Wie kann Arbeiten überall gelingen?
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Im Start-up von Jonas Spengler arbeiten sie schon seit Jahren nicht mehr im Büro, sondern zu Hause oder unterwegs: im Bulli oder auf dem Berg. Wie kann Homeoffice gelingen? Tipps für alle, die wegen der Coronakrise ihren Job zu Hause machen.
Viele konnten in den letzten Wochen ausprobieren, was Homeoffice heißt. Leider ohne Vorbereitung, Ahnung und manche unter erschwerten Bedingungen – ohne ausreichende technische Ausstattung, dafür mit den Kindern zu Hause.
Trotzdem: So mancher könnte Geschmack am Homeoffice bekommen und auch nach der Coronakrise weiter zu Hause arbeiten wollen. Das kann auch langfristig gut funktionieren. Aber nur, wenn die Chefs wissen, was sie dafür tun müssen.
Homeoffice - früher oft nicht ernst genommen
Denn auch ins Homeoffice müsse man investieren, "damit die Leute eine gute Ausstattung haben", sagt der Firmengründer und Unternehmer Jonas Spengler. Man müsse sich Gedanken darüber machen, wie virtuelle Konferenzen und Meetings gestaltet werden. Keinesfalls dürfe man das, was sonst im Büro geschehen sei, eins zu eins ins Homeoffice transferieren.
"Ich glaube, man sollte es ernst nehmen", so Spengler. "Vor Corona war es so, dass Homeoffice nicht wirklich als richtige Arbeit ernst genommen wurde."
Spengler weiß, wovon er redet: Er ist einer der Gründer und Chef des Start-ups komoot, das eine Travelguide-App für Wanderer und Radfahrer zur Verfügung stellt. Seit drei Jahren arbeiten seine Mitarbeiter nicht mehr im Büro: Die Firma hat auf "Remote Work" umgestellt. Seitdem dürfen alle arbeiten, wo sie wollen: zu Hause, im Berliner Büro oder auch im Camping-Bus.
Arbeiten zu Hause ist nicht günstiger
Der ursprüngliche Grund für die Entscheidung, auf Arbeit ohne Anwesenheitspflicht umzustellen, war laut Spengler ein ganz pragmatischer. Das Team der Firma sollte vergrößert werden – und das möglichst um die besten Mitarbeiter aus ganz Europa. Dass diese nicht alle nach Berlin ziehen würden, verstand sich von selbst.
Eine günstige Variante im Vergleich zur Arbeit im Büro sei "Remote Work" allerdings nicht, meint Spengler. "Das kann ich ganz klar verneinen." Schließlich müsse in entsprechende Technik und möglicherweise Co-Working-Spaces für Mitarbeiter investiert werden.
Inseln der Ineffizienz schaffen
Da die gemeinsamen Treffen in der Kaffeeküche oder Gespräche auf dem Büroflur beim Homeoffice wegfallen – und die Arbeitszeit meist effektiver genutzt werde, sei es laut Spengler wichtig, "Räume der Ineffizienz" zu schaffen. Sein Unternehmen bietet beispielsweise eine virtuelle Kaffeepause oder gemeinsames Meditieren an.
Damit seine Leute zu direktem Austausch kommen, setzt Spenglers Unternehmen auf Video-Konferenzen, bei denen alle sich sehen. "Es ist wichtig, diesen direkten Austausch zu haben", erklärt er. "Die Distanz zwischen den Leuten ist sehr, sehr gering."
Ganz verzichtet Spenglers Start-up aber nicht auf direkten physischen Kontakt: Zwei Mal im Jahr treffen sich die Mitarbeiter, um jenseits von Videokonferenzen miteinander zu reden und sich auszutauschen.
(lkn)