Hongkong Monopoly
Hongkongs Immobilien sind schon jetzt die teuersten der Welt - und die Preise steigen immer weiter. Vor allem reiche Festlandchinesen wollen hier ihr Geld anlegen. Die Folge: Die Mittelschicht der Region findet kaum noch bezahlbaren Wohnraum.
Familie Chu - Vater, Mutter, Tochter, Sohn - sitzt zum Abendessen um den kleinen Tisch herum. Eingepfercht. Es ist eng in der Einzimmerwohnung. Gleich neben dem Tisch steht das Familiensofa aus hellbraunem Kunstleder. Auf diesem Sofa schläft der Sohn Alex. Es ist sein Bett. Wenn abends die Lichter ausgehen bei Familie Chu, klappt er das Sofa um und legt sich hin. Alex ist 24.
"Wenn ich nachts noch lese, mache ich nur die kleine Lampe an", erzählt er. "Aber meine Mutter beklagt sich dann manchmal, weil das Licht sie beim Schlafen stört. Oder wenn ich telefoniere, hören meine Eltern das. Deshalb spreche ich nachts nicht gern am Telefon."
Die Chus leben in Tuen Mun, einer Hochhaussiedlung weit weg von der Hongkonger Innenstadt. Da sind die Eltern, Mitte 50, Tochter Peggy, 30, Angestellte bei einer Importfirma, und eben Alex. Die vier Erwachsenen leben auf insgesamt 25 Quadratmetern. Die Wohnung besteht, abgesehen vom Bad, aus einem einzigen Raum. Jeder hört jeden, alle sehen alles. Peggy und Alex träumen davon auszuziehen. Doch das ist zu teuer. Alltag in Hongkongs Wohntürmen.
20 Kilometer weiter südöstlich, im Finanzviertel auf Hong Kong Island, sitzt Ricky Poon in einem großzügigen Besprechungszimmer hoch über der Stadt. Ricky Poon arbeitet für die Immobilienfirma Colliers. Er verkauft Wohnungen. Seine besten Kunden: Reiche Festlandchinesen auf der Suche nach Luxusimmobilien.
"Festlandchinesen kaufen Hongkonger Wohnungen aus Statusgründen. Sie können ihren Freunden zu Hause erzählen: Ich besitze eine Wohnung in Hongkong, die hat 150 bis 200 Millionen Hongkong-Dollar gekostet, 15 bis 20 Millionen Euro. Solche Wohnungen sind in der Regel komplett eingerichtet. Wenn die Besitzer oder deren Freunde mal in Hongkong sind, können die da wohnen."
Und so brennt in ganzen Apartmentblocks abends kaum ein Licht, weil keiner zu Hause ist. Hongkongs offener Immobilienmarkt zieht Investoren und Spekulanten aus aller Welt an. Vor allem reiche Festländer wollen hier ihr Geld anlegen.
"Auf dem Festland ist der Immobilienmarkt stark reguliert, sagt He Xuelian aus der chinesischen Provinz Guangdong. Es gibt Kaufbeschränkungen. Wer Geld übrig hat, weiß nicht, wohin damit. Hongkonger Immobilien sind da eine sichere Sache."
He Xuelian besitzt selbst zwei Hongkonger Apartments. Dass Hongkongs Immobilien zu den teuersten der Welt gehören, hat viel mit dem konstanten Zustrom von Investoren aus China zu tun. Wohnraum ist heute glatt doppelt so teuer wie vor vier Jahren. Auf Hong Kong Island, der zentralen Hauptinsel des Territoriums, kostet der Quadratmeter in kleinen Apartments durchschnittlich 11.500 Euro.
"Das hat nichts mit uns Festländern zu tun, verteidigt sich He Xuelian. Die Armen in Hongkong können sich so oder so nichts leisten. Und außerdem ist das eine Business-Welt. Jeder hat das Recht, eine Sache teurer zu machen."
