Hopp und Tor
Der Mitgründer von SAP, Dietmar Hopp, hatte Glück in seinem Leben. Der sportbegeisterte Milliardär aus der Umgebung von Heidelberg möchte von seinem Geld etwas abgeben und unterstützt zahlreiche Projekte im Bereich des Jugendsports. Golf, Handball, Hockey und natürlich Fußball. Sogar Ex-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann hat die Konzepte der Jugendförderzentren in Hoffenheim und Zuzenhausen gelobt.
Er möchte etwas schaffen, was in Deutschland einmalig ist, hat Dietmar Hopp einmal gesagt. Und bis jetzt hat er alles geschafft, was er sich vorgenommen hat. In wenigen Jahren hat es ein kleiner unbedeutender Fußballverein aus dem Kraichgau von der Kreisliga bis in die Bundesliga geschafft. Dank Dietmar Hopp. Für die kommende Zweitliga-Spielzeit wünscht Hopp sich eine Platzierung zwischen Rang fünf und acht für den Aufsteiger.
Ortswechsel. Sankt Leon-Roth-Golfclub. Dietmar Hopp ist nicht auf dem Golfplatz. Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. In Sankt Leon-Roth trifft sich die weltweite Golfelite und auch sonst wer Rang und Namen hat. Club Präsident ist Dietmar Hopp; er hat die, auch von Kennern als Golfparadies bezeichnete Anlage, vor zehn Jahren eröffnet. Auch für Rasenplätze feinerer Art hat Dietmar Hopp eine große Leidenschaft. Wenn er nicht auf dem Fußballplatz ist, findet man ihn in Sankt Leon-Roth, ganz in der Nähe von seinem früheren Unternehmen SAP. Seine Gäste empfängt der Milliardär gerne in seiner Wohnung auf dem Gelände des Golfparadieses; nicht seine einzige Bleibe.
Dietmar Hopp sitzt vor seinem Computer in einem klimatisierten Konferenzzimmer. Er steht auf und bittet darum, sich doch gemeinsam an einen großen Tisch zu setzen; er muss sich hinter keinem Schreibtisch verschanzen, er braucht keinen Schutzwall vor sich, einer der reichsten Männer Deutschlands oder gar der Welt erträgt Fragen aus nächster Nähe.
Doch was will man von ihm wissen? Wie er zu seinem Geld gekommen ist? Das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Herr Hopp raucht und trinkt nicht, hat seit Jahrzehnten die gleiche Frau und mit ihr zwei mittlerweile erwachsene Söhne. Er will niemanden bekehren und hat so gut wie nichts mit Politik am Hut. Also: Thema Fußball - oder doch besser Geld. Denn mit dem Geld kamen ja erst die Fragen an Dietmar Hopp, zum Beispiel die nach echten Freunden.
"Ja, das ist ein Problem, da werde ich öfters gefragt ... Ich habe es insofern leicht, weil ich noch ausnahmslos alle Freunde aus der Vergangenheit, auch aus der Ur-Vergangenheit habe. Die neuen, die hinzugekommen sind, ich glaube die kann ich auch ganz gut beurteilen. Ansonsten bin ich ... ja, ein bisschen zurückhaltend."
Dietmar Hopp könnte auf dem Deck einer Yacht liegen und irgendwo in der Südsee treiben. Aber der Milliardär kümmert sich lieber um seine Projekte.
"Ich bin ja der Ansicht, dass Menschen, die wie ich zu Reichtum gekommen sind, ob durch Tüchtigkeit oder Glück, bei mir war viel Glück dabei, dass die auch eine soziale Verantwortung haben. Und deshalb gebe ich einen guten Teil dessen was ich habe weiter an die Mitmenschen."
Im Kraichgau, südlich von Heidelberg, in dem kleinen Dorf Hoffenheim ist Dietmar Hopp aufgewachsen. Behütet, wie er sagt.
"Ja ich hatte eine schöne Kindheit in Hoffenheim zu jener Zeit war natürlich Mangel, auch an schönen Sportplätzen beispielsweise. Aber wenn alle Mangel haben, empfindet man das ja nicht so. Ich war begeisterter Fußballspieler seiner Zeit und ich bin absolut überzeugt, dass mir das absolut etwas fürs Leben gebracht hat, weil der Sport eben prägt und das wollte ich eben an die Jugend an die heutige Jugend weiter geben."
1972 gründete Hopp mit vier Kollegen eine kleine Firma – namens Systemanalyse Programmentwicklung. Später wurde daraus SAP – eines der größten Software-Unternehmen der Welt.
