Holly Goldberg Sloan und Meg Wolitzer: "An Nachteule … von Sternhai"

Schwule Väter, gewitzte Töchter

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Das Foto zeigt das Cover des Email-Romans "An Nachteule ... von Sternhai".
Komisch und leicht, und dennoch mit Tiefgang: der Email-Roman "An Nachteule ... von Sternhai". © Cover: Hanser, Illustration: Deutschlandradio
Von Sylvia Schwab |
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Nachdem sich ihre schwulen Väter kennengelernt haben, sollen auch ihre jeweils zwölfjährigen Töchter zusammenfinden. Die lehnen das ab und verbünden sich in ihren Emails, um die Pläne ihrer Väter zu vereiteln. Eine luftige Lektüre für Leser ab zehn.
Ein merkwürdiger Titel, aber er erschließt sich schnell: Das Kinderbuch des Autoren-Duos Wolitzer/Goldberg Sloan ist ein E-Mail-Roman. Eine Form, die spätestens seit Daniel Glattauers "Gut gegen Nordwind" in Deutschland bekannt und wegen ihres inneren Tempos und der meist lockeren Tonart ausgesprochen beliebt ist. "An Nachteule … von Sternhai" sind folglich die Spitznamen, die sich die Mädchen in ihrem Chat gegeben haben.
Bett aus Kalifornien und Avery aus New York, beide zwölf Jahre alt, beginnen notgedrungen, sich Emails zu schreiben. Nachdem ihre schwulen Väter sich bei einem Kongress kennen und lieben gelernt haben. Die Väter planen eine gemeinsame Zukunft und möchten, dass nun auch die Töchter sich kennen lernen. Was Bett und Avery stur ablehnen, beide wollen ihre Väter lieber für sich allein behalten.

Verbündet gegen die Väter

Es kommt, wie es kommen muss: Indem die Mädchen sich schreibend gegen die Pläne der Väter verbünden, kommen sie sich näher: Erzählen aus ihrem Alltag, von ihren Freundinnen und Freunden, Hobbys und Ängsten.
Schließlich verbringen die beiden sogar den Sommer zusammen in einem Camp und werden Freundinnen, obwohl sie absolut gegensätzlich veranlagt sind. Bett ist sportlich, draufgängerisch, zupackend. Avery ängstlich, nachdenklich und sensibel. Sie sind "wie Milch und Klebstoff, wie Schneeflocken und Granit".
Während die Mädchen ab jetzt viel Spaß haben und auch Averys leibliche Mutter und Betts Großmutter in Turbulenzen stürzen, verkrachen sich die beiden Väter auf ihrer China-Reise und kehren verfrüht zurück. Worauf die ganze Geschichte sich umdreht und plötzlich die Mädchen das gemeinsame Leben planen, während die Väter wieder eigene Wege gehen wollen … Das ist zu komisch!

Geheimnisse, Intrigen, Unfälle, Konflikte

Meg Wolitzer und Holly Goldberg Sloan bieten eine ganze Menge an Geheimnissen, Intrigen, Unfällen, Konflikten, witzigen Ideen und vor allem Emotionen auf, bis dieser Roman mit dem erwarteten - aber trotzdem überraschenden - Happy End schließt. Wobei das alles in Mails und Briefen so locker und leicht abgefedert wird, dass man keinen Augenblick auf die Idee kommt, sich ernsthaft um irgendjemanden Sorgen zu machen.
"An Nachteule … von Sternhai" ist aber auch ein gelungener Familienroman: Hier zerbricht keine traditionsreiche Familie, sondern es entsteht eine neue Patchwork-Großfamilie mit völlig unterschiedlichen Menschen verschiedenen Alters. Was jüngeren Leserinnen und Lesern viel gute Laune machen wird, denn die beiden Autorinnen – in Kalifornien und New York zu Hause – haben spürbar viel Spaß beim Schreiben gehabt.
Auch wenn es immer wieder ein wenig zu rührend zugeht: Man hat sich sehr, sehr lieb und schreibt das auch immer wieder. Und auch die gegensätzlichen Charaktere der Mädchen wirken etwas sehr konstruiert. Doch die beiden Autorinnen ergänzen sich so wunderbar, dass das der sommerlich-luftigen Lektüre keinen Abbruch tut.

Holly Goldberg Sloan/Meg Wolitzer: "An Nachteule … von Sternhai"
Aus dem Englischen von Sophie Zeitz
Hanser Verlag, München 2019
278 Seiten, 17 Euro
Ab zehn Jahren

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