Schlimmer als jeder Thriller
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Mit Kalifornien ist auch Hollywood von Corona betroffen. Nach drei Monaten Drehstopp ist die Filmproduktion wieder angelaufen. Desinfektion und Abstand inclusive. Aber was tun, wenn Küsse verboten und Kinos geschlossen sind?
Im Film "Contagion" von Regisseur Steven Soderbergh aus dem Jahr 2011 war alles noch Fiktion: Ein Virus aus Asien, das sich rasant überall auf der Welt ausbreitet. Katastrophen, Horror und Happy End – Hollywood liebt solche Schreckensszenarien – auf der Leinwand.
Schlimme wirtschaftliche Folgen für alle Beteiligten
Nun aber erwischt es auch die so genannte Traumfabrik: Wegen des Coronavirus steht seit Mitte März alles still.
"Viele Leute haben ihre Jobs von einem auf den anderen Tag verloren. Wir haben allein 120.000 Crew-Jobs in der Unterhaltungsindustrie durch das Coronavirus verloren. Doch auch Tausende andere Jobs sind betroffen: Catering-Firmen, Fahrer, Leute, die dein Ticket im Kino abreißen. Die wirtschaftlichen Folgen könnten kaum schlimmer sein."
Sagt Brent Lang, Chefredakteur des Branchenmagazins Variety im öffentlichen Radiosender NPR. Kinos wurden weltweit geschlossen, Dreharbeiten mussten pausiert werden.
Allein in diesem Jahr könnte die Pandemie die Filmindustrie etwa 20 Milliarden US-Dollar kosten, schreibt das Magazin Hollywood Reporter. Die Pandemie erwischt Hollywood im Frühling. Dann, wenn man sich eigentlich für den "Kinosommer" warmläuft. Im Juli und August kommen traditionsgemäß die großen Blockbuster ins Kino, von denen sich die Industrie gute Umsätze verspricht. In diesem Jahr wäre das zum Beispiel der 25. James Bond gewesen, Titel: "Keine Zeit zu sterben".
Los Angeles ist leiser geworden
Aber auch der Tom Cruise Film "Top Gun Maverick" und die Comic-Verfilmung "Black Widow" mit Scarlett Johansson wurden gleich in den Herbst verschoben. Los Angeles ist leiser geworden, seitdem die Ausgangssperre verhängt wurde. Weniger Flugzeuge starten am sonst so beschäftigen Großflughafen, weniger Autos rollen durch die Straßen – selbst der Hollywood Boulevard, auf dessen Gehweg die Stars verewigt und wo sonst viele Touristen unterwegs sind, ist leer.
Kalifornien hat besonders strenge Einschränkungen in der Pandemie erlassen und will auch viel später zur "Normalität" zurückkehren. Der bevölkerungsreichste Bundesstaat der USA ist vorsichtig, zu viele Menschen an einem Platz – man will kein zweites New York werden, wo es sehr viele Menschen gab, die an Covid-19 gestorben sind. Auch deswegen ging es wohl schnell, dass auch die Dreharbeiten zu über hundert Serien und Filmen abgesagt werden mussten.
Alex Blue Davis gehört seit drei Staffeln zum Team der Krankenhausserie "Grey‘ s Anatomy" – dort spielt er den Arzt Casey Parker, ist als Nebendarsteller nicht in jeder Episode dabei. Dass die Dreharbeiten unterbrochen wurden, erfuhr er aus den Nachrichten.
"I didn´t find out until it hit the News – so I filed for unemployment like a lot of people do."
Nun habe er Arbeitslosengeld beantragt, so wie viele andere amerikanische Filmschaffende.
Von heute auf morgen keine Dreharbeiten mehr
Der deutsche Schauspieler Thure Riefenstein zum Beispiel pendelt zwischen Deutschland und den USA, dreht sowohl für die TV-Reihe "Soko" als auch amerikanische Kinofilme oder Serien wie zum Beispiel "The Man In The High Castle" – auch er hat von heute auf morgen keine Dreharbeiten mehr:
"Es geht so gut wie gar nichts – es ist wirklich Totenstille. Der Kinofilm, an dem ich gerade arbeite, diese Produktion ist momentan auf Hold".
