Homophobie, Rastafari und Religion
Der brutale Mord an dem Schwulenaktivisten Brian Williamson im Juni 2004 war nur einer der Höhepunkte homophober Übergriffe auf Jamaika. Immer wieder berichten Organisationen wie Human Rights Watch oder Amnesty International über Attacken auf Lesben und Schwule.
Dass dabei die homophoben Tendenzen in der jamaikanischen Reggaemusik eine gewisse Rolle spielen, ist kaum zu leugnen. So drohte etwa der Reggaemusiker Sizzla in dem Song "Nah Apologise" ("Keine Entschuldigung") unverhohlen damit, Schwule zu erschießen und sie in einen "See aus Feuer zu werfen".
Reggae und Dancehall sind auf Jamaika extrem populär. Zumal die Musik auf der Karibikinsel quasi-religiöse Funktion besitzt: als kreativer Ausdruck des Rastafari-Glaubens. Stars der Szene wie Buju Banton, Beenie Man und Sizzla genießen Kultstatus. Und weil die Moralvorstellungen der Rastafaris stark von den Dogmen des Alten Testaments beeinflusst sind, gilt Künstlern wie Sizzla jede Form der sexuellen Abweichung als Todsünde.
Homophobie ist nicht nur tief verwurzelt in der jamaikanischen Kultur, Homosexualität steht dort auch offiziell unter Strafe. Der auf Jamaika traditionell ausgeprägte Männlichkeitswahn tut sein Übriges zu dem gefährlichen Gemisch aus Sexismus und Schwulenhass, das die Mentalität in der Reggaeszene bestimmt. Homophobe Lieder und Texte, die sogenannte "Murder Music", gehören hier zu dem, was von den Musikern bei jedem Auftritt erwartet wird. Je aggressiver, desto besser.
Shabba Ranks, einer der bekanntesten Reggaekünstler, musste seine Karriere quasi über Nacht begraben, weil er sich positiv über das Engagement schwuler Gruppierungen geäußert hatte.
Weil Schwulen- und Lesbenverbände seit Jahren immer wieder gegen die aggressive Reggae-Szene Sturm laufen, haben Veranstalter wie die Berliner Kulturbrauerei im vergangenen Jahr ein Abkommen für gegenseitige Toleranz initiiert, den "Reggae Compassionate Act" – eine Selbstverpflichtung der Szene, auf Hasslyrik zu verzichten. Den hat auch Sizzla unterzeichnet. In seiner Heimat distanzierte sich der Künstler allerdings wieder davon.
Dennoch seien Konzertabsagen und Einreiseverbote die falsche Strategie, sagt Sören Birke, Geschäftsführer der Berliner Kulturbrauerei.
"Die Bedeutung dieser Künstler liegt darin, dass sie die Reggae- und Dancehall-Szene kreativ und innovativ weiter entwickelt haben. Allein der Künstler Sizzla hat 40 Alben aufgenommen. Daran sieht man die hohe Kreativität. Und in seiner gesamten Musik- und Songwelt beschreibt er die gesamte Lebenssituation des jamaikanischen Alltags und da spielt Homophobie eine Rolle dabei. Wenn das bei uns in Deutschland nicht mehr stattfinden sollte, dann würde das bedeuten, wir würden uns anderen Kulturen verschließen, deren Vielfalt und Bereicherung abschneiden einerseits, aber auch den Zugang zu den Problemen dieser Kulturen und Gesellschaften würde uns dadurch nicht geboten sein."
Reggae und Dancehall sind auf Jamaika extrem populär. Zumal die Musik auf der Karibikinsel quasi-religiöse Funktion besitzt: als kreativer Ausdruck des Rastafari-Glaubens. Stars der Szene wie Buju Banton, Beenie Man und Sizzla genießen Kultstatus. Und weil die Moralvorstellungen der Rastafaris stark von den Dogmen des Alten Testaments beeinflusst sind, gilt Künstlern wie Sizzla jede Form der sexuellen Abweichung als Todsünde.
Homophobie ist nicht nur tief verwurzelt in der jamaikanischen Kultur, Homosexualität steht dort auch offiziell unter Strafe. Der auf Jamaika traditionell ausgeprägte Männlichkeitswahn tut sein Übriges zu dem gefährlichen Gemisch aus Sexismus und Schwulenhass, das die Mentalität in der Reggaeszene bestimmt. Homophobe Lieder und Texte, die sogenannte "Murder Music", gehören hier zu dem, was von den Musikern bei jedem Auftritt erwartet wird. Je aggressiver, desto besser.
Shabba Ranks, einer der bekanntesten Reggaekünstler, musste seine Karriere quasi über Nacht begraben, weil er sich positiv über das Engagement schwuler Gruppierungen geäußert hatte.
Weil Schwulen- und Lesbenverbände seit Jahren immer wieder gegen die aggressive Reggae-Szene Sturm laufen, haben Veranstalter wie die Berliner Kulturbrauerei im vergangenen Jahr ein Abkommen für gegenseitige Toleranz initiiert, den "Reggae Compassionate Act" – eine Selbstverpflichtung der Szene, auf Hasslyrik zu verzichten. Den hat auch Sizzla unterzeichnet. In seiner Heimat distanzierte sich der Künstler allerdings wieder davon.
Dennoch seien Konzertabsagen und Einreiseverbote die falsche Strategie, sagt Sören Birke, Geschäftsführer der Berliner Kulturbrauerei.
"Die Bedeutung dieser Künstler liegt darin, dass sie die Reggae- und Dancehall-Szene kreativ und innovativ weiter entwickelt haben. Allein der Künstler Sizzla hat 40 Alben aufgenommen. Daran sieht man die hohe Kreativität. Und in seiner gesamten Musik- und Songwelt beschreibt er die gesamte Lebenssituation des jamaikanischen Alltags und da spielt Homophobie eine Rolle dabei. Wenn das bei uns in Deutschland nicht mehr stattfinden sollte, dann würde das bedeuten, wir würden uns anderen Kulturen verschließen, deren Vielfalt und Bereicherung abschneiden einerseits, aber auch den Zugang zu den Problemen dieser Kulturen und Gesellschaften würde uns dadurch nicht geboten sein."