Homosexuelles Priesterpaar betreibt Seelsorgezentrum
Norbert Reicherts und Christoph Schmidt betreiben in Köln ihr "Zentrum für Theologie und Seelsorge". Das Erzbistum Köln zürnt den beiden schwulen Pfarrern, bezeichnete ihre Arbeit in einer Stellungnahme als massiven Angriff gegen die Einheit der Kirche.
"''Ich komme regelmäßig, zweimal im Monat oder manchmal dreimal im Monat, und ich fühle mich hier wohl. Hier bin ich, wer ich bin.""
Rusza Andlar ist gebürtige Kroatin und lebt seit zwei Jahren in Köln. Sie ist eine von Vielen, die das Zentrum für Theologie und Seelsorge der beiden selbstständigen Priester Norbert Reicherts und Christoph Schmidt regelmäßig aufsuchen, zu Gottesdiensten, Gebeten und Gesprächen.
"Ich sehe mich und mein Leben wie eine Suche nach Gott – und hier kann ich immer wieder suchen. Der Gott, den ich hier finde, ist ein Gott, der mich wie ich bin, akzeptiert. Im Gottesdienst oder im Gebet. Ich spreche mit ihm wie ich kann, und danach fühle ich mich nicht schuldig, weil vielleicht habe ich nicht zwei Rosenkränze gesagt oder die Regel erfüllt.
Ich war im kirchlichen Amt für 25 Jahre. Ich habe viel in der Kirche gefunden, aber ich habe auch bemerkt, dass Kirche nicht genug für mich war, oder das war ein bisschen zu eng, weil in meiner Arbeit habe ich bemerkt, dass die Leute mehr brauchen als Kirche ihnen angeboten hat."
Wie Rusza Andlar fühlen sich auch viele andere Katholiken oder Angehörige anderer Religionen, sogar Nicht-Gläubige von der Offenheit und Bedingungslosigkeit angezogen, mit der sie im Zentrum für Theologie und Seelsorge willkommen geheißen werden. Die beiden Priester taufen, trauen, beerdigen genau wie ihre bei den Kirchen angestellten Kollegen. Der einzige Unterschied: In der Kirche werden die Kosten durch die Kirchensteuer-Beiträge der Mitglieder getragen; Norbert Reicherts und Christoph Schmidt bezahlt man für ihre Dienste, wenn man kann. Weggeschickt wird niemand.
Das Erzbistum Köln zürnt den beiden Pfarrern und bezeichnete es in einer Stellungnahme als, so wörtlich, "massiven Angriff gegen die Einheit der Kirche" und als "schwere Sünde gegen Christus selbst", die Eucharistie ohne Gemeinschaft mit Papst und Ortsbischof zu feiern.
Norbert Reicherts und Christoph Schmidt über ihr Selbstverständnis als katholische Seelsorger:
Norbert Reicherts: "Ich glaube, dass die Katholische Kirche schon in frühester Jugend damit anfängt, ein Gebäude der Angst aufzubauen, sodass immer wieder der strafende Gott eine ganz zentrale Rolle spielt und ich immer erfüllen muss, was gerade innerhalb von Kirche als Norm da steht. Und diese Angst, die uns als Kind eingepflanzt wird, die werden wir nicht los, und die werde ich auch mein Leben lang nicht loswerden, auch wenn ich die Konsequenz gezogen habe, nicht mehr dort zu arbeiten. Ich halte das für ein Verbrechen, was da mit Menschen geschieht, weil wenn ich Christentum verstehe, sehe ich nicht den strafenden, bösen Gott, sondern eher jemanden, der erst mal alle Menschen so liebt, wie sie sind und versucht, mit denen ihren je eigenen Weg zu gehen und auch seinen je eigenen Weg zu gehen. Und das braucht natürlich eine Freiheit, die Kirche nicht bereit ist, zu geben."
