Hormone im Sport
Das berühmte "Runners High" wird von körpereigenen Hormonen ausgelöst. © imago sportfotodienst
Natürlich gedopt
24:02 Minuten
Hormone im Sport haben einen schlechten Ruf. Sofort denkt man an unerlaubtes Doping und hochgezüchtete Muskelberge. Dabei spielen Hormone auch bei gesundem Sport eine wichtige Rolle. Doch welche Sportarten beeinflussen ihre Produktion besonders gut?
Für das „gute Gefühl“ während und nach dem Sport sind körpereigene Hormone verantwortlich. Passionierte Läufer sprechen hier auch vom bekannten „Runners High“. Denn beim und nach dem Joggen werden besonders viele Glücks- und Entspannungshormone wie Dopamin und Serotonin oder das gegen Entzündungen wirkende Cortisol ausgeschüttet, erklärt der Sportmediziner Professor Wilhelm Bloch vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Er leitet dort die Abteilung für molekulare und zelluläre Sportmedizin.
„Letztendlich wird der Körper hormonell stimuliert. Wenn ich den Körper in Bewegung bringe, dann verändere ich die Anforderungen an den Körper. Wollen wir mal die wichtigsten nehmen: das sind natürlich auf der einen Seite die auch oft als Stresshormone bezeichneten Adrenalin, Noradrenalin, das ist aber auch Serotonin, das oft in Zusammenhang gebracht wird mit guter Stimmung, mit Antrieb, das sind Endorphine, die man dann auch zur Schmerzunterdrückung braucht.“
Hormone haben im Sport einen schlechten Ruf
Allerdings: Hormone haben gerade im Sport einen schlechten Ruf, gelten als schädlich für die Gesundheit. Vor allem Wachstumshormone wie das mänliche Sexualhormon Testosteron, das im Leistungssport verbotenerweise als Dopingmittel eingesetzt wird. Die synthetischen, im Labor hergestellten Abkömmlinge des Testosterons, sogenannte anabolen Steroide, fördern den Muskelaufbau. Beliebt ist auch die Einnahme von Schilddrüsenhormen, um die Schnellkraft und Ausdauer zu verbessern und die Fettverbrennung anzuregen.
Ein großes Problem ist Doping, die Einnahme unerlaubter Mittel, um die eigene körperliche Leistung zu steigern. Was zu den verbotenen Substanzen gehört, ist seit einigen Jahren in einer speziellen Dopingliste festgehalten, die jährlich aktualisiert wird. Trotz Verbots und zum Teil tödlicher Nebenwirkungen ist der Missbrauch männlicher Sexualhormone besonders im wettkampforientierten Kraftsport und Bodybuling gang und gäbe – und allgemein bekannt. Unlängst erst starb wieder ein eigentlich vor Kraft - und Muskelbergen strotzender Bodybuilder an Herzversagen mit nur 36 Jahren.
Fitness ohne chemische Keule
Die German Natural Bodybulding and Fitness Federation ist ein 2003 gegründeter Verband, der sich für komplett hormonfreien Muskelaufbau und Fitness ganz ohne chemisch-pharmazeutische Hilfsmittel stark macht. Denn: Kraftsport ist für den körpereigenen Hormonhaushalt überaus gesund! Er fördert auf natürliche Weise die Produktion wichtiger körpereigener Hormone. Gerade ältere Menschen mit sinkenden Hormonspiegeln profitieren davon.
Denn beim Muskeltraining werden vermehrt unter anderem Sexualhormone wie Testosteron und Östrogen ausgeschüttet, die die Knochendichte verbessern und so durch hormonelle Störungen verursachte Erkrankungen wie der Osteoporose vorbeugen. Dies hat auch die Deutsche Sporthochschule in einer derzeit noch laufenden Studie mit Osteoporose-Patienten festgestellt. Zum anderen regt gezieltes Muskelaufbautrainig mit Hanteln, Handtuch, Ball oder auch ganz ohne Hilfsmittel die Produktion von Wachstumshormonen wie dem Sematrotopin an, das wiederum altersbedingtem Muskelschwund entgegenwirkt und die Reparatur von Organen, Muskeln und Knochen anregt.
Mit Sport gegen Depressionen
Hormone regeln und steuern aber nicht nur die Organfunktionen. Sie beeinflussen auch unsere Gefühle und unser seelisches Gleichgewicht während und nach dem Sport. Hormone beruhigen und entspannen Körper und Geist oder machen munter. Die chemischen Botenstoffe können Schmerzen lindern und wirken seelischer Niedergeschlagenheit entgegen. Sport als Rezept gegen Depressionen hat sich als Therapie längst bewährt.