Hopp gilt schon heute als der erfolgreichste Unternehmensgründer der vergangenen 30 Jahre. Doch Hopp hat sich von SAP zurückgezogen und hat etwas Neues in Angriff genommen: Er gründete eine Stiftung. Die Dietmar-Hopp-Stiftung. Die Stiftung stattete er mit 28 Millionen SAP Aktien aus; sie gehört zu den größten Privatstiftungen Europas.
"Man muss natürlich, wenn man so eine Stiftung hat fokussieren, denn es hat ja keinen Sinn, die Gießkanne in die Hand zu nehmen, dann bewirkt man nichts. Wir haben vier Schwerpunkte, dazu gehört auch der Jugendsport und er gehört eben deshalb dazu, weil ich überzeugt bin, dass man den Jugendlichen damit hilft, den Start ins Leben zu erleichtern; ob das soziale Kompetenz ist, ob das Teamfähigkeit ist, ob dass das Bewusstsein ist, dass Leistung notwendig ist, um etwas zu erreichen. All das, wollte ich den Jugendlichen geben, weil ich da gute Erinnerungen an meine Jugend habe."
Gleich im Nachbardorf von Hoffenheim, in Zuzenhausen, steht eines von Hopps geförderten Jugendzentren, dessen Konzept Ex-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann als bundesweit einmalig und wegweisend bezeichnete. Steffen Hass gehört zu den ersten Jungspielern, die das gepriesene Förderkonzept in der Anwendung erfahren durften. Noch als Kind verließ er seinen Heimatverein in Karlsruhe.
"Und dann bin ich hier in der B-Jugend hergekommen, als die B-Jugend noch Oberliga gespielt hat und wir sind auch gleich aufgestiegen und dann ging es in die A-Jugend Bundesliga und seit der A-Jugend war ich dann bei Gasteltern in Wiesloch, also ich hab ja vorher in Karlsruhe gewohnt, ja einfach wegen der Schule, weil es einfach auch problematisch war von Karlsruhe immer hierher zu fahren. Tja, und dann habe ich mein Abitur gemacht und bin fest in der ersten Mannschaft."
"Anpfiff fürs Leben" nennt sich das Förderprogramm für talentierte Jugendspieler, bald auch für Jugendspielerinnen. Die Jugendförderzentren von Dietmar Hopp gelten zwar als Kaderschmieden, und doch steht die ganzheitliche Betreuung der Jugendlichen im Fordergrund.
"Wir hatten jeden Tag um 19. 00 Uhr Training, vorher konnten wir dann zur Nachhilfe gehen. Ja, es war eigentlich sehr gut, weil die Voraussetzung, den Sprung vom Jugendbereich in Seniorenbereich zu schaffen eigentlich sehr leicht gefallen ist, weil man auch im schulischen Bereich keine Probleme hatte."
Nur ganz, ganz wenige machen später eine Karriere im Profifußball. Und um die Jugendlichen, die später nicht oben mitspielen, geht es Hopp in erster Linie. Die Talente entdeckt man in der Regel sowieso. Neben Privatschulen stehen dem Sportlernachwuchs auch Mentoren zur Verfügung. Mentoren vom Softwareunternehmen SAP; diese übernehmen, wie bei amerikanischen Unternehmen üblich, Patenschaften für die Jugendlichen. Anton Nagl verantwortlich für das Konzept "Anpfiff fürs Leben":
"Also, man muss sich das so vorstellen, dass es ja einen Stundenplan gibt von Montag bis Freitag. Es gibt aber auch Seminarabende, es gibt Workshops, es gibt in den Sommerferien Fortbildung in Englisch und Mathe, Vorbereitung auf die Mittlere Reife, auf das Abitur. Was sehr gut ankommt, sind eben diese Mentoren von SAP, das sind insgesamt 65 Mitarbeiter, wo der Jugendliche auf die Mentoren zugehen kann, wenn er Schwierigkeiten oder Probleme hat, im schulischen–beruflichen Bereich."
Ein ganzheitlicher Ansatz, der auch am Ende bei einer weniger erfolgreichen Sportlerlaufbahn Menschen mit einer qualifizierten Ausbildung oder einem Studium entlässt. Die persönliche Torstatistik ist relevant, aber die Schulnoten stehen im Vordergrund.
"Es ist ja wichtig, dass wir wissen wie sind die Leistungen in der
Schule. Es ist auch vereinbart, dass die Eltern beziehungsweise der Jugendliche halbjährlich die Zeugnisse vorlegen muss, damit wir einen Überblick haben. In diesem Schulzentrum in Walldorf wird ja auch Kunst gefördert und in dieser Kooperation haben wir viele Projekte mit Kunst gemacht, mit Kunstausstellungen, aber immer in Verbindung mit unseren Jugendlichen von "Anpfiff ins Leben", aber auch mit den Schülern im Schulzentrum Walldorf."