Immerhin: Viele Schauspieler wie Alex und Thure kennen das auf und ab sowieso aus ihrem Berufsleben. Man arbeitet von Projekt zu Projekt – und zwischendrin könne man auch anders Geld verdienen, sagt Thure Riefenstein:
"Wir sind es gewohnt, lange Zeit nicht zu arbeiten – und wenn wir nicht vor der Kamera arbeiten, heißt es nicht, dass wir nichts tun. Ich mache zum Beispiel Synchronaufnahmen, habe ein kleines Homestudio, in dem ich aufnehmen kann – weil viele Streamingdienste keine Möglichkeiten haben in Studios aufzunehmen."
Vor allem für Werbefilme oder Animationsserien braucht man diese Sprachaufnahmen. Animation ist ohnehin ein Feld, in dem die Krise noch nicht so stark angekommen ist. Yafes Sahin zum Beispiel arbeitet als technischer Direktor bei Sony Animation in Vancouver. Dort sorgt er zum Beispiel dafür, dass Wasser aus dem Computer auch aussieht wie echtes Wasser und Gesichter von Menschen so realistisch wie möglich dargestellt werden. Auch jetzt arbeitet er an einem komplett animierten Film – und das ist gerade jetzt in der Coronavirus-Krise ein großer Vorteil:
"Alle Charaktere sind digital, wir habe keine echten Schauspieler, keine echten Kameramänner, wir sind also nicht in Verzug gekommen und können einfach weiterarbeiten. Das boomt ja jetzt, weil die Leute Entertainment haben wollen – wir sind vollkommen beschäftigt."
Animation statt Dreharbeiten?
Animation statt Dreharbeiten? Die Serie "One Day at a Time" hat genau das gemacht und Schauspieler – zeitweise – durch Trickfiguren ersetzt. Animation ist wahrscheinlich einer der wenigen Zweige, der während der Krise sogar wachsen könnten – denn die Mitarbeiter können ihren Job relativ gut von zu Hause erledigen – auch wenn das erst einmal eine Umstellung war, meint Sahin:
"Sicherheit war ein Thema. Die Firma hat auch gesagt, dass wir die Fenster nicht offen haben sollen, damit keine neugierigen Nachbarn einen Blick reinwerfen."
Ganz anders sieht es da in einem Zweig der Entertainmentindustrie aus, der komplett auf enge menschliche Interaktion setzt: die Pornobranche. Abstand halten und Mundschutz tragen – das funktioniert gerade bei einem erotischen Filmdreh so gar nicht, meint Regisseurin Inka Winter. Die Deutsche dreht als eine der wenigen Frauen erotische Film – normalerweise.
"Mit Pornofilme drehen ist hier natürlich gerade gar nichts!"
Mit ihrer Produktion "ForPlay Films" will sie vor allem Frauen ansprechen, ihr Ziel: Die Filme sollen echte Emotionen zeigen und aussehen, wie eine Modestrecke in der Vogue. Das muss allerdings alles gerade pausieren. Die Pornobranche, die zum größten Teil in den USA im kalifornischen San Fernando Valley sitzt, hat eigentlich so etwas wie Routine, wenn es um das Testen von Krankheiten geht, sagt Winter:
"In Los Angeles ist die Industrie so organisiert, dass es Geschlechtskrankheit-Tests gibt für alle Schauspieler. Und dann überlegt man sich: Wird da am Ende ein Coronavirus-Test gemacht?"
Was die Coronavirus-Krise für die Industrie bedeutet, ist noch unklar. Wahrscheinlich wird man hier noch länger als in anderen Bereichen warten, bis wieder gedreht werden darf.
Kosten der Pandemie: 160 Milliarden US-Dollar
160 Milliarden US-Dollar könnte die Pandemie die Filmbranche in den nächsten fünf Jahren kosten. Das hat die Datenanalyse-Firma Ampere Analystics ausgerechnet. Man spricht von der schlimmsten Krise, die Hollywood bisher erlebt hat. Doch sie ist bei weitem nicht die einzige. Geschlossene Kinos, Menschen, die nur noch mit Masken das Haus verlassen – und gestoppte Dreharbeiten. Das gab es in Hollywood vor über hundert Jahren schon Mal, als die Spanische Grippe grassierte, eine der tödlichsten Pandemie, die Schätzungen zufolge 27 bis 50 Millionen Menschen getötet hat.
"Als die Spanische Grippe Los Angeles erreichte, hielt man sie für nicht so gefährlich. Doch das änderte sich schnell, als die Infektions- und Todeszahlen rasant stiegen. Die Stadt Los Angeles verbot dann erst einmal Dreharbeiten von Menschenansammlungen. Die Studios gingen dann aber schnell dazu über, erst einmal alle Dreharbeiten zu beenden."
Erzählt der Hollywood Historiker William Mann. Das war 1918 – Hollywood war gerade dabei, größer und erfolgreicher zu werden, Stars zu produzieren. Die Szenen von damals und heute ähneln sich, wie William Mann erklärt:
"Manche großen Stars weigerten sich, Maske zu tragen. Douglas Fairbanks wollte so seine Männlichkeit unter Beweis stellen. Doch einige der größten Stars wurden krank. Mary Pickford, damals ein riesiger Star und die spätere Ehefrau von Fairbanks, bekam die Grippe und überlebte sie."
Die Spanische Grippe verlief in drei Wellen. Kinos, Geschäfte, das öffentliche Leben wurden mehrfach stillgelegt. Die Filmindustrie litt unter massiven Einbußen. Vor allem kleine, familienbetriebene Kinos mussten schließen. Und genau das führte zu einem gewaltigen Umbruch in Hollywood, eingeläutet von Paramount Studio-Gründer Adolph Zukor:
"Er kaufte viele von diesen kleinen Kinos auf. Denn er wollte, dass die Filmproduktion, der Vertrieb und Exhibition in einer Hand lagen. Das führte zu einem sehr effizienten Filmemachen und so entstanden die großen amerikanischen Filme der 30er-, 40er- und 50er-Jahre."
Das Hollywood-Studiosystem war geschaffen – ein Meilenstein in der Filmindustrie und ein positiver Ausblick: Aus der Krise kann man sogar gestärkt herausfinden. Was die Geschichte lehrt: Es wird Einschränkungen beim Filmen geben. Die Frage ist: Wie beeinflussen sie Hollywood?
Mit Vorschriften – Werbefilme ja, Blockbuster nein
Die kalifornische Regierung hat sich Gedanken gemacht, wie man mit Dreharbeiten wieder beginnen könnte. Die Produktionsteams müssen dem Willen der Politik nach dazu strikte Hygieneregeln befolgen, die Mitarbeiter sollen sich regelmäßigen Tests unterzuziehen und ständiges Fiebermessen gehört auch dazu. Alle Dreharbeiten müssen zudem von den zuständigen Gesundheitsbehörden genehmigt werden. Statt der typischen Buffets am Set wird es beispielsweise eingepackte Sandwiches und Salate geben. Stylisten und Make-Up-Künstler sollen Masken tragen und sich oft die Hände waschen.
Einige Werbefilmproduktionen haben bereits mit kleineren Drehs begonnen – hier werden die Teams oft in Gruppen unterteilt, die sich dann auch nicht mischen dürfen – Hygienebeauftragte überprüfen, ob alle Vorschriften eingehalten werden. Die ganz großen Blockbusterdrehs bleiben in Hollywood selbst aber noch aus. Die deutsche Schauspielerin Nina Franoszek, die in Deutschland und den USA dreht, unter anderem schon für die Serie "Mad Men" ist skeptisch, ob sich alle Regel am Set einhalten lassen:
"Wir Schauspieler sind die, die sich auf der Leinwand küssen, die sich dauernd anfassen. Ich muss vor jeder Einstellung neu gepudert werden, das Kostüm zurechtgerückt werden. Da ist permanenter Kontakt. Wie man das logistisch macht und andauernd desinfizieren soll, ist mir ein absolutes Rätsel."
Auch Schauspieler Robert Picado, bekannt für seine Rolle als medizinisches Hologramm in der TV-Serie "Star Trek Voyager" macht sich ebenfalls Sorgen, als ich ihn frage, wie er sich die Dreharbeiten in der Zukunft vorstellt:
"Ich habe Bedenken – für meine Schauspielkollegen und mich selbst. Ich habe gehört, dass es eine lange Liste mit Regeln gibt für Dreharbeiten, wenn sie hier in L.A. drehen wollen. Und wenn die Produktionen dem zustimmen, könnte es frühestens Mitte August wieder losgehen. Man mag den Job des Schauspielers lieben, aber niemand will deswegen sterben."
