Hoffnung auf den Abschied vom Tabu
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Auch im Fußball verändere sich das Verhältnis zur Homosexualität, sagt Jermaine Greene. Der Amateurspieler hat sich vor zwei Jahren geoutet. Er empfiehlt eine konzertierte Aktion schwuler Fußballer, um den Weg nicht alleine zu gehen.
Homosexualität wurde in Deutschland lange strafrechtlich verfolgt. Vor 25 Jahren schaffte der Bundestag den entsprechenden Paragraf 175 des Strafgesetzbuches ab und beendete damit die rechtliche Diskriminierung von Homosexuellen. Im Profifußball der Männer ist das Thema aber immer noch ein Tabu, denn es gibt dort keine schwulen Fußballer, die aktiv spielen und sich zu ihrer Homosexualität offen bekennen.
Ermutigung bei den Vereinen
Der Amateurfußballer und Fanbetreuer bei SV Werder Bremen, Jermaine Greene, hat sich vor zwei Jahren zu seinem Schwulsein öffentlich bekannt und darauf in seinem Umfeld eher positive Reaktionen erlebt. Er beobachtet auch im Profifußball langsame Veränderungen, denn Vereine und Verbände signalisierten den Fußballern, dass sie an ihrer Seite stünden, wenn sie sich outen.
Als Beispiel nannte Greene den VfL Wolfsburg, der die Kapitänsbinden aller Fußballmannschaften als Regenbogenflagge designed habe. Bei seinem eigenen Verein SV Werder Bremen habe der Präsident und Geschäftsführer Hubertus Hess-Grunewald 2018 die Schirmherrschaft für den Christopher Street Day (CSD) in Bremen übernommen. Es gebe auch Eckfarben im Regenbogendesign.
"Aber es ist für den einzelnen Sportler als solches nicht so einfach, diesen Schritt alleine zu gehen", sagte Greene im Deutschlandfunk Kultur. Es sei die Frage, ob der Sportler sich mit seiner eigenen Homosexualität ausreichend auseinandergesetzt habe. Hinzu komme wahrscheinlich ein "unfassbar großes mediales Interesse im Positiven wie auch im Negativen", wenn sich ein Profifußballer outen sollte. Ein solcher Spieler müsste viele Interviewanfragen bewältigen und sich positionieren. Dabei wolle sich ein Fußballer vor allem auf seinen Sport und seinen Beruf konzentrieren.
Besser als konzertierte Aktion
Auch im Profifußball werde es den ersten geben, der sich das traut und an die Öffentlichkeit geht. "Ich persönlich würde empfehlen, dass es nicht einer macht, sondern dass es eine konzertierte Aktion ist, damit sich diese Last auf mehreren Schultern verteilt, damit man nicht alleine diesen Weg gehen muss", sagte der Bremer Fußballer. Am besten sollte man es deshalb mit anderen zusammen und in der Sommer- oder Winterpause tun, damit man genug Zeit habe, mit dem Thema umzugehen und es ganz in Ruhe "abhandeln" zu können, empfahl Greene.
(gem)