Kein Drill zum Leistungssport ohne Kasernenhofton. Das Konzept geht auf. Die Plätze in den Jugendzentren sind begehrt:
"Wir sichten ja mittlerweile bundesweit, diese Nachwuchstalente. Und ich bin dann erstaunt, wenn Jugendspieler oder Eltern hier herkommen, wenn wir diese Einstellungsgespräche führen, von Rostock von Frankfurt, von Freiburg, von Bundesligavereinen, wo Eltern sagen: ‚Hier ist der Junge gut aufgehoben! Ich weiß, dass er einen vernünftigen Schulabschluss machen wird. Er wird hier kontrolliert und überprüft.’
Und eines müssen wir natürlich auch sagen: Ohne die Unterstützung vom Dietmar Hopp könnten wir natürlich ein solches anspruchsvolles Konzept nicht verwirklichen."
Nicht nur in Zuzenhausen. Hopp beziehungsweise seine Stiftung unterstützt viele Projekte im Bereich des Jugendsports. In Sankt Leon-Roth ist es die Golfjugend und ein paar Kilometer weiter wird der Handball-Bundesligist SG Kronau Östringen gefördert. Das Eishockey-Leistungszentrum "Jungadler" Mannheim wird ebenso von Hopp unterstützt. Hier betreiben Jugendliche intensives Eishockey-Training in Verbindung mit einer schulischen Ausbildung. Die Trainingsflächen der SAP-Arena stehen sogar den "Jungadlern" zur Verfügung. Im Januar bekam der ehemalige Bundesligist SV Waldhof Mannheim drei Millionen Euro aus der Stiftung. Diese Summe soll in den Bau und Unterhalt eines Jugendstützpunktes fließen. Dietmar Hopp will die Jugend weg von der Straße haben. In der Gemeinschaftsarbeit beim Sport, so seine eigene Erfahrung, lässt es sich am besten für das eigene Leben lernen.
"Anton Nagl: "Er tut viel für junge Menschen. Für Menschen, die abseits stehen in dieser Gesellschaft und von daher ist der Herr Hopp für mich ein wunderbarer Mensch. Ich sage: Er muss ein sehr gläubiger Mensch sein, das was er den Menschen alles Gutes tut."
Dietmar Hopp: "Bin ich eigentlich nicht. Also, für mich ist wichtig, dass man die Menschen achtet, dass man eben auch versucht, im Rahmen seiner Möglichkeiten – und da sind meine gar nicht so gering sind –. Gutes zu tun."
Jürgen Okun: "Hier haben wir die Tandem- Massenspektrometer, die letztendlich eine Analyse durchführen können innerhalb von zwei bis zweieinhalb Minuten pro Probe, wir haben davon vier Geräte, so dass man hier die Möglichkeit hat, eine breite Palette von Erkrankungen schnell zu finden und zu screenen Und die Ergebnisse sind schnell verfügbar.""
Dr. Jürgen Okun, Laborleiter in der Kinderklinik Heidelberg, steht neben einem Tandem- Massenspektrometer. Bezahlt von der Dietmar-Hopp-Stiftung. Alle Neugeborenen in Deutschland werden wenige Tage nach der Geburt auf seltene angeborene Stoffwechsel- und Hormonstörungen untersucht. Neugeborenen-Screening.
Unentdeckt können diese Krankheiten zu Organschäden, körperlicher oder geistiger Behinderung oder sogar zum Tod führen. Etwa eines von circa 1.000 Kindern ist betroffen. Gelingt es, durch die frühzeitige Diagnosestellung eine gezielte Behandlung möglichst bald nach der Geburt einzuleiten, können Behinderungen vermieden und Todesfälle verhindert werden.
Professor Georg Friedrich Hoffmann, Ärztlicher Direktor der Heidelberger Kinderklinik:
"Wir untersuchen prinzipiell zwei gut behandelbare Krankheiten und da gibt es zwei große Gruppen: Das eine sind Hormonstörungen, vor allem die angeborene Schilddrüsenunterfunktion und ein androgentitales Syndrom, das ist eine zweite Hormonstörung. Und dann eine zweite große Gruppe – und das ist inzwischen ja auch etwas, das wir mit Hilfe von Herrn Hopp erarbeiten konnten, das ist, neu, eine große Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, das sind genetische Erkrankungen, zumeist im Eiweißstoffwechsel, auch im Fettstoffwechsel, und die haben ganz schreckliche biochemische Namen und waren bisher auch in der Medizin auch in der Kinderheilkunde nicht so bekannt."