Die Oscars und die Golden Globes wurden verschoben
Picardo hat auch deswegen beschlossen, einfach zu Hause zu drehen, seine Frau sei an der Kamera, er spielt ein, zwei Charaktere, kleine Szenen zum Zeitvertreib und stellt diese auf die Videoplattform YouTube. Die Coronakrise verändere Hollywood sehr, meint Picardo, nicht nur die Dreharbeiten, sondern alles Drumherum. Die Termine für die Oscars und Golden Globes wurden bereits verschoben.
"Das wird die merkwürdigste Oscar-Saison die es jemals gab. Es wird keine der glitzernden Filmvorführungen oder Partys geben. Die Kampagnen für Filme sind anders, denn die beruhen darauf, dass man sich persönlich trifft, das sind soziale Veranstaltungen."
Mit etwas Neid blickt der Star Trek Schauspieler auf Deutschland, dort habe man seiner Ansicht nach gegen das Coronavirus eine bessere Strategie entwickelt, als die USA. Auch ein Grund wohl, dass in Ländern wie Deutschland, Island oder Neuseeland tatsächlich schon wieder gedreht wird. Auch in Großbritannien werden Hollywoodfilme wie die Fortsetzung der "Mission Impossible" Filmreihe mit Tom Cruise gedreht. In Neuseeland ist ein Team um Regisseur James Cameron dabei, die Fortsetzung von "Avatar" zu realisieren.
Hollywood als Drehort wird unattraktiver
Durch die Coronakrise könnte sich ein Trend fortsetzen, der schon seit Jahren zu sehen ist: Hollywood beziehungsweise Kalifornien als Drehort wird immer unattraktiver. Zum einen liegt das schlicht an finanziellen Anreizen – andere US-Bundesstaaten und andere Länder locken mit Filmförderung und steuerlichen Vergünstigungen. Los Angeles hat zwar schöne Licht, eine tolle Kulisse – aber es ist teurer und aufwändiger hier zu drehen, Genehmigungen zu bekommen.
Nun macht auch die Coronaviruskrise das Filmen nicht einfacher. Denn nachdem im Mai die ersten Lockerungen verkündet wurden, muss die Regierung wieder strengere Maßnahmen erlassen. Restaurants und Bars beispielsweise werden wieder geschlossen, es gilt eine Maskenpflicht für alle, sobald man in die Öffentlichkeit geht. Und auch Kinos im Großraum L.A. dürfen nun doch nicht öffnen. Von diesen strengen Regeln profitieren nun quasi andere Bundesstaaten, wie beispielsweise Georgia.
Georgia als Konkurrenz zu Los Angeles
Der Regisseur und Produzent Tyler Perry, der erst im vergangenen Jahr im Bundesstaat Georgia ein gigantisches Studiogelände eröffnet hat, kann bereits mit Dreharbeiten beginnen. In Georgia herrschen weniger strenge Auflagen und Perry kann die Regeln, wonach wieder gedreht werden kann, fast selbst bestimmen. Perry produziert vor allem Filme für ein afroamerikanisches Publikum, Komödien wie "Big Mamas House" zum Beispiel. Tyler Perrys will, dass seine Filmteams zusammen zwei Wochen in Quarantäne leben und auf dem Gelände bleiben, kein Kontakt zur Außenwelt.
Georgia entwickelt sich immer mehr zu einer Konkurrenz für Hollywood. Laut dem Magazin "Hollywood Reporter" sollen allein in den nächsten 18 Monaten in Georgia etwa 75 Produktionen stattfinden und so zwei Milliarden zusätzliche Einnahmen bescheren. Netflix will in Georgia beispielsweise die nächste Staffel der Horrorserie "Stranger Things" drehen.
Das Problem mit der Filmversicherung
Für die Filmindustrie tut sich durch Corona noch ein ganz anderes Problem auf, die Filmversicherung. Normalerweise müssen Produktionen Versicherungen abschließen, die beispielsweise ungewollte Drehpausen finanziell überbrücken, den Ausfall zahlen, erklärt Schauspielerin Franoszek:
"Mir ist das schon passiert, da habe ich die Grippe bekommen und war zehn Tage im Krankenhaus. Da war kompletter Drehstopp. Das zahlt dann die Versicherung. Und diese Ausfallversicherungen, die werden jetzt ja nicht einspringen."
