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Von Stefan Müller |
Dina Foxx ist eine Art Daten-Supergirl. Das "Kleine Fernsehspiel" im ZDF macht den Datenschutz zum Thema. Der Krimi wird aber nicht zu Ende erzählt. Die Suche nach einem Mörder geht im Internet weiter.
Filmausschnitt: "Avadata gibt euch die Kontrolle zurück. Es sammelt alles wieder ein, was ihr im Netz an Spuren hinterlassen habt. Und gibt euch die Hoheit zurück. Ab jetzt diktiert ihr die Regeln. Und eure Daten bleiben auf euren Servern."

Dina Foxx ist eine junge Frau, Mitte 20, die sich ziemlich gut im Internet auskennt. So gut sogar, dass es richtig Ärger gibt. Denn sie ist eine Art Daten-Supergirl und will ihre WG-Freunde eigentlich davor warnen, wie problematisch es sein kann, alle privaten Sachen einfach so ins Netz zu stellen.

Das spielt natürlich an auf die aktuelle Privatsphäre-Diskussion in sozialen Netzwerken oder auch die Vorratsdatenspeicherung. Im Film wechselt Dina dann allerdings ziemlich schnell die Fronten und lässt sich von einer Firma anwerben, die mit Datenschutz und dem viel beschworenen "digitalen Radiergumme" richtig Geld verdienen will - "Avadata". Die WG-Freunde finden das natürlich komplett daneben. Und dann eskaliert die Situation, als Dinas Freund Vasco tot aufgefunden wird.

Filmausschnitt: "Du weißt doch ganz genau, was mit Vasco passiert ist. Polizei, Sie sind festgenommen!"

Dina Foxx ist so was wie die weibliche Variante des Hackers Karl Koch, dem vor mittlerweile zwölf Jahren in Hans-Christian Schmids Film "23" ein Denkmal gesetzt wurde. Mit dem Unterschied, dass Computerkriminalität damals ein Nischenthema war. Inzwischen hat die Diskussion um Vorratsdaten und die Vermarktung der im Netz hinterlassenen Spuren die gesamte Gesellschaft erreicht.

Netzaffine Menschen diskutieren über Themen wie "Post-Privacy", also ob man nicht sowieso lieber alles über sich im Netz preisgeben sollte, weil es gar keine Privatsphäre mehr gibt im Web 2.0. Genau das ist aber die spannende Diskussion, die – ganz klar - auch die Facebook-Generation des 21. Jahrhunderts von der Generation der Volkszählungsgegner aus den achtziger Jahren trennt. Die 26-jährige Hauptdarstellerin Jessika Richter ist irgendwo zwischen diesen beiden Polen zu Hause:

"Also ich gehe sehr, sehr sensibel mit meinen Daten um. Auch schon vor dem Projekt war ich immer sehr darauf bedacht, dass ich nicht so viel von mir preisgebe. Anderen Schauspielern oder anderen Personen in der Öffentlichkeit ist es auch schon passiert, dass es Fake-Profile bei Facebook oder wo auch immer gibt. Und so etwas ist mir tatsächlich auch schon passiert, was dann aber alles, Gott sei Dank, wieder schnell geregelt und gesperrt werden konnte."

Im Film regelt sich die Sache nicht so schnell: Dina Foxx ist die Hauptverdächtige in einem Mordfall. Ihr drohen 15 Jahre Haft. Sie muss nun beweisen, dass sie unschuldig ist. Ab ins Netz, sie wird zur paranoiden Hacker-Frau. An dieser Stelle ist der Krimi dann für die Fernsehzuschauer urplötzlich zu Ende. Als Zuschauer kann man nun im Internet die Story nicht nur weiterverfolgen, sondern aktiv auf Mördersuche gehen, ganze drei Wochen lang.

Die Webseite mit Infos dazu heißt www.freidaten.org

Das Gespräch zum Thema "Rettung vor dem Internet? ZDF goes Cross-Media mit Krimi 'Dina Foxx'" mit dem Regisseur und Konzept-Entwickler Max Zeitler können Sie mindestens bis zum 20.9.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.

Links bei dradio.de:
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