Die Dietmar-Hopp-Stiftung ermöglichte vor einigen Jahren eine entsprechende Studie. Lange galt Heidelberg als Zentrum für das das Neugeborenen-Sreening. Mittlerweile gibt es an verschiedenen Standorten in Deutschland entsprechende Untersuchungseinrichtungen.
"Das Screening, das ist eine ideale Situation. Herr Hopp hat das 1999 ermöglicht. Kurz darauf waren die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse. Dann hat das Bundesministerium für Forschung und Technologie noch eine Million dazugegeben, so dass wir das bundesweit koordinieren können. Das waren dann richtige Forschungsgelder und inzwischen zahlen es die Kassen. Denn auf Dauer kann natürlich nicht Herr Hopp alle Kinder in Deutschland bezahlen, auch wenn es in Anführungsstrichen nur elf Euro sind. Das zeigt, dass das Gesamtsystem schon funktioniert allerdings was dann ohne Herrn Hopp gewesen wäre, das wäre dann auch bitter. Dann hätte es vielleicht noch fünf Jahre länger gedauert. Ich will auch nicht sagen, dass wäre ohne ihn nie gegangen, aber das muss man schon sagen: Die Art, das dann so positiv durchzusetzen und eben nicht über Jahre zu warten bis endlich über Verbindungen über Kassenvertreter plus Politik endlich gesagt wird, jetzt nehmen wir das als Projekt."
Eine ideale Situation vor allem für die Mediziner in Heidelberg. Nicht nur Professor Hoffmann weiß das Engagement des Wohltäters Hopp zu schätzen. Ein paar Häuser weiter, in der Heidelberger Frauenklinik, schätzt man ebenso das Engagement von Dietmar Hopp. Zurzeit wird eine Verfahren erprobt, das möglicherweise schon bald die Therapie bei Frauen mit Brustkrebs wesentlich erleichtern könnte.
Professor Christof Sohn, ärztlicher Direktor:
"Eine Förderung ist, dass wir ein sogenanntes intraoperatives Bestrahlungsgerät bekommen haben. Das bedeutet, die Frau kann einen Teil der Bestrahlung schon während der Operation bekommen und muss nicht wochenlang nach der Operation zur Bestrahlung. Das ist in Deutschland nahezu einmalig dieses Gerät und entsprechend hat das eine Sogwirkung, wahrscheinlich für ganz Deutschland.
Hier wird Forschung damit betrieben und soll zum Nutzen der Patienten eingesetzt werden und das ist auch Dietmar Hopps Anliegen: Es soll dem Menschen was nutzen und das kommt eindeutig dort an."
Mittlerweile wurde an der Klinik auch eine Stiftungsprofessur zur Erforschung der Molekularbiologie des Brustkrebses eingerichtet.
"Er hat eine Grundlagenforschungseinrichtung an der Uni Frauenklinik hier geschaffen, um diese Problematik des Brustkrebses von der Grundlagenforschung her zu erforschen und somit auch der Patientin etwas Gutes tun, der Betroffenen, das ist eine unglaubliche Großzügigkeit, die man gar nicht hoch genug ansiedeln kann."
Zurück auf die Rasenplätze von Hopp, die bald auch keine mehr sein werden. An der A 6 bei Sinsheim, wo jetzt noch Weizen wächst, wird der Ball rollen. In einem hochmodernen Stadion. Hopp beteiligt sich mit 40 Millionen Euro am Bau der Arena. In diesem Stadion soll seine Elf künftig einlaufen. Alles vom Feinsten: Spieler und Stadion. Er sei kein zweiter Abramowitsch, der mit seinen Öl-Millionen den FC Chelsea London aufmöbelt, sagt Hopp.
"Wenn einer so argumentiert, dann hat er sich nicht angeschaut, was in Hoffenheim wirklich passiert. In Hoffenheim wird seit vielen Jahren, mindestens seit einem Jahrzehnt intensive Jugendarbeit betrieben, die zum Teil Sozialarbeit Ist. Und wir versuchen ja seit vielen Jahren – möglichst mit eigenen Spielern – unsere erste Mannschaft zu versorgen. Das ging gut bis zur Regionalliga. Nachdem die Pläne sich geändert haben und nun die Ambition da ist, bis in die erste Bundesliga vorzustoßen, ist das natürlich nicht mehr möglich Aber auf der anderen Seite intensivieren diese Pläne natürlich die Jugendarbeit."
Er sei mit der Resonanz zufrieden, die sein Tun in der Öffentlichkeit erfahren hat, sagt Dietmar Hopp zum Schluss:
"Sie können nie damit rechnen, dass 100 Prozent der Menschen das unterstützen, was sie tun. Kritiker habe ich nicht sehr viele, die meisten sind dankbar und sehen das Positive in meinem Tun und wenn das über meinen Tod hinaus anhält, dann bin ich zufrieden."
Ortswechsel. Sankt Leon-Roth-Golfclub. Dietmar Hopp ist nicht auf dem Golfplatz. Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. In Sankt Leon-Roth trifft sich die weltweite Golfelite und auch sonst wer Rang und Namen hat. Club Präsident ist Dietmar Hopp; er hat die, auch von Kennern als Golfparadies bezeichnete Anlage, vor zehn Jahren eröffnet. Auch für Rasenplätze feinerer Art hat Dietmar Hopp eine große Leidenschaft. Wenn er nicht auf dem Fußballplatz ist, findet man ihn in Sankt Leon-Roth, ganz in der Nähe von seinem früheren Unternehmen SAP. Seine Gäste empfängt der Milliardär gerne in seiner Wohnung auf dem Gelände des Golfparadieses; nicht seine einzige Bleibe.
Dietmar Hopp sitzt vor seinem Computer in einem klimatisierten Konferenzzimmer. Er steht auf und bittet darum, sich doch gemeinsam an einen großen Tisch zu setzen; er muss sich hinter keinem Schreibtisch verschanzen, er braucht keinen Schutzwall vor sich, einer der reichsten Männer Deutschlands oder gar der Welt erträgt Fragen aus nächster Nähe.
Doch was will man von ihm wissen? Wie er zu seinem Geld gekommen ist? Das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Herr Hopp raucht und trinkt nicht, hat seit Jahrzehnten die gleiche Frau und mit ihr zwei mittlerweile erwachsene Söhne. Er will niemanden bekehren und hat so gut wie nichts mit Politik am Hut. Also: Thema Fußball - oder doch besser Geld. Denn mit dem Geld kamen ja erst die Fragen an Dietmar Hopp, zum Beispiel die nach echten Freunden.
"Ja, das ist ein Problem, da werde ich öfters gefragt ... Ich habe es insofern leicht, weil ich noch ausnahmslos alle Freunde aus der Vergangenheit, auch aus der Ur-Vergangenheit habe. Die neuen, die hinzugekommen sind, ich glaube die kann ich auch ganz gut beurteilen. Ansonsten bin ich ... ja, ein bisschen zurückhaltend."
Dietmar Hopp könnte auf dem Deck einer Yacht liegen und irgendwo in der Südsee treiben. Aber der Milliardär kümmert sich lieber um seine Projekte.
"Ich bin ja der Ansicht, dass Menschen, die wie ich zu Reichtum gekommen sind, ob durch Tüchtigkeit oder Glück, bei mir war viel Glück dabei, dass die auch eine soziale Verantwortung haben. Und deshalb gebe ich einen guten Teil dessen was ich habe weiter an die Mitmenschen."
Im Kraichgau, südlich von Heidelberg, in dem kleinen Dorf Hoffenheim ist Dietmar Hopp aufgewachsen. Behütet, wie er sagt.
"Ja ich hatte eine schöne Kindheit in Hoffenheim zu jener Zeit war natürlich Mangel, auch an schönen Sportplätzen beispielsweise. Aber wenn alle Mangel haben, empfindet man das ja nicht so. Ich war begeisterter Fußballspieler seiner Zeit und ich bin absolut überzeugt, dass mir das absolut etwas fürs Leben gebracht hat, weil der Sport eben prägt und das wollte ich eben an die Jugend an die heutige Jugend weiter geben."
1972 gründete Hopp mit vier Kollegen eine kleine Firma – namens Systemanalyse Programmentwicklung. Später wurde daraus SAP – eines der größten Software-Unternehmen der Welt.
Hopp gilt schon heute als der erfolgreichste Unternehmensgründer der vergangenen 30 Jahre. Doch Hopp hat sich von SAP zurückgezogen und hat etwas Neues in Angriff genommen: Er gründete eine Stiftung. Die Dietmar-Hopp-Stiftung. Die Stiftung stattete er mit 28 Millionen SAP Aktien aus; sie gehört zu den größten Privatstiftungen Europas.
