem 70. Geburtstag in Berlin das Bundesverdienstkreuz.
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