Christoph Schmidt: "Christentum ist der Versuch, zu beschreiben, dass Gott mit jedem Einzelnen ist. Das feiert der Christ in der Taufe: Ich werde Christ. Christus wird ja – auch ein sprachliches Problem, finde ich – auf Jesus bezogen, es wird immer Jesus und Christus miteinander verbunden. Für mich ist das ein Wort wie 'er ist Christ, und sie und ich sind auch Christen' – insofern 'Christus' und 'Christa' vielleicht (lacht). Und dass da jemand an die Spitze gestellt wird wie ein Guru, der er nie war, und das in einer Weise dann fortgesetzt wird, dass Menschen eben ganz oft in ein Regelwerk gepackt werden, ist im Tiefsten unchristlich!"
Norbert Reicherts: "Es ist das Problem, dass diese Kirche eine Grenze setzt, eine Grenze, die nicht überschritten werden soll und darf. Und an dieser Stelle beginnt eigentlich das Vertrauen eines Christen oder eines jeden Menschen, auch weiterzugehen, weil Gott nicht an dieser Grenze aufhört, sondern eigentlich für den Einzelnen erst dort beginnt. Es wäre schön, wenn Kirche eine solche Freiheit hätte, Menschen Mut zu machen, auch diese Grenze zu überschreiten und zu sagen: Wir entlassen euch in euren eigenen Weg mit eurem Gott. Und wir sind immer dabei, euch auch den Rücken frei zu halten und euch auch zu halten, aber den Weg mit eurem Gott werdet ihr letzthin auch allein gehen müssen. Eine solche Einstellung würde natürlich Kirche, Kirchen, da brauchen wir glaube ich gar keinen Unterschied zu machen – verändern."
Christoph Schmidt und Norbert Reicherts leben diese Freiheit und Grenzüberschreitung selbst, und das drückt sich nicht nur in ihrer offen homosexuellen Partnerschaft aus, sondern auch in ihrer praktischen Seelsorge. Sie wollen dabei gerade keine Abgrenzung ihres Zentrums nach außen – auch nicht in Richtung ihrer oder anderen Kirchen.
Christoph Schmidt: "Uns war in dem ganzen Zusammenhang, dass da jetzt so viel Öffentlichkeit auf uns zukommt, wichtig, Kontakt auch zu den Pfarrgemeinden aufzunehmen. Und was ich erlebe, ist viel Verunsicherung, und: Was woll'n Sie denn hier bei uns! Aber ich lass mich davon nicht abschrecken, ich dräng mich auch nicht auf – aber wir gehen hin. Und glauben, dass da ne Verbindung entstehen kann. Das ist eigentlich das Ziel."
Rusza Andlar ist gebürtige Kroatin und lebt seit zwei Jahren in Köln. Sie ist eine von Vielen, die das Zentrum für Theologie und Seelsorge der beiden selbstständigen Priester Norbert Reicherts und Christoph Schmidt regelmäßig aufsuchen, zu Gottesdiensten, Gebeten und Gesprächen.
"Ich sehe mich und mein Leben wie eine Suche nach Gott – und hier kann ich immer wieder suchen. Der Gott, den ich hier finde, ist ein Gott, der mich wie ich bin, akzeptiert. Im Gottesdienst oder im Gebet. Ich spreche mit ihm wie ich kann, und danach fühle ich mich nicht schuldig, weil vielleicht habe ich nicht zwei Rosenkränze gesagt oder die Regel erfüllt.
Ich war im kirchlichen Amt für 25 Jahre. Ich habe viel in der Kirche gefunden, aber ich habe auch bemerkt, dass Kirche nicht genug für mich war, oder das war ein bisschen zu eng, weil in meiner Arbeit habe ich bemerkt, dass die Leute mehr brauchen als Kirche ihnen angeboten hat."
Wie Rusza Andlar fühlen sich auch viele andere Katholiken oder Angehörige anderer Religionen, sogar Nicht-Gläubige von der Offenheit und Bedingungslosigkeit angezogen, mit der sie im Zentrum für Theologie und Seelsorge willkommen geheißen werden. Die beiden Priester taufen, trauen, beerdigen genau wie ihre bei den Kirchen angestellten Kollegen. Der einzige Unterschied: In der Kirche werden die Kosten durch die Kirchensteuer-Beiträge der Mitglieder getragen; Norbert Reicherts und Christoph Schmidt bezahlt man für ihre Dienste, wenn man kann. Weggeschickt wird niemand.
