Neue Materialien erlauben mehr Bewegung
05:15 Minuten
Wer eine Titanhüfte oder ein Titanknie hat, dem wurde von starker Bewegung meist abgeraten, weil sonst Entzündungen entstehen können. Nun gibt es Implantate aus neuen Materialien. Sport sei mit ihnen kein Problem mehr, sagt der Arzt Carsten Perka.
"Ich bin Jahrgang 1943, und durch einen Selbstverteidigungskursus von der Polizei zum Karate gekommen", sagt die heute 77-jährige Niederländerin Chantal Brückers. Sie trägt den zweiten Dan, also den doppelten Meistergrad im Shotokan-Karate.
Weil Chantal keine großen physischen Probleme hat, übt die agile Seniorin für die Prüfung zum dritten Dan, auch wenn sie sagt: "Körperlich bin ich nicht mehr die Beste. Meine Hüften sind etwas steif geworden, würde ich sagen."
Doch noch funktioniert alles gut. Bei anderen Ü-70-Jährigen ist das nicht mehr so. Sie tragen in diesem Alter, oder auch viel früher schon, ein Implantat in sich, eine Titanhüfte oder ein Titanknie. Sportliche Aktivitäten führen dann manchmal zu Entzündungen durch Abrieb oder verursachen Lockerungen. Darum rieten Ärzte in der Endoprothetik früher, das Implantat möglichst wenig zu belasten.
Doch noch funktioniert alles gut. Bei anderen Ü-70-Jährigen ist das nicht mehr so. Sie tragen in diesem Alter, oder auch viel früher schon, ein Implantat in sich, eine Titanhüfte oder ein Titanknie. Sportliche Aktivitäten führen dann manchmal zu Entzündungen durch Abrieb oder verursachen Lockerungen. Darum rieten Ärzte in der Endoprothetik früher, das Implantat möglichst wenig zu belasten.
Polyethylen oder Mischkeramik
Das habe sich mittlerweile grundlegend geändert, sagt Carsten Perka, Ärztlicher Direktor des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie an der Charité Berlin. "Unsere Erfahrung ist eher, dass Patienten zu wenig mit der neuen Hüfte machen, die neue Hüfte so ein bisschen als Vorwand für ihre Faulheit nutzen. Das, was wir wollen, ist tatsächlich ein maximales Maß an Aktivität, natürlich immer abhängig von den koordinativen Fähigkeiten."
Die neue Hüfte oder das neue Knie sei für Joggen, Skilanglauf, Fahrradfahren und sogar Ballett, Rudern oder Yoga geeignet. Für die neue bessere Beweglichkeit sorgen die sogenannten Gleitpaarungen. "Also die beiden Teile, die sich gegeneinander bewegen. Da hat man jetzt deutlich hochbelastbarere Gleitpaarungen hergestellt aus Keramik, aber auch aus speziellen Polyethylen-Werkstoffen."
Die neue Hüfte oder das neue Knie sei für Joggen, Skilanglauf, Fahrradfahren und sogar Ballett, Rudern oder Yoga geeignet. Für die neue bessere Beweglichkeit sorgen die sogenannten Gleitpaarungen. "Also die beiden Teile, die sich gegeneinander bewegen. Da hat man jetzt deutlich hochbelastbarere Gleitpaarungen hergestellt aus Keramik, aber auch aus speziellen Polyethylen-Werkstoffen."
Ironman auch mit Implantat
Wie belastbar die neuen Implantate aus hochvernetztem Polyethylen, neuartigen Mischkeramiken oder weiterentwickelten Kobalt-Chrom oder Titanlegierungen sind, erläutert Perka anhand eines plakativen Beispiels.
"Ich kann damit auch Ironman werden. Vorausgesetzt, ich hatte auch vorher schon die koordinativen Fähigkeiten. Also man sollte nicht Sportarten machen, die man vorher nicht betrieben hat. Natürlich gibt es die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie für die normale Hüfte, das heißt, wenn ich die Hüfte mehr belaste, werde ich auch mehr Abnutzung haben. Aber das halten moderne Materialien eigentlich immer aus."
Für Barbara und Rolf, beide Hüftprothesenträger, ist das nichts Neues. "Ich mache Sport mit dem neuen Stück in mir, und ich kann nur sagen, ich spüre keinen großen Unterschied zu vorher."
"Ich kann damit auch Ironman werden. Vorausgesetzt, ich hatte auch vorher schon die koordinativen Fähigkeiten. Also man sollte nicht Sportarten machen, die man vorher nicht betrieben hat. Natürlich gibt es die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie für die normale Hüfte, das heißt, wenn ich die Hüfte mehr belaste, werde ich auch mehr Abnutzung haben. Aber das halten moderne Materialien eigentlich immer aus."
Für Barbara und Rolf, beide Hüftprothesenträger, ist das nichts Neues. "Ich mache Sport mit dem neuen Stück in mir, und ich kann nur sagen, ich spüre keinen großen Unterschied zu vorher."
"Ich habe die linke und die rechte Hüfte erneuert bekommen, ich bin sehr zufrieden, ich kann mich total gut bewegen. Ich mache Qi Gong, jeden Tag Gymnastik, gehe zum Bewegungsbad, und im Sommer eben Baden im See und Laufen. Ich versuche jeden Tag mindestens eine Dreiviertelstunde zu laufen."
Weniger Abriebpartikel, weniger Entzündungen
"Die Entzündungen früher waren durch die Abriebpartikel, die durch das alte Polyethylen bedingt waren, verursacht. Heutige Gleitpaarungen haben nur noch sehr, sehr geringe Mengen an Abriebpartikeln, wodurch dieses Entzündungsproblem in der Realität keine Rolle mehr spielt", sagt der Mediziner Perka.
Doch wenn auch vieles heute mit einem Implantat möglich ist, was früher nicht möglich war, die sogenannten Stop-and-Go-Sportarten wie Ballsportarten, extreme Ausdauerbelastungen und Sportarten mit dichtem intensiven Körperkontakt – also auch Karate – stellen für die neuen Hüften und Knie zu große Belastungen dar.
"Im Allgemeinen muss man zur Kenntnis nehmen: Es ist eigentlich kein neues Gelenk, sondern es sind neue Gleitflächen, und die Muskeln, Sehnen, Bänder sind die gleichen wie vor der Operation."
Doch wenn auch vieles heute mit einem Implantat möglich ist, was früher nicht möglich war, die sogenannten Stop-and-Go-Sportarten wie Ballsportarten, extreme Ausdauerbelastungen und Sportarten mit dichtem intensiven Körperkontakt – also auch Karate – stellen für die neuen Hüften und Knie zu große Belastungen dar.
"Im Allgemeinen muss man zur Kenntnis nehmen: Es ist eigentlich kein neues Gelenk, sondern es sind neue Gleitflächen, und die Muskeln, Sehnen, Bänder sind die gleichen wie vor der Operation."