Palmyra - zu früh für Optimismus?
Die Rückeroberung der antiken Ruinenstadt Palmyra durch die syrische Armee wurde international mit großer Erleichterung aufgenommen. Die ersten Nachrichten über den Zustand des Weltkulturerbes seien zwar ermutigend, meint Korrespondentin Cornelia Wegerhoff. Es gebe aber noch viele offene Fragen.
Er fühle eine unbeschreibliche Freude, zitiert die freie Hörfunk-Korrespondentin Cornelia Wegerhoff Mamoun Abdelkarim, den Chef der syrischen Antikenverwaltung. Ihm zufolge ist die "antike Landschaft im Großen und Ganzen in einem guten Zustand". Abdelkarim habe sich zuversichtlich gezeigt, dass Palmyra mit Hilfe der Vereinten Nationen wieder aufgebaut werden könne.
Abdelkarim sei aber noch nicht in Palmyra gewesen, sondern sei noch in Damaskus, sagt Wegerhoff. "Ich weiß nicht, ob es nicht ein bisschen verfrüht war, sich so optimistisch zu äußern." Allerdings habe ein AFP-Reporter vor Ort den guten Zustand der Stadt bestätigt. Trotzdem: "Ich denke, da muss noch sehr gründlich nachgeschaut werden, was der IS da in den vergangenen Monaten angerichtet hat." Die Gefahr sei auch noch nicht gebannt, sagt Wegerhoff, schließlich habe die Terrormiliz zahlreiche Sprengfallen hinterlassen, die erst entschärft werden müssten.
Wiederaufbau Palmyra: Einfach neue und alte Steine zusammensetzen?
Wie schnell und auf welche Weise die vom IS gesprengten Wahrzeichen, etwa der Baal-Tempel und die 15 Tonnen schwere Löwenstatue, wieder aufgebaut werden können, müsse sich zeigen. Das syrische Regime wolle natürlich einen möglichst schnellen Aufbau. "Da kann man neue und alte Felsblöcke zusammen verbauen", zitiert Westerhoff Antikenchef Abdelkarim. Ausländische Archäologen sehen diese Haltung skeptisch.
Bei aller Erleichterung über die Rückeroberung dürften die Menschen vor Ort nicht vergessen werden. "Das Schicksal der Bewohner von Palmyra ist unklar." Medienberichten zufolge habe der IS alle Zivilisten aus Palmyra verschleppt. Und nicht zuletzt: "Baschar al-Assad nutzt das Ereignis für seine eigene Propaganda." Syriens Herrscher inszeniere sich zwar als Retter des Weltkulturerbes, habe aber selber zahllose Menschen auf dem Gewissen.