Das Erzbistum Köln zürnt den beiden Pfarrern und bezeichnete es in einer Stellungnahme als, so wörtlich, "massiven Angriff gegen die Einheit der Kirche" und als "schwere Sünde gegen Christus selbst", die Eucharistie ohne Gemeinschaft mit Papst und Ortsbischof zu feiern.
Norbert Reicherts und Christoph Schmidt über ihr Selbstverständnis als katholische Seelsorger:
Norbert Reicherts: "Ich glaube, dass die Katholische Kirche schon in frühester Jugend damit anfängt, ein Gebäude der Angst aufzubauen, sodass immer wieder der strafende Gott eine ganz zentrale Rolle spielt und ich immer erfüllen muss, was gerade innerhalb von Kirche als Norm da steht. Und diese Angst, die uns als Kind eingepflanzt wird, die werden wir nicht los, und die werde ich auch mein Leben lang nicht loswerden, auch wenn ich die Konsequenz gezogen habe, nicht mehr dort zu arbeiten. Ich halte das für ein Verbrechen, was da mit Menschen geschieht, weil wenn ich Christentum verstehe, sehe ich nicht den strafenden, bösen Gott, sondern eher jemanden, der erst mal alle Menschen so liebt, wie sie sind und versucht, mit denen ihren je eigenen Weg zu gehen und auch seinen je eigenen Weg zu gehen. Und das braucht natürlich eine Freiheit, die Kirche nicht bereit ist, zu geben."
Christoph Schmidt: "Christentum ist der Versuch, zu beschreiben, dass Gott mit jedem Einzelnen ist. Das feiert der Christ in der Taufe: Ich werde Christ. Christus wird ja – auch ein sprachliches Problem, finde ich – auf Jesus bezogen, es wird immer Jesus und Christus miteinander verbunden. Für mich ist das ein Wort wie 'er ist Christ, und sie und ich sind auch Christen' – insofern 'Christus' und 'Christa' vielleicht (lacht). Und dass da jemand an die Spitze gestellt wird wie ein Guru, der er nie war, und das in einer Weise dann fortgesetzt wird, dass Menschen eben ganz oft in ein Regelwerk gepackt werden, ist im Tiefsten unchristlich!"
Norbert Reicherts: "Es ist das Problem, dass diese Kirche eine Grenze setzt, eine Grenze, die nicht überschritten werden soll und darf. Und an dieser Stelle beginnt eigentlich das Vertrauen eines Christen oder eines jeden Menschen, auch weiterzugehen, weil Gott nicht an dieser Grenze aufhört, sondern eigentlich für den Einzelnen erst dort beginnt. Es wäre schön, wenn Kirche eine solche Freiheit hätte, Menschen Mut zu machen, auch diese Grenze zu überschreiten und zu sagen: Wir entlassen euch in euren eigenen Weg mit eurem Gott. Und wir sind immer dabei, euch auch den Rücken frei zu halten und euch auch zu halten, aber den Weg mit eurem Gott werdet ihr letzthin auch allein gehen müssen. Eine solche Einstellung würde natürlich Kirche, Kirchen, da brauchen wir glaube ich gar keinen Unterschied zu machen – verändern."
Christoph Schmidt und Norbert Reicherts leben diese Freiheit und Grenzüberschreitung selbst, und das drückt sich nicht nur in ihrer offen homosexuellen Partnerschaft aus, sondern auch in ihrer praktischen Seelsorge. Sie wollen dabei gerade keine Abgrenzung ihres Zentrums nach außen – auch nicht in Richtung ihrer oder anderen Kirchen.
Christoph Schmidt: "Uns war in dem ganzen Zusammenhang, dass da jetzt so viel Öffentlichkeit auf uns zukommt, wichtig, Kontakt auch zu den Pfarrgemeinden aufzunehmen. Und was ich erlebe, ist viel Verunsicherung, und: Was woll'n Sie denn hier bei uns! Aber ich lass mich davon nicht abschrecken, ich dräng mich auch nicht auf – aber wir gehen hin. Und glauben, dass da ne Verbindung entstehen kann. Das ist eigentlich das Ziel."