Das ist in der Tat Hongkongs Credo. Doch die Mittelschicht beginnt, an diesem Credo zu zweifeln. Vor zwei Jahren hatte sich Alexs Schwester Peggy Chu noch Hoffnungen auf eine eigene 30-Quadratmeter-Wohnung gemacht. Sie hatte gerechnet. Sieben Jahre Eigenkapital ansparen von ihren 1500 Euro Nettoverdienst, dann einen Kredit aufnehmen, dann 30 Jahre abzahlen. Doch diese Pläne haben sich längst zerschlagen. Die Preise galoppieren Peggy davon. Sie kann nicht mehr mithalten.
"Wenn ich nachts noch lese, mache ich nur die kleine Lampe an", erzählt er. "Aber meine Mutter beklagt sich dann manchmal, weil das Licht sie beim Schlafen stört. Oder wenn ich telefoniere, hören meine Eltern das. Deshalb spreche ich nachts nicht gern am Telefon."
Die Chus leben in Tuen Mun, einer Hochhaussiedlung weit weg von der Hongkonger Innenstadt. Da sind die Eltern, Mitte 50, Tochter Peggy, 30, Angestellte bei einer Importfirma, und eben Alex. Die vier Erwachsenen leben auf insgesamt 25 Quadratmetern. Die Wohnung besteht, abgesehen vom Bad, aus einem einzigen Raum. Jeder hört jeden, alle sehen alles. Peggy und Alex träumen davon auszuziehen. Doch das ist zu teuer. Alltag in Hongkongs Wohntürmen.
20 Kilometer weiter südöstlich, im Finanzviertel auf Hong Kong Island, sitzt Ricky Poon in einem großzügigen Besprechungszimmer hoch über der Stadt. Ricky Poon arbeitet für die Immobilienfirma Colliers. Er verkauft Wohnungen. Seine besten Kunden: Reiche Festlandchinesen auf der Suche nach Luxusimmobilien.
"Festlandchinesen kaufen Hongkonger Wohnungen aus Statusgründen. Sie können ihren Freunden zu Hause erzählen: Ich besitze eine Wohnung in Hongkong, die hat 150 bis 200 Millionen Hongkong-Dollar gekostet, 15 bis 20 Millionen Euro. Solche Wohnungen sind in der Regel komplett eingerichtet. Wenn die Besitzer oder deren Freunde mal in Hongkong sind, können die da wohnen."
Und so brennt in ganzen Apartmentblocks abends kaum ein Licht, weil keiner zu Hause ist. Hongkongs offener Immobilienmarkt zieht Investoren und Spekulanten aus aller Welt an. Vor allem reiche Festländer wollen hier ihr Geld anlegen.
"Auf dem Festland ist der Immobilienmarkt stark reguliert, sagt He Xuelian aus der chinesischen Provinz Guangdong. Es gibt Kaufbeschränkungen. Wer Geld übrig hat, weiß nicht, wohin damit. Hongkonger Immobilien sind da eine sichere Sache."
He Xuelian besitzt selbst zwei Hongkonger Apartments. Dass Hongkongs Immobilien zu den teuersten der Welt gehören, hat viel mit dem konstanten Zustrom von Investoren aus China zu tun. Wohnraum ist heute glatt doppelt so teuer wie vor vier Jahren. Auf Hong Kong Island, der zentralen Hauptinsel des Territoriums, kostet der Quadratmeter in kleinen Apartments durchschnittlich 11.500 Euro.
"Das hat nichts mit uns Festländern zu tun, verteidigt sich He Xuelian. Die Armen in Hongkong können sich so oder so nichts leisten. Und außerdem ist das eine Business-Welt. Jeder hat das Recht, eine Sache teurer zu machen."
Das ist in der Tat Hongkongs Credo. Doch die Mittelschicht beginnt, an diesem Credo zu zweifeln. Vor zwei Jahren hatte sich Alexs Schwester Peggy Chu noch Hoffnungen auf eine eigene 30-Quadratmeter-Wohnung gemacht. Sie hatte gerechnet. Sieben Jahre Eigenkapital ansparen von ihren 1500 Euro Nettoverdienst, dann einen Kredit aufnehmen, dann 30 Jahre abzahlen. Doch diese Pläne haben sich längst zerschlagen. Die Preise galoppieren Peggy davon. Sie kann nicht mehr mithalten.