"Man muss natürlich, wenn man so eine Stiftung hat fokussieren, denn es hat ja keinen Sinn, die Gießkanne in die Hand zu nehmen, dann bewirkt man nichts. Wir haben vier Schwerpunkte, dazu gehört auch der Jugendsport und er gehört eben deshalb dazu, weil ich überzeugt bin, dass man den Jugendlichen damit hilft, den Start ins Leben zu erleichtern; ob das soziale Kompetenz ist, ob das Teamfähigkeit ist, ob dass das Bewusstsein ist, dass Leistung notwendig ist, um etwas zu erreichen. All das, wollte ich den Jugendlichen geben, weil ich da gute Erinnerungen an meine Jugend habe."
Gleich im Nachbardorf von Hoffenheim, in Zuzenhausen, steht eines von Hopps geförderten Jugendzentren, dessen Konzept Ex-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann als bundesweit einmalig und wegweisend bezeichnete. Steffen Hass gehört zu den ersten Jungspielern, die das gepriesene Förderkonzept in der Anwendung erfahren durften. Noch als Kind verließ er seinen Heimatverein in Karlsruhe.
"Und dann bin ich hier in der B-Jugend hergekommen, als die B-Jugend noch Oberliga gespielt hat und wir sind auch gleich aufgestiegen und dann ging es in die A-Jugend Bundesliga und seit der A-Jugend war ich dann bei Gasteltern in Wiesloch, also ich hab ja vorher in Karlsruhe gewohnt, ja einfach wegen der Schule, weil es einfach auch problematisch war von Karlsruhe immer hierher zu fahren. Tja, und dann habe ich mein Abitur gemacht und bin fest in der ersten Mannschaft."
"Anpfiff fürs Leben" nennt sich das Förderprogramm für talentierte Jugendspieler, bald auch für Jugendspielerinnen. Die Jugendförderzentren von Dietmar Hopp gelten zwar als Kaderschmieden, und doch steht die ganzheitliche Betreuung der Jugendlichen im Fordergrund.
"Wir hatten jeden Tag um 19. 00 Uhr Training, vorher konnten wir dann zur Nachhilfe gehen. Ja, es war eigentlich sehr gut, weil die Voraussetzung, den Sprung vom Jugendbereich in Seniorenbereich zu schaffen eigentlich sehr leicht gefallen ist, weil man auch im schulischen Bereich keine Probleme hatte."
Nur ganz, ganz wenige machen später eine Karriere im Profifußball. Und um die Jugendlichen, die später nicht oben mitspielen, geht es Hopp in erster Linie. Die Talente entdeckt man in der Regel sowieso. Neben Privatschulen stehen dem Sportlernachwuchs auch Mentoren zur Verfügung. Mentoren vom Softwareunternehmen SAP; diese übernehmen, wie bei amerikanischen Unternehmen üblich, Patenschaften für die Jugendlichen. Anton Nagl verantwortlich für das Konzept "Anpfiff fürs Leben":
"Also, man muss sich das so vorstellen, dass es ja einen Stundenplan gibt von Montag bis Freitag. Es gibt aber auch Seminarabende, es gibt Workshops, es gibt in den Sommerferien Fortbildung in Englisch und Mathe, Vorbereitung auf die Mittlere Reife, auf das Abitur. Was sehr gut ankommt, sind eben diese Mentoren von SAP, das sind insgesamt 65 Mitarbeiter, wo der Jugendliche auf die Mentoren zugehen kann, wenn er Schwierigkeiten oder Probleme hat, im schulischen–beruflichen Bereich."
Ein ganzheitlicher Ansatz, der auch am Ende bei einer weniger erfolgreichen Sportlerlaufbahn Menschen mit einer qualifizierten Ausbildung oder einem Studium entlässt. Die persönliche Torstatistik ist relevant, aber die Schulnoten stehen im Vordergrund.
"Es ist ja wichtig, dass wir wissen wie sind die Leistungen in der
Schule. Es ist auch vereinbart, dass die Eltern beziehungsweise der Jugendliche halbjährlich die Zeugnisse vorlegen muss, damit wir einen Überblick haben. In diesem Schulzentrum in Walldorf wird ja auch Kunst gefördert und in dieser Kooperation haben wir viele Projekte mit Kunst gemacht, mit Kunstausstellungen, aber immer in Verbindung mit unseren Jugendlichen von "Anpfiff ins Leben", aber auch mit den Schülern im Schulzentrum Walldorf."
