Junge Afghanen über ihre Flucht
Die meisten Flüchtlinge auf der Balkanroute kommen nach wie vor aus Syrien, doch der Anteil der Afghanen steigt. Ralf Borchard hat an der serbisch-kroatischen Grenze eine Gruppe von 33 jungen Afghanen getroffen, die von der Odyssee ihrer Flucht erzählen.
Den jungen Männern aus Afghanistan steht die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. Sie stehen an einem Autobahnparkplatz im Norden Serbiens und warten auf die Weiterfahrt an die kroatische Grenze.
"Wir sind 33 Leute in der Gruppe", sagt Khamran Han. Fast alle sind aus dem gleichen Dorf im Osten Afghanistans, die meisten Anfang 20. Sein Freund Mansur Jermal beschreibt die Fluchtroute der vergangenen Wochen.
Durch Pakistan und den Iran in die Türkei, dann sind sie nicht wie die meisten Flüchtlinge auf eine griechische Insel übergesetzt, sondern auf dem Landweg nach Bulgarien.
"Wir sind fünf Tage und Nächte zu Fuß durch Bulgarien, vor allem nachts, durch Wälder, aus Angst, festgenommen zu werden", erzählen sie.
"Die Gruppe war am Anfang viel größer. Viele haben wir in Bulgarien verloren, sie haben sich in der Dunkelheit verlaufen, wo sie sind, ob sie noch leben, wir wissen es nicht."
"Die meisten von uns wollen nach Deutschland", sagt Mansur. "Aber wir würden jedes Land akzeptieren, das uns aufnimmt", ergänzt Khamran.
Haben sie von der wachsenden Skepsis in Deutschland gehört, von den geplanten Abschiebungen nach Afghanistan?
"Ja, letzte Nacht hat mich ein Freund, der schon in Frankfurt ist, angerufen und gesagt, sie fangen an, uns zu deportieren. Jetzt haben wir Angst."
"Wir hoffen auf Euch!"
Khamran hat sich schon für ein neues Ziel entschieden: Belgien.
Gleichzeitig sagt er:
"Wir wollen doch arbeiten, Geld verdienen. Wir suchen Frieden, ein besseres Leben."
Mansur setzt weiter auf Deutschland:
"Deutschland ist doch ein großes Land. Wir hoffen auf Euch!", sagt er. Und Khamran ergänzt:
"Wenn sie uns abschieben, und wir ohne Geld zurückkommen, wird es sehr schwer für uns."
Werden noch mehr Menschen Afghanistan verlassen?
"Ich glaube schon. Fast jeder in Afghanistan denkt doch daran, nach Europa zu kommen. Es gibt keinen Frieden in Afghanistan, überall Tod und Blutvergießen, es gibt keine Jobs, keine Bildung, keinen Respekt gegenüber den Menschen."
Dann geht es weiter. Eine serbische Flüchtlingshelferin ruft die Gruppe zu den Bussen.
Khamran Han und Mansur Jermal verabschieden sich, lächeln, winken und hoffen weiter – auf Deutschland, Belgien oder ein anderes EU-Land.