Beim Klimaschutz kein "Vorbild für die Welt"
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Die Bundesregierung will am Freitag ein Klimaschutzpaket vorlegen. Sie setze vor allem auf Subventionen, sagt der Wirtschaftsjournalist Ralph Bollmann. Er spricht von "sauteurer" Förderpolitik, die sich andere Länder nicht werden leisten können.
In dem für Freitag zur Vorlage geplanten Maßnahmenpaket der Bundesregierung zum Klimaschutz sind wichtige Fragen zur CO2-Bepreisung und zum weiteren Ausbau des Ökostroms noch unklar.
Dabei stehe Deutschland beim Klimaschutz wirklich schlecht da, erläutert der Wirtschaftsjournalist Ralph Bollman: Das Selbstbild der Deutschen als "die größten Umweltschützer des Planeten" sei falsch. Der CO2-Ausstoß pro Kopf sei hierzulande ungefähr doppelt so hoch wie Großbritannien, Frankreich oder Italien.
8000 Euro Kaufprämie für ein Elektroauto?
Verkehr und Gebäude hätten den größten Nachholbedarf beim Klimaschutz, sagt Bollmann. Hier wolle die Bundesregierung mit "vielen, vielen Förderprogrammen" Fortschritte erreichen. Im Gespräch sei etwa eine Kaufprämie für Elektroautos von 8000 Euro – rund einem Viertel des Preises eines Neuwagens entspreche.
Das mache die Kosten pro eingesparte Tonne CO2 unglaublich teuer. Ganz sicher sei diese 'sauteure' Förderpolitik aber kein "Vorbild für die Welt", weil andere Länder sich diese nicht leisten könnten.
Geschäftsmodell in der Krise
Andererseits sei die große Abhängigkeit Deutschlands von der Autoindustrie "nicht trivial", meint Bollmann. "Ich finde diese Vorwürfe, die Bundesregierung mache immer nur Lobbyismus für die Autos, auch ein bisschen schwierig, weil es nun mal die Leitbranche ist, von der dieses Land abhängt."
Merkel habe lange das Problem gehabt, dass die Autofirmen nicht dazu zu bewegen waren einzusehen, "dass ihr Geschäftsmodell irgendwie in der der Krise ist", meint der Studiogast.
Langfristig werde vermutlich nur ein Emissionshandel den CO2-Ausstoß senken. Eine "realistisch hohe Co2-Bepreisung" sei derzeit aber kein Thema, weil man Angst habe, "dass das Ganze für die Bürger zu teuer wird", so Bollmann.
(huc)
Die ganze Sendung mit Ralph Bollmann zum Nachhören: