"Die Angleichung von Tätern und Beschützern"
Fotografien haben die Kraft, zu Ikonen unserer Zeit zu werden. Sie rufen Erinnerungen aus unserem Bildgedächtnis ab und prägen unsere Wahrnehmung der Gegenwart. In der "Lesart"-Rubrik "… liest ein Bild" betrachten und interpretieren wir aktuelle Pressefotos. Diesmal sprechen wir mit dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp über ein Bild, das drei Sicherheitskräfte in Brüssel zeigt.
Wie bebildern wir Macht und Ohnmacht, wie werden politische Zugehörigkeit und einsame Positionen illustriert? Heute haben wir mit dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp eine vielsagende dpa-Fotografie gelesen, die belgische Sicherheitskräfte im martialischen Outfit in einer Brüsseler Einkaufspassage zeigt.
Dem Fotografen sei es gelungen, ein schwer beschreibbares Thema einzufangen, sagt Bredekamp: die "Angleichung von Tätern und Beschützern".
"Die drei Figuren sind uniformiert, aber eben auch vermummt. Man sieht kaum die Augen, sodass sie anonymisiert sind, so wie in der Regel die - wenn wir es in Anführungszeichen sagen - die 'Soldaten des Terrors' eben auch."
Daraus ergebe sich "eine eigenartige, untergründige Vermittlung von diesen beiden Opponenten" und eine "prekäre Vertauschung der Rollen gleichsam", so der Kunsthistoriker:
"Die Beschützer wirken wie die Aggressoren."
Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Horst Bredekamp hat mit "Der Bildakt" wahrscheinlich das Standardwerk zur Macht, Wirkung und Bedeutung von Bildern verfasst.