Derzeit liegen dutzende Fälle bei den Versicherungen. Es wird gestritten, ob die Versicherer wegen Corona zahlen müssen. Und während die Pandemie noch läuft, wird es unwahrscheinlich oder extrem teuer, Filme auf Ausfall zu versichern. Ohne Versicherung zu drehen, wäre theoretisch auch möglich, dann müsste man vielleicht eine Haftungsklausel in die Verträge der Filmteams schreiben.
"Eine absolute Sicherheit wird es wohl nie geben", sagt auch Matt Belloni vom Magazin Hollywood Reporter. Und genau deswegen ziehen sich die Versicherungen gerade zurück, scheuen das Risiko. Die großen Filmstudios können sich wahrscheinlich selbst absichern. Doch die kleineren Produktionen, Independentfilme, die in der Regel ihre Finanzierung immer über eine Bank stemmen müssen, für die wird es haarig, denn einen Kredit bekommt man nicht ohne Versicherung."
Die Starttermine der Filme werden immer wieder verschoben
Für den Zuschauer mag dies alles Hintergrundgeplänkel sein. Filmfans fragen sich wohl eher, was sie konkret demnächst im Kino sehen werden? Tatsächlich gibt es eine Reihe von Filmen, die schon fertig sind und nur auf einen neuen Starttermin warten. Wie beispielsweise Thriller "Unhinged" mit Russel Crowe: außerdem der neue Film "Tenet". Ein echter Blockbuster, unter anderem mit John David Washington, Robert Pattinson und Michael Caine. Der Film hat das Potential viele Kinogänger in die Lichtspielhäuser zu locken. Beide Filme sollten eigentlich schon in den Kinos anlaufen – doch die Starttermine wurden immer wieder verschoben.
Das Problem: Mindestens 80 Prozent der Kinos weltweit müssten öffnen, damit beispielsweise der Film "Tenet", der 200 Millionen Dollar gekostet hat, seine Kosten wieder einspielen kann.
Das Problem für viele Kinobetreiber: Sogar wenn sie offiziell öffnen dürfen: Maximal 25 Prozent Auslastung darf es geben. Alison Kozberg von Art House Convergence, eine Organisation für Independent Kinos, erzählt von den Bedenken der Kinobetreiber:
"Wie schafft man Distanz in der Lobby, wie hält man Abstand am Popcornstand? Manche Kinos müssten ganze Sitzreihen entfernen. Die Richtlinien in Texas sagen zum Beispiel, dass die Kapazität der Sitzplätze auf 25 Prozent reduziert werden muss. Manche Kinos werden sicherlich eröffnen. Bei anderen sind die Kosten einer Wiedereröffnung zu hoch, wenn nur wenige Tickets verkauft werden können – das macht finanziell keinen Sinn."
Sind die Kinos die großen Verlierer der Coronakrise?
Die Kinos könnten ohnehin zu den ganz großen Verlierern der Coronakrise gehören. Historiker William Mann, der sich mit der Spanischen Grippe in Hollywood beschäftigt hat, glaubt, dass sich ein Trend fortsetzen wird, nämlich, dass die großen Kinoketten verschwinden werden.
"Schon vor der Krise ginge die Menschen weniger ins Kino – auch weil interessante Filme und Serien über Streaming verfügbar wurden. Wer nicht gerade den großen Blockbuster mit Special Effects sehen will, der schaut Filme über Netflix, Prime oder Hulu."
Und einige Studios probieren gerade aus, ob Menschen bereit sind um die 20 US-Dollar für einen Film auszugeben, den sie zu Hause sehen wollen – als Video on Demand.
Hollywood hat schon viele Krisen durchlebt. Die Spanische Grippe, die ebenfalls Dreharbeiten stoppte. Als auf einmal das Fernsehen den Kinofilmen Konkurrenz machte und die Zuschauerzahlen in den Kinos zurückgingen: Auch dann berappelte man sich immer wieder. Filme und Serien, das wurde in dieser Krise klar, sind gefragt, das Publikum scheint hungriger denn je. Hollywood wird nicht aussterben – aber möglicherweise wird es anders aussehen, als noch vor Corona. Und nicht für jeden wird es wahrscheinlich ein Happy End sein.