"Hui Buh - Das Schlossgespenst", "Man muss mich nicht lieben"

Rezensiert von Hans-Ulrich Pönack |
Michael "Bully" Herbig spielt "Hui Buh - Das Schlossgespenst". Der Film basiert auf der einstmals populären Kinderhörspielserie. Hans Clarin (Foto), der dem Gespenst einst seine Stimme lieh, hat auch im Film einen Auftritt. In dem französischen Streifen "Man muss mich nicht lieben" lässt sich ein depressiver Gerichtsvollzieher mit einem Tango-Kurs auf das sinnlich-faszinierende Abenteuer Tanz ein.
"Hui Buh - Das Schlossgespenst"
Deutschland 2006, Regie: Sebastian Niemann, Darsteller: Michael "Bully" Herbig, Heike Makatsch, Hans Clarin u.a., ohne Altersbeschränkung

"Hui Buh - Das Schlossgespenst" von Sebastian Niemann (B+R), einem fernseherprobten Autor und Regisseur ("Geisterstunde - Fahrstuhl ins Jenseits"), dessen erster Kinofilm im Jahr 2000 das (eher mäßige) Horrorwerk "7 Days To Live" (mit Amanda Plummer) war.

Sein 2005 (vorwiegend) in Prag und München gedrehter neuester Film basiert auf Figuren und Motiven der gleichnamigen, einstmals populären Kinderhörspielserie von Eberhard Alexander-Burgh (1929 - 2004), deren 23 Folgen zwischen Ende der 60er bis Mitte der 80er Jahre entstanden und in denen Hans Clarin den urig-tollpatschigen Geist mit seiner "pikanten" Stimme unvergessen machte.

Hans Clarin war, ist hier auch mit dabei: Der am 28. August 2005 verstorbene beliebte Mime ("Pumuckl"-Filme) spielt hier den alten Kastellan auf Schloss Burgeck, wo seit Jahrhunderten Hui Buh - als einzig behördlich zugelassenes Gespenst, also als Gespenst "mit Lizenz" (der Geisterbehörde) - durch das alte Gemäuer völlig ungruselig spukt. Nun aber, anno 1899, kommt wieder "richtiges Leben" "in die Bude", denn König Julius, der 111. (Christoph Maria Herbst) taucht hier auf, um seine Verlobung mit Gräfin Leonora zu Etepetete (Heike Makatsch) vorzubereiten. Dass diese fiese Zicke dabei ihre ganz eigenen, egoistisch-finsteren Besitz(er)-Pläne spinnt, merkt bis auf den naiv-tölpeligen König fast jeder (vor allem natürlich auch im Publikum).

Daneben dann das "übliche Personal": Die allein erziehende, nette Aschenputtel-Zofe Konstanzia (Ellenie Salvo González) mit ebensolchem aufgeweckten 10-jährigen Bub Tommy (Martin Kurz); der überkandidelt-hysterische Zeremonienmeister Charles (Rick Kavanian), der wie aus einem billigen Hollywood-Klamauk abgekupfert wirkt sowie weiteres Grusel-Personal wie Wolfgang Völz als eine Art "Käpt´n Blaubär" - Major von der Geisterbehörde.

Das Hauptaugenmerk aber zieht natürlich Michael "Bully" Herbig als Hui Buh auf sich. Motto: Eben noch real, danach als seine eigene computer-animierte Spuk-Figur. Man kalauert nett, setzt auf schlichten (leider auch Furz-) Humor, strengt sich phantasievoll-trickreich und special-effektvoll an, bleibt aber sowohl in der Darstellerführung als auch im lärmend- abendfüllenden Spaß-Bemühen angestrengt-halbherzig: Die Schauspieler (wie Makatsch oder Kavanian) knattern chargierend mit Bierzelt-Humor drauflos, dass es nur begrenzt Freude macht, und der Star Michael "Bully" Herbig ("Der Schuh des Manitu" , "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1") fetzt auch nur halbherzig-ulkig durch die Vergnügungs-Szenerie: Es ist halt nicht SEINE Show, nichtsdestotrotz soll er immer wieder "so tun als ob" es eben doch SEINE CHOSE ist.

In der Mixtur aus deutscher Special-Effects-Orgie (Marke "Schaut nur, was wir nicht auch alles können.....") und dem Bemühen, dabei auch noch eine halbwegs lustige Geschichte zu erzählen, bleibt diese (angeblich 10 Millionen Euro teure) 98 Minuten-Produktion im freundlichen Unterhaltungs-MITTELMAß stecken. Ganz hübsch, aber irgendwie auch nett-belanglos.

"Man muss mich nicht lieben"
Frankreich 2005, Regie: Stéphane Brizé, Hauptdarsteller: Patrick Chesnais, Anne Consigny, ohne Altersbeschränkung

"Man muss mich nicht lieben" von Stéphane Brizé ist eine französische Vorjahres-Produktion und ein kleines Juwel für die Arthouse-, Off-Kino-Szene. Stéphane Brizé hat bisher drei Kurzfilme und einen Dokumentarfilm gedreht. 1999 schuf er sein Spielfilm-Debüt, das bei uns nicht lief ("Le bleu des villes").

Das jüngste Werk des 1966 im bretonischen Rennes geborenen Filmemachers (der hier auch als Co-Autor fungiert) lief 2005 auf dem internationalen Festival von San Sebastian und kommt nun mit 30 Kopien (in deutscher Synchronfassung) hierzulande in die Kinos. Dabei im Blick- und Mittelpunkt: der Gerichtsvollzieher Jean-Claude. Ein müde wirkender, depressiver Fünfziger, geschieden, allein lebend, mit dieser menschenfeindlichen Arbeit, dabei mit jeder Gesichtsfalte eher verschlossener und mürrischer werdend.

Einmal in der Woche besucht er seinen im Altersheim lebenden Vater: Einen tyrannischen Alten, dessen ständiges Grummeln seine permanente Bösartigkeit belegt. Kurzum: Eine gequälte und sich quälende Existenz, in die eines Tages der Tango von der Tanzschule gegenüber einbricht. Dieser "Was-habe-ich-schon-zu-verlieren"-Typ gibt sich einen Schub, lässt sich auf das sinnlich-faszinierende Abenteuer Tanz ein und kommt mit Francoise in Kontakt. Sie ist 30, will, "soll" bald heiraten, und nun tritt dieser linkisch-stille Jean-Claude in ihr Leben.

Ein subtiler Film der leisen Zwischentöne mit genauer Seelen-Beobachtung, -Beschreibung; mit sanftem, aber nie verlogen wirkendem Einfühlungsvermögen; mit sich viel Zeit nehmender, lassender angenehmer Diskretion. Ein ruhiger, aber nie spannungsloser Gefühlsstoff. Manchmal erinnert man sich unwillkürlich an die großartige menschliche Tragikomödie "Lost in Translation" von Sofia Coppola mit Bill Murray als schweigsamer Sonderling.


Hier ist es der bei uns unbekannte Patrick Chesnais, der sympathisch-verhalten diesen lakonischen Einzelgänger vorstellt. An seiner melancholischen Seite: Anne Consigny in dem Scarlett-Johansson-Part, die ihre "ge-, verplante" Identität plötzlich neu abzufragen beginnt. Vorzüglich-gescheite wie fein-emotionale Reflexion über Seelenverwandte und die Lebensnotwendigkeit, alte Zwänge und Schuldgefühle endlich zu überwinden.