Eine Passion gibt man nicht auf
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Seit 1846 fertigt die Familie Hamann Holzschuhe – in der "Schusterstadt" Preetz in Schleswig-Holstein. Auch noch mit 79 Jahren pflegt Schuhmachermeister Lorenz Hamann seine Leidenschaft für das Handwerk. Auch wenn er einmal den Beruf wechseln musste.
Es ist eine Tradition, die die schleswig-holsteinische Stadt Preetz lange geprägt hat: Schon Mitte des 19. Jahrhunderts lebten und arbeiteten dort 160 Schuhmachermeister. Damals, 1846, wurde auch der Familienbetrieb der Hamanns gegründet. Die waren ursprünglich Zimmerleute und kamen in der kalten Jahreszeit auf die Idee, Holzschuhe anzufertigen, wie der heutige Inhaber Lorenz Hamann erzählt.
Erlenholz und Vieh, reichlich Wasser und eine alte Handelsstraße bis nach Dänemark waren vorhanden und damit beste Voraussetzungen für die "Schusterstadt" und ein blühendes Geschäft der Hamanns. Der Familienbetrieb habe lange Großaufträge von Werften erhalten: "Damals haben wir jeden Tag fast 200 Paar Arbeitsschuhe hergestellt", so Hamann.
Sicherheits- statt Holzschuhe
Doch mit den neuen Anforderungen an Sicherheitsschuhe musste der Meister 1970 umschulen: zum Büro-, dann Bankkaufmann. "Ich habe dann so lange gearbeitet, bis wir keine Schulden mehr hatten", erinnert sich der 79-Jährige. Dass er den Laden nicht ganz dicht machte, erklärt er so: "Das ist die Passion einfach so, nicht? Ich bin hier groß geworden, und da gibt man nicht auf. Das ist mein Herzblut hier, die Holzschuhmacherei."
Kommendes Jahr allerdings muss die Werkstatt wohl doch schließen, wenn es keinen Nachfolger gibt – nach 175 Jahren. Dabei sei die Nachfrage nach Holzschuhen derzeit einfach "super", wie Hamann betont. Sie würden heute als modern, "superelegant" und modisch gelten, nach dem Motto: zurück zur Natur.
(bth)