"Hotels mit Geschichte" präsentieren wir in der Sommerreihe in "Studio 9". Hotels erzählen Geschichte und Geschichten, sind Erinnerungsorte und vermitteln Einblicke in den Alltag fremder Kulturen. Hotels regen nicht nur die Fantasie an, beispielsweise von Schriftstellern. Sie erzählen auch von großen Krisen, von Kriegen oder Konferenzen, in denen sich die Weltgeschichte spiegelte.
Eine große Familie im Palestine
Bagdad 2003: Die Amerikaner sind in den Irak einmarschiert, um Saddam Hussein zu stürzen. Im Hotel Palestine sammeln sich Journalisten aus vielen Ländern. Birgit Kaspar war damals für die ARD in Bagdad: "Man schützte und inspirierte sich gegenseitig."
Das Hotel Palestine war das einzige Hotel in Bagdad, das im Irak-Krieg 2003 geöffnet hatte. Das noch berühmtere Rashid Hotel war von den Amerikanern beschlagnahmt worden. Es war immer ausgebucht. Mitten im Krieg hatte die ARD Birgit Kaspar nach Kuwait ausgeflogen. Als sie danach wieder zurückkam, fand sie keinen Platz mehr. Freunde im Hotel besorgten ihr dann eine Matratze.
Birgit Kaspar erzählt: "Es war eine Nachrichtenbörse in dem Sinne, dass man sich erzählt hat, was man den Tag über erlebt hat. Man ist losgezogen in einer Gruppe, einzeln war es zu gefährlich. Man hat sich treiben lassen. Das war eine Erfahrung von Journalismus, die nicht viele gemacht haben. Die Nachrichtenlage wurde vom Studio Amann aus beobachtet. Hier, in Bagdad, herrschte unter den Journalisten ein sehr kooperativer Geist. Man sah sich nicht als Konkurrenten, eher wie eine große Familie. Man schützte sich gegenseitig. Man inspirierte sich gegenseitig."
Die Situation in Bagdad: Es gab keine zentralen Anlaufstellen mehr. Alles war zerschlagen. Abends am Pool, der noch mit Wasser gefüllt war, aber nicht mehr in Betrieb, traf man sich beim Bier oder Wein. Es gab im Hotel keinen Service mehr, keine Küche, man musste sich das Essen selber organisieren. Es gab aber fast keine Geschäfte, die geöffnet hatten. So behalf man sich mit Straßenhändlern.