Der Meister der Coolness

Vor knapp 40 Jahren begann die Schauspielkarriere des damals blutjungen John Travolta: In Brian De Palmas Gruselschocker "Carrie – Des Satans jüngste Tochter" (1976) spielte er den Bösewicht, einen jungen Bandenführer. Travoltas Markenzeichen sind schon zu erkennen: schwarze Haartolle, strahlend blaue Augen und ein umwerfendes Lächeln über dem markanten Kinngrübchen.

Als Tony Manero in "Saturday Night Fever" wurde er 1977 über Nacht zum Superstar. Die Rolle brachte ihm seine erste Oscar-Nominierung. Millionen Teenager rund um den Globus fanden sich in der Geschichte um den tanzbegeisterten New Yorker Underdog wieder - die Disco-Ära war geboren.

Der Erfolgskurs von John Travolta, dem jüngsten von sechs Kindern einer Familie mit italo-irischen Vorfahren, geht weiter: In dem Hit-Musical "Grease" (1978) verführte Travolta als rebellischer Danny nicht nur seine blond gelockte Filmpartnerin Olivia Newton-John. Travolta versprüht im Halbstarken-Look einen unglaublichen Charme und glänzt als begnadeter Tänzer in der Tradition eines Gene Kelly oder Fred Astaire.

In den 1980er Jahren stolperte Travolta über schlechte Rollen und falsch gewählte Filme, die Karriere war plötzlich im Keller. Auch privat hatte er einen schweren Rückschlag hinter sich: Seine 18 Jahre ältere Freundin, Schauspielerin Diana Hyland, war an Krebs gestorben. Schon damals schloss er sich der umstrittenen Scientology-Organisation an. Freimütig bekennt er sich zu der Lehre von L. Ron Hubbard. Auf der Webseite von Scientology wird Travolta zitiert: "Ich kann sagen, dass Scientology mir zum Durchbruch verholfen hat."

Ausgerechnet eine Blutorgie um Ganovenehre, Mord und Totschlag ebnete Travolta 1994 den Weg zurück auf die Leinwand: In Quentin Tarantinos "Pulp Fiction" schlug er an der Seite von Bruce Willis und Samuel L. Jackson als Profikiller Vincent Vega zu. Zur Belohnung gab es die zweite Oscar-Nominierung. Für die Rolle erhielt Travolta laut dem Branchendienst ImDb noch 150.000 US Dollar. Einige Jahre später gehört er zu den Großverdienern in Hollywood: Für "Face/Off" aus dem Jahr 1997 zum Beispiel erhielt er 20 Millionen Dollar Gage.

Nach "Pulp Fiction" glänzte Travolta in der bissigen Hollywood-Satire "Schnappt Shorty" als der schmierige Gangster Chili, der vom Filmgeschäft träumt. Dafür gewann er den Golden Globe als bester Komödien-Darsteller. Der Film wurde 1996 auf der Berlinale vorgestellt. Seither hat sich Travolta in den verschiedensten Rollen als zugkräftiger Star bewiesen. In dem Psychodrama "Im Körper des Feindes" (1997) macht er als FBI-Agent Jagd auf einen Terroristen. In der Politsatire "Mit aller Macht – Primary Colours" (1998) umwirbt er als sexbesessener US-Präsidentschaftskandidat die Wähler.

Der Tod seines Sohnes warf ihn fast aus der Bahn

Ein trauriger Anlass brachte die Travolta-Familie Neujahr 2009 in die Schlagzeilen. Jett, der 16-jährige Sohn des Schauspielerpaares, war während eines gemeinsamen Urlaubs auf den Bahamas gestorben. Nach dem Tod seines Sohnes wollte Travolta beinahe mit dem Filmemachen aufhören. "Ich war an gar nichts mehr interessiert", sagte er 2012 der Nachrichtenagentur dpa. Doch da stellte er bereits seinen neuen Film "Savages" vor. Erst langsam sei die Einsicht gekommen, dass Arbeit helfen könnte. In dem düsteren Drogenkrimi von Oliver Stone spielt Travolta einen korrupten Drogenfahnder, Salma Hayek mimt eine kaltblütige Kartellchefin.

Mit "Frida"-Star Hayek (47) plant Travolta derzeit sein nächstes Projekt. In dem Familiendrama "A Three Dog Life" treten sie als Ehepaar vor die Kamera. Der Film beruht auf den gleichnamigen Memoiren der amerikanischen Autorin Abigail Thomas, deren Ehemann bei einem Autounfall schwere Gehirnverletzungen erlitt. Eine schwierige Rolle, die Travolta mit 60 Jahren als erstes anpackt.