Der Profifußball ist längst nicht diskriminierungsfrei
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Das Verbot der Regenbogenfarben am Münchner Stadion motiviert viele Initiativen gegen Homophobie zu Aktionen. Von einem diversen Fußball ohne Diskriminierung kann aber keine Rede sein, kommentiert Ronny Blaschke.
Der FC Bayern hat seine Arena in München bereits mehrfach in Regenbogenfarben strahlen lassen. Ende Januar erinnerte der Klub an seinen früheren Präsidenten Angelo Knorr, der Anfang des 20. Jahrhunderts wegen seiner Homosexualität verhaftet wurde. Doch schon wenige Tage nach dem Gedenken flog der Rekordmeister zur Klub-Weltmeisterschaft nach Katar, wo Homosexuelle mit Verfolgung rechnen müssen.
Gleichgeschlechtliche Sexualität wird in 69 Ländern strafrechtlich verfolgt. Viele Klubs, die sich aktuell mit Schwulen und Lesben in Ungarn solidarisieren, wollen nicht auf Umsätze in jenen Ländern verzichten.
Es mag sein, dass der offene Rassismus und die Hassgesänge gegen Homosexuelle aus den Stadien verschwunden sind. Doch von einem diskriminierungsfreien Fußball kann keine Rede sein. In den Trainerteams und Chefetagen gibt es so gut wie keine schwarzen Menschen. In den Fangemeinschaften sind Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund klar unterrepräsentiert. Von den 500 Führungspositionen im deutschen Profifußball sind nur 28 mit Frauen besetzt.
Es ist nicht verwunderlich, dass sich in dieser eindimensionalen Welt noch kein aktiver Profifußballer als schwul geoutet hat.
Wenn Bundesligaklubs das Thema Diversität ernst nähmen, dann würden sie ihre Einstellungspolitik überdenken und – ähnlich wie Wirtschaftskonzerne – auch eine Frauenquote zulassen. Dann würden sie auf Titelseiten ihrer Vereinsmagazine auch mal ein schwules Paar abbilden.
Das Spiel bei homophoben Rufen unterbrechen
Wenn der Deutsche Fußball-Bund das Thema ernst nähme, dann würde er neben seiner neuen Anlaufstelle zum Thema Homophobie auch verpflichtende Workshops in die Trainerausbildung aufnehmen. Dann würde er Schiedsrichter dazu anhalten, auch bei homophoben und sexistischen Rufen das Spiel zu unterbrechen. Aber noch immer betonen manche Funktionäre, dass Homosexualität Privatsache sein sollte.
Und wenn Medien das Thema Homophobie ernst nähmen, dann würden sie den Fußball nicht vor allem als Sport für harte Männer inszenieren, in dem alles andere als Schwäche ausgelegt werden kann. Es gibt in Deutschland Dutzende Projekte und Initiativen im Fußball, die seit Jahren auf Homophobie im europäischen Fußball hinweisen, auch in Ungarn.
Das Verbot der Regenbogenfarben in München hat sie motiviert und zueinander geführt. Ein Verdienst der Uefa, obwohl darin keine Absicht lag.