Hollywood-Projekt über Stauffenberg erhitzt die Gemüter

Von Jens Rosbach |
Es geht um einen Kinostar, eine Psychosekte und den Widerstand im Dritten Reich. Der Stauffenberg-Film "Valkyrie" soll unter anderem an Originalschauplätzen in Berlin gedreht werden. Wegen Hauptdarsteller Tom Cruise, der gleichzeitig Mitglied der umstrittenen Scientology-Sekte ist, hat die Bundesregierung eine Drehgenehmigung im Bendlerblock verweigert.
Einer der ersten Kritiker des geplanten Tom-Cruise-Films war Graf Berthold von Stauffenberg, der Sohn des berühmten Widerstandskämpfers. Vor knapp zwei Wochen äußerte der Adlige: "Es ist mir unsympathisch, dass ein bekennender Scientologe meinen Vater spielt."

Am selben Tag verkündete Antje Blumenthal, die Sektenexpertin der Unionsfraktion im Bundestag: Die Bundesregierung habe ihr zugesichert, "dass der Scientologe Tom Cruise keine Drehgenehmigung für den Bendlerblock erhält". Dagegen wetterte sodann Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck. Der Regisseur des Films "Das Leben der Anderen" orakelte, der Film des US-Stars werde das Ansehen Deutschlands mehr befördern, als es zehn Fußball-Weltmeisterschaften hätten tun können.

Diese Äußerung erntete unmittelbar Widerspruch: So bezweifelte gestern Peter Steinbach, der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, ob überhaupt ein "Superman" die komplizierte Entwicklung des Wehrmachtsoffiziers Claus Schenk Graf von Stauffenberg darstellen kann.

Steinbach: " Ich glaube wirklich, dass man versucht, mit einem Film, der spektakulär ist, Meriten zu erobern, Meriten zu gewinnen, die überhaupt nichts mit der inneren Auseinandersetzung, mit der politischen Moralität zu tun haben." (vollständiges Interview, MP3-Audio )

Andere Experten schütteln den Kopf über den gesamten Streit. Wie Regisseur Jo Baier, der vor drei Jahren ebenfalls einen Stauffenberg-Film gedreht hat. Baier plädierte gestern Abend im Deutschlandradio Kultur dafür, nicht allein Cruise’ Sekten-Mitgliedschaft zum Maßstab für den neuen Film zu machen.

Baier: " Ich glaube, das ist jetzt auch an einer Seite hoch gekocht, die ich nicht wirklich nachvollziehen kann. Also wenn es darum geht, dann muss man sagen: Okay, wir haben hier ein Drehbuch, wir sehen uns das an, was machen diese Leute hier? Und wenn man sieht, das ist eigentlich ganz ehrenwert, was die machen, die versuchen die Geschichte wirklich nachzuerzählen oder auch diese Figur Stauffenberg jetzt nicht irgendwie leicht kompatibel zu machen, dann finde ich, gibt’s eigentlich nicht wirklich einen Grund, das zu verweigern. " (zusammengefasstes Interview, MP3-Audio )


Das Gespräch zum Thema mit Drehbuchautor Fred Breinersdorfer können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.
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