Kein Meer von Regenschirmen, bloß eine Pfütze
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Der Kampf der Menschen in Hongkong für Freiheit und Demokratie wurde auch auf der Frankfurter Buchmesse sichtbar: Mit aufgespannten Regenschirmen haben sich Besucher zur Protestbewegung bekannt. Allerdings solidarisierten sich nur wenige.
Die Nachrichten über Hongkong sind seit Monaten dominiert von den Bildern der dortigen Proteste. Sie richten sich gegen die Hongkonger Regierung und den wachsenden Einfluss der kommunistischen Führung Pekings. Symbol des Protests ist seit Jahren der aufgespannte Regenschirm. Und dieser Regenschirm war am Donnerstag auch in Frankfurt zu sehen – bei einer Mahnwache auf der Buchmesse: Die Besucher waren eingeladen, selbst die Schirme aufzuspannen.
Mit dieser Aktion wollte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zusammen mit der Schriftstellervereinigung PEN seine Solidarität mit den Aktivisten in Hongkong zeigen und zudem auf die Haft des schwedisch-hongkonger Autors, Verlegers und Buchhändlers Gui Minhai aufmerksam machen. Gui Minhai ist seit vier Jahren in China im Gefängnis. Nach Einschätzung von Deutschlandfunk Kultur-Reporter Alexander Moritz hielten sich die Reaktionen auf den Aufruf zu dieser Mahnwache allerdings in Grenzen, denn aus dem wohl erwarteten "Meer der Regenschirme" wurde eher ein "Pfütze".
"Der größte Feind der Meinungsfreiheit ist unsere Untätigkeit"
Rund 100 Aktivisten zeigten ihre Solidarität. Prominente Unterstützung erhielten sie dabei von dem chinesischen Autoren Liao Yiwu ("Fräulein Hallo und der Bauernkaiser: Chinas Gesellschaft von unten"), der vor sechs Jahren den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen hatte. Liao Yiwu betonte, dass die Unterstützung der Deutschen für die Dissidenten sehr wichtig sei.
Der Geschäftsführer des Börsenvereins, Alexander Skipis, übte Kritik an der deutschen Regierung, weil diese nach seiner Einschätzung in China viel stärker auf die Einhaltung der Menschenrechte drängen sollte. Und Skipis sagte: "Wir müssen auf vielen Kanälen etwas tun, aber das Entscheidende ist: Der größte Feind der Meinungsfreiheit ist unsere Untätigkeit."
Signal an Exil-Autoren
Über die Wirkung des Protests auf der Messe sagt Alexander Moritz: "Es sind schöne Bilder für die Tagesschau entstanden. Dafür haben die Organisatoren sich hier auch auf die Schulter geklopft. Aber gleichzeitig war es auch ein sehr begrenztes Symbol, denn es waren nur rund 100 Leute da." Am wichtigsten aber sei wohl bei dieser Aktion das Signal an die außerhalb Chinas und Hongkongs lebenden Autoren, meint Moritz: "Wir, die deutsche Verlagswelt, haben euch nicht vergessen."
(sru)