"Es wird viel mehr produziert als wir eigentlich essen"
Deutschland produziert so viel Fleisch wie nie zuvor. Die Agrarexpertin der Umweltorganisation BUND, Katrin Wenz, kritisiert, dass die Landwirte immer mehr herstellen müssen, um zu überleben. Dabei wird eigentlich weniger Fleisch gegessen.
Von Januar bis Juni 2016 wurden knapp 4,1 Millionen Tonnen Fleisch produziert, gab das Statistische Bundesamt für das erste Halbjahr bekannt. Das ist so viel wie noch nie.
"Eigentlich ist das Problem, dass das Geschäft nicht lukrativ ist", sagte die Agrarexpertin der Umweltorganisation BUND, Katrin Wenz, im Deutschlandradio Kultur über den Fleischhandel in Deutschland. "Deshalb sind Landwirte und Landwirtinnen gezwungen, immer mehr zu produzieren, weil sie ihre Produktionskosten, insbesondere beim Schwein, kaum decken können." Landwirte müssten immer mehr Tiere halten, um dem Strukturwandel nicht zum Opfer zu fallen.
Probleme vor allem beim Schweinefleisch
Schon jetzt liege die Überproduktion bei Schweinefleisch etwa bei 16 Prozent, sagte die Mitautorin des jährlichen Fleischatlas. "Hier wird viel, viel mehr produziert als wir eigentlich essen." Dabei gehe gerade der Konsum von Schweinefleisch zurück. Als weiteren Grund nannte die Agrarexpertin, dass immer mehr landwirtschaftliche Betriebe sich auf ein Feld spezialisieren müssten und nicht mehr als gemischte Unternehmen mit Ackerbau und Tieren existieren könnten.
Keine Wahl an der Ladentheke
Wenz kritisierte auch, dass die Käufer an der Ladentheke, keine Wahl hätten, weil die ausreichende Kennzeichnung des Fleisches fehle. "Da ist alles möglich", sagte Wenz. "Da ist Fleisch aus Intensivtierhaltung, aber abgebildet ist ein Bauernhof mit glücklichen Tieren drauf – so etwas ist erlaubt in Deutschland." Deshalb sei die Bundesregierung gefordert, zu kennzeichnen, aus welchem Haltungssystem die Tiere kommen.