Film "Homöopathie unwiderlegt?"
Homöopathische Mittel: Mädesüß-, Pappelknospen-, Wacholder- und Nelkenwurz-Tinktur. © picture alliance / blickwinkel / F. Hecker
Die Widersprüche der Koryphäen
09:29 Minuten
![Vier Fläschchen mit Tinkturen stehen auf einem Holzbrett. Vier Fläschchen mit Tinkturen stehen auf einem Holzbrett.](https://bilder.deutschlandfunk.de/ac/cf/49/4a/accf494a-ec05-421d-a9f8-e4481cec65b3/balsam-tinktur-102-1920x1080.jpg)
Der Filmemacher Erik Lemke hat eine vermeintlich einseitige Dokumentation über Homöopathie gedreht. Denn dort kommen keine Kritiker, sondern nur Homöopathen zu Wort. Diese zeigen dann aber, dass sie völlig gegensätzliche Verfahren praktizieren.
Kann Homöopathie alle Krankheiten besiegen? Oder ist sie wirkungslos, nach dem Motto: Da kann man genauso gut bei Vollmond auf einer Waldlichtung tanzen? Zumindest werden die kleinen Zuckerkügelchen, die so oft verdünnt, verschüttelt und potenziert werden, inzwischen von so mancher Krankenkasse bezahlt.
Der Dokumentarfilmer Erik Lemke, Jahrgang 1983, zeigt in „Homöopathie unwiderlegt?“ ausschließlich Menschen, die diese Alternativmedizin befürworten. Im Laufe seines Films fangen sie allerdings an, einander zu widersprechen. Der Film kommt ohne Kommentare und direkte Kritik aus. Lemke nennt das die ergebnisoffene, „sokratische“ Methode.
„Ich hatte eigentlich nicht vor, einen Film über die Homöopathie zu machen, da gibt es schon sehr viele Fernsehdokumentationen, die gar nicht so schlecht sind“, sagt Lemke. „Tatsächlich war die Idee, dass Homöopathen selbst über ihre Methode aufklären.“
Die Kritik erledigen die Homöopathen selbst
Auf den ersten Blick, gibt Lemke zu, sei sein Film einseitig, weil wirklich nur Befürworter der Methode zu Wort kommen. Aber dann hätten sich alle Protagonisten bereit erklärt, auch die schwierigen Themen anzusprechen: „Das, was sonst von Kritikern der Homöopathie und Wissenschaftlern übernommen wird, erledigen die Homöopathen in dem Film selbst.“
Wenn man die homöopathische Methode abbilde, so wie sie sei, dann gebe es keine klaren Antworten und kein klares Konzept, sagt Lemke: „Das liegt in der Natur der Homöopathie, da ist alles sehr widersprüchlich. Jeder arbeitet nach seiner Methode, und oft widerspricht sich das so sehr, dass die Homöopathen das Gegenteil voneinander praktizieren. Und immer hilft es! Immer: Patienten begeistert! Das ist doch ein interessanter Umstand, den ich ergründen wollte.“
19 Protagonisten kommen in Lemkes Film zu Wort, darunter sind auch Koryphäen der Homöopathie, die Einstellungen sind durchschnittlich 30 Sekunden lang. Es sei ihm bei den Gesprächen nicht um die Selbstentblößung der Interviewpartner gegangen, auch habe er niemanden lächerlich machen wollen, betont der Filmemacher.
Die Interviews würden einzeln und für sich genommen durchaus auch kohärent wirken, so Lemke. Erst im Zusammenspiel aller Homöopathen, die aufträten, könne man sehen, wie widersprüchlich alles sei. Dabei habe er vor jedem Interview "die Zeiger alle wieder auf null" gestellt, sagt Lemke: "Jedes Gespräch ist eine Chance, auch die Widersprüche, die mir natürlich vorher schon bewusst waren, auszuräumen oder aufzuklären."
Eine Farce zu drehen, wäre einfach gewesen
Die Widersprüche habe er auch nicht auf die Spitze getrieben: „Eine Farce zu drehen, wäre sicherlich sehr einfach gewesen. Ich habe mich auf die klassischen Homöopathen beschränkt und nicht auf irgendwelche Außenseiter, es kommen auch keine Heilpraktiker vor. Es ist ein Film, der hoffentlich auch in der Szene selbst ernst genommen wird.“