Der Erfinder der Natur
Alexander von Humboldt war auf den höchsten Bergen und in den tiefsten Dschungeln unterwegs - getrieben vom Drang die Natur zu erforschen. Seine Erkenntnisse prägen unser Denken bis heute, sagt Andrea Wulf, die eine neue Biografie über ihn geschrieben hat.
Tausende Proben hat auf seinen Expeditionen gesammelt und ausgewertet - und seiner Nachwelt damit ein umfassendes Wissen über die Natur geschenkt. Andrea Wulf, die in der englischsprachigen Welt schon vielfach