Kein Drill zum Leistungssport ohne Kasernenhofton. Das Konzept geht auf. Die Plätze in den Jugendzentren sind begehrt:
"Wir sichten ja mittlerweile bundesweit, diese Nachwuchstalente. Und ich bin dann erstaunt, wenn Jugendspieler oder Eltern hier herkommen, wenn wir diese Einstellungsgespräche führen, von Rostock von Frankfurt, von Freiburg, von Bundesligavereinen, wo Eltern sagen: ‚Hier ist der Junge gut aufgehoben! Ich weiß, dass er einen vernünftigen Schulabschluss machen wird. Er wird hier kontrolliert und überprüft.’
Und eines müssen wir natürlich auch sagen: Ohne die Unterstützung vom Dietmar Hopp könnten wir natürlich ein solches anspruchsvolles Konzept nicht verwirklichen."
Nicht nur in Zuzenhausen. Hopp beziehungsweise seine Stiftung unterstützt viele Projekte im Bereich des Jugendsports. In Sankt Leon-Roth ist es die Golfjugend und ein paar Kilometer weiter wird der Handball-Bundesligist SG Kronau Östringen gefördert. Das Eishockey-Leistungszentrum "Jungadler" Mannheim wird ebenso von Hopp unterstützt. Hier betreiben Jugendliche intensives Eishockey-Training in Verbindung mit einer schulischen Ausbildung. Die Trainingsflächen der SAP-Arena stehen sogar den "Jungadlern" zur Verfügung. Im Januar bekam der ehemalige Bundesligist SV Waldhof Mannheim drei Millionen Euro aus der Stiftung. Diese Summe soll in den Bau und Unterhalt eines Jugendstützpunktes fließen. Dietmar Hopp will die Jugend weg von der Straße haben. In der Gemeinschaftsarbeit beim Sport, so seine eigene Erfahrung, lässt es sich am besten für das eigene Leben lernen.
"Anton Nagl: "Er tut viel für junge Menschen. Für Menschen, die abseits stehen in dieser Gesellschaft und von daher ist der Herr Hopp für mich ein wunderbarer Mensch. Ich sage: Er muss ein sehr gläubiger Mensch sein, das was er den Menschen alles Gutes tut."
Dietmar Hopp: "Bin ich eigentlich nicht. Also, für mich ist wichtig, dass man die Menschen achtet, dass man eben auch versucht, im Rahmen seiner Möglichkeiten – und da sind meine gar nicht so gering sind –. Gutes zu tun."
Jürgen Okun: "Hier haben wir die Tandem- Massenspektrometer, die letztendlich eine Analyse durchführen können innerhalb von zwei bis zweieinhalb Minuten pro Probe, wir haben davon vier Geräte, so dass man hier die Möglichkeit hat, eine breite Palette von Erkrankungen schnell zu finden und zu screenen Und die Ergebnisse sind schnell verfügbar.""
Dr. Jürgen Okun, Laborleiter in der Kinderklinik Heidelberg, steht neben einem Tandem- Massenspektrometer. Bezahlt von der Dietmar-Hopp-Stiftung. Alle Neugeborenen in Deutschland werden wenige Tage nach der Geburt auf seltene angeborene Stoffwechsel- und Hormonstörungen untersucht. Neugeborenen-Screening.
Unentdeckt können diese Krankheiten zu Organschäden, körperlicher oder geistiger Behinderung oder sogar zum Tod führen. Etwa eines von circa 1.000 Kindern ist betroffen. Gelingt es, durch die frühzeitige Diagnosestellung eine gezielte Behandlung möglichst bald nach der Geburt einzuleiten, können Behinderungen vermieden und Todesfälle verhindert werden.
Professor Georg Friedrich Hoffmann, Ärztlicher Direktor der Heidelberger Kinderklinik:
"Wir untersuchen prinzipiell zwei gut behandelbare Krankheiten und da gibt es zwei große Gruppen: Das eine sind Hormonstörungen, vor allem die angeborene Schilddrüsenunterfunktion und ein androgentitales Syndrom, das ist eine zweite Hormonstörung. Und dann eine zweite große Gruppe – und das ist inzwischen ja auch etwas, das wir mit Hilfe von Herrn Hopp erarbeiten konnten, das ist, neu, eine große Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, das sind genetische Erkrankungen, zumeist im Eiweißstoffwechsel, auch im Fettstoffwechsel, und die haben ganz schreckliche biochemische Namen und waren bisher auch in der Medizin auch in der Kinderheilkunde nicht so bekannt."
Die Dietmar-Hopp-Stiftung ermöglichte vor einigen Jahren eine entsprechende Studie. Lange galt Heidelberg als Zentrum für das das Neugeborenen-Sreening. Mittlerweile gibt es an verschiedenen Standorten in Deutschland entsprechende Untersuchungseinrichtungen.
