Hoffnungsträger des schwarzen Kontinents
Als sich 1963 die neu gegründete Organisation für Afrikanische Einheit OAU ihr Hauptquartier suchte, entschied sie sich für Addis Abeba, die Hauptstadt Äthiopiens. Sowohl, weil dieses Land - anders als der Rest Afrikas - nie dauerhaft von Europäern kolonialisiert wurde, sondern auch wegen der internationalen Anerkennung für den Kaiser dieses Landes, Haile Selassie.
Weltweit wurde dieser auch schon seit Jahrzehnten von Schwarzen vor allem der Karibik, den sogenannten Rastafaris, verehrt. Heute vor 80 Jahren war Haile Selassie zum Kaiser gekrönt worden.
Tausende Menschen jubelten am 2. November 1930 vor der St. George's-Kathedrale in Addis Abeba, die Kanonen schossen 100 Mal Salut, Kirchenglocken läuteten in der über 2000 Meter hoch gelegenen Stadt sowie überall im Land. Ras Tafari Makonnen wurde zum Kaiser von Äthiopien gekrönt. Erzbischof Abune Kyrillos überreichte ihm Zepter sowie Reichsapfel und setzte ihm die 20 Zentimeter hohe goldene Krone auf. Dann ertönte die imperiale Hymne.
Haile Selassie nannte sich der 38-jährige von nun an, was soviel wie Herr der Dreieinigkeit bedeutet. Sein vollständiger Titel klang bombastisch: Seine kaiserliche Majestät, König der Könige, Herr der Herren, Erobernder Löwe des Stammes von Juda, Erwählter Gottes, Kaiser von Äthiopien. Die äthiopischen Herrscher führen ihr Geschlecht auf biblische Zeiten zurück, als König Salomon von Juda mit der arabischen Königin von Saba den Sohn Menelik zeugte, der später angeblich von Jerusalem die Bundeslade mit den beiden Tafeln der zehn Gebote nach Äthiopien entführte. Haile Selassie bezeichnete sich als 225. Nachfolger von Menelik – eine lange und ehrfürchtige Ahnenreihe. Die adligen Herrscher Europas schickten zur Krönung ihre Emissäre.
Sechs Jahre später vertraute Haile Selassie auf diese internationale Anerkennung seiner Macht – und wurde enttäuscht. Italienische Truppen waren in sein Land eingefallen, hatten nach acht Monaten Addis Abeba erobert und ihre Kolonie Abessinien deklariert. Der ins Exil geflohene Kaiser mahnte vor dem Völkerbund in Genf, er sei das erste Opfer des aggressiven Faschismus, dem andere folgen würden.
Doch niemand kümmerte sich um das überfallene Äthiopien. Erst im Zweiten Weltkrieg verdrängten 1941 britische Truppen die Italiener und inthronisierten Haile Selassie erneut. Das Volk jubelte und bereitete ihm auf dem Bahnhof von Addis Abeba einen stürmischen Empfang.
Haile Selassie setzte seine Politik der Modernisierung fort und gründete immer mehr staatliche Schulen, denn er sah in Bildung die Grundvoraussetzung für die Entwicklung seines Landes. Der einheimische Adel und vor allem die mächtige koptische Kirche sahen dies sehr skeptisch, wie sich der Äthiopier Hableyesus Legese an die Erzählungen seines Großvaters erinnert:
"Einige der Kirchenführer waren gegen ihn. Sie beunruhigte zum Beispiel, dass er ein Telefon benutzte. Das sei gegen die Religion, sei Sünde, denn er spreche offenbar mit dem Teufel."
Einen wirklichen Modernisierungsschub erfuhr Äthiopien erst zwei Jahrzehnte später, als viele afrikanische Länder ihre Unabhängigkeit erhielten und 1963 in Addis Abeba die Organisation der Afrikanischen Einheit gründeten. Die Straßen wurden geteert, Hotels gebaut, Industriebetriebe entstanden. Haile Selassie als Herrscher des einzigen Landes Afrikas, das stets unabhängig war, wurde zur Symbolfigur des Kontinents. Doch so anerkannt Haile Selassie international auch war, so sehr wuchs in Äthiopien der Widerstand gegen den absolutistischen Herrscher. Die Entwicklung ging vielen zu langsam voran. Nach einer katastrophalen Hungersnot und einem Militärputsch musste der Kaiser am 12. September 1974 abdanken und starb im Jahr darauf unter ungeklärten Umständen im Arrest. 17 Jahre später wurde auch das nachfolgende Regime gestürzt, eine andere Gruppe Aufständischer übernahm die Macht. Doch sie alle enttäuschten, klagt Hableyesus Legese:
"Nach Haile Selassie hatte Äthiopien keine guten Führer. Es herrscht Tyrannei. Sie kümmern sich nicht um die Menschen oder um Äthiopiens Geschichte. Sie interessiert nur ihre eigene Macht."
Weltweit hat Haile Selassie noch heute viele Anhänger, die sich – nach seinem Geburtsnamen – Rastafaris nennen. Diese Bewegung war nach 1930 unter Schwarzen in Jamaika entstanden.
Tausende Menschen jubelten am 2. November 1930 vor der St. George's-Kathedrale in Addis Abeba, die Kanonen schossen 100 Mal Salut, Kirchenglocken läuteten in der über 2000 Meter hoch gelegenen Stadt sowie überall im Land. Ras Tafari Makonnen wurde zum Kaiser von Äthiopien gekrönt. Erzbischof Abune Kyrillos überreichte ihm Zepter sowie Reichsapfel und setzte ihm die 20 Zentimeter hohe goldene Krone auf. Dann ertönte die imperiale Hymne.
Haile Selassie nannte sich der 38-jährige von nun an, was soviel wie Herr der Dreieinigkeit bedeutet. Sein vollständiger Titel klang bombastisch: Seine kaiserliche Majestät, König der Könige, Herr der Herren, Erobernder Löwe des Stammes von Juda, Erwählter Gottes, Kaiser von Äthiopien. Die äthiopischen Herrscher führen ihr Geschlecht auf biblische Zeiten zurück, als König Salomon von Juda mit der arabischen Königin von Saba den Sohn Menelik zeugte, der später angeblich von Jerusalem die Bundeslade mit den beiden Tafeln der zehn Gebote nach Äthiopien entführte. Haile Selassie bezeichnete sich als 225. Nachfolger von Menelik – eine lange und ehrfürchtige Ahnenreihe. Die adligen Herrscher Europas schickten zur Krönung ihre Emissäre.
Sechs Jahre später vertraute Haile Selassie auf diese internationale Anerkennung seiner Macht – und wurde enttäuscht. Italienische Truppen waren in sein Land eingefallen, hatten nach acht Monaten Addis Abeba erobert und ihre Kolonie Abessinien deklariert. Der ins Exil geflohene Kaiser mahnte vor dem Völkerbund in Genf, er sei das erste Opfer des aggressiven Faschismus, dem andere folgen würden.
Doch niemand kümmerte sich um das überfallene Äthiopien. Erst im Zweiten Weltkrieg verdrängten 1941 britische Truppen die Italiener und inthronisierten Haile Selassie erneut. Das Volk jubelte und bereitete ihm auf dem Bahnhof von Addis Abeba einen stürmischen Empfang.
Haile Selassie setzte seine Politik der Modernisierung fort und gründete immer mehr staatliche Schulen, denn er sah in Bildung die Grundvoraussetzung für die Entwicklung seines Landes. Der einheimische Adel und vor allem die mächtige koptische Kirche sahen dies sehr skeptisch, wie sich der Äthiopier Hableyesus Legese an die Erzählungen seines Großvaters erinnert:
"Einige der Kirchenführer waren gegen ihn. Sie beunruhigte zum Beispiel, dass er ein Telefon benutzte. Das sei gegen die Religion, sei Sünde, denn er spreche offenbar mit dem Teufel."
Einen wirklichen Modernisierungsschub erfuhr Äthiopien erst zwei Jahrzehnte später, als viele afrikanische Länder ihre Unabhängigkeit erhielten und 1963 in Addis Abeba die Organisation der Afrikanischen Einheit gründeten. Die Straßen wurden geteert, Hotels gebaut, Industriebetriebe entstanden. Haile Selassie als Herrscher des einzigen Landes Afrikas, das stets unabhängig war, wurde zur Symbolfigur des Kontinents. Doch so anerkannt Haile Selassie international auch war, so sehr wuchs in Äthiopien der Widerstand gegen den absolutistischen Herrscher. Die Entwicklung ging vielen zu langsam voran. Nach einer katastrophalen Hungersnot und einem Militärputsch musste der Kaiser am 12. September 1974 abdanken und starb im Jahr darauf unter ungeklärten Umständen im Arrest. 17 Jahre später wurde auch das nachfolgende Regime gestürzt, eine andere Gruppe Aufständischer übernahm die Macht. Doch sie alle enttäuschten, klagt Hableyesus Legese:
"Nach Haile Selassie hatte Äthiopien keine guten Führer. Es herrscht Tyrannei. Sie kümmern sich nicht um die Menschen oder um Äthiopiens Geschichte. Sie interessiert nur ihre eigene Macht."
Weltweit hat Haile Selassie noch heute viele Anhänger, die sich – nach seinem Geburtsnamen – Rastafaris nennen. Diese Bewegung war nach 1930 unter Schwarzen in Jamaika entstanden.