"Das Screening, das ist eine ideale Situation. Herr Hopp hat das 1999 ermöglicht. Kurz darauf waren die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse. Dann hat das Bundesministerium für Forschung und Technologie noch eine Million dazugegeben, so dass wir das bundesweit koordinieren können. Das waren dann richtige Forschungsgelder und inzwischen zahlen es die Kassen. Denn auf Dauer kann natürlich nicht Herr Hopp alle Kinder in Deutschland bezahlen, auch wenn es in Anführungsstrichen nur elf Euro sind. Das zeigt, dass das Gesamtsystem schon funktioniert allerdings was dann ohne Herrn Hopp gewesen wäre, das wäre dann auch bitter. Dann hätte es vielleicht noch fünf Jahre länger gedauert. Ich will auch nicht sagen, dass wäre ohne ihn nie gegangen, aber das muss man schon sagen: Die Art, das dann so positiv durchzusetzen und eben nicht über Jahre zu warten bis endlich über Verbindungen über Kassenvertreter plus Politik endlich gesagt wird, jetzt nehmen wir das als Projekt."
Eine ideale Situation vor allem für die Mediziner in Heidelberg. Nicht nur Professor Hoffmann weiß das Engagement des Wohltäters Hopp zu schätzen. Ein paar Häuser weiter, in der Heidelberger Frauenklinik, schätzt man ebenso das Engagement von Dietmar Hopp. Zurzeit wird eine Verfahren erprobt, das möglicherweise schon bald die Therapie bei Frauen mit Brustkrebs wesentlich erleichtern könnte.
Professor Christof Sohn, ärztlicher Direktor:
"Eine Förderung ist, dass wir ein sogenanntes intraoperatives Bestrahlungsgerät bekommen haben. Das bedeutet, die Frau kann einen Teil der Bestrahlung schon während der Operation bekommen und muss nicht wochenlang nach der Operation zur Bestrahlung. Das ist in Deutschland nahezu einmalig dieses Gerät und entsprechend hat das eine Sogwirkung, wahrscheinlich für ganz Deutschland.
Hier wird Forschung damit betrieben und soll zum Nutzen der Patienten eingesetzt werden und das ist auch Dietmar Hopps Anliegen: Es soll dem Menschen was nutzen und das kommt eindeutig dort an."
Mittlerweile wurde an der Klinik auch eine Stiftungsprofessur zur Erforschung der Molekularbiologie des Brustkrebses eingerichtet.
"Er hat eine Grundlagenforschungseinrichtung an der Uni Frauenklinik hier geschaffen, um diese Problematik des Brustkrebses von der Grundlagenforschung her zu erforschen und somit auch der Patientin etwas Gutes tun, der Betroffenen, das ist eine unglaubliche Großzügigkeit, die man gar nicht hoch genug ansiedeln kann."
Zurück auf die Rasenplätze von Hopp, die bald auch keine mehr sein werden. An der A 6 bei Sinsheim, wo jetzt noch Weizen wächst, wird der Ball rollen. In einem hochmodernen Stadion. Hopp beteiligt sich mit 40 Millionen Euro am Bau der Arena. In diesem Stadion soll seine Elf künftig einlaufen. Alles vom Feinsten: Spieler und Stadion. Er sei kein zweiter Abramowitsch, der mit seinen Öl-Millionen den FC Chelsea London aufmöbelt, sagt Hopp.
"Wenn einer so argumentiert, dann hat er sich nicht angeschaut, was in Hoffenheim wirklich passiert. In Hoffenheim wird seit vielen Jahren, mindestens seit einem Jahrzehnt intensive Jugendarbeit betrieben, die zum Teil Sozialarbeit Ist. Und wir versuchen ja seit vielen Jahren – möglichst mit eigenen Spielern – unsere erste Mannschaft zu versorgen. Das ging gut bis zur Regionalliga. Nachdem die Pläne sich geändert haben und nun die Ambition da ist, bis in die erste Bundesliga vorzustoßen, ist das natürlich nicht mehr möglich Aber auf der anderen Seite intensivieren diese Pläne natürlich die Jugendarbeit."
Er sei mit der Resonanz zufrieden, die sein Tun in der Öffentlichkeit erfahren hat, sagt Dietmar Hopp zum Schluss:
"Sie können nie damit rechnen, dass 100 Prozent der Menschen das unterstützen, was sie tun. Kritiker habe ich nicht sehr viele, die meisten sind dankbar und sehen das Positive in meinem Tun und wenn das über meinen Tod hinaus anhält, dann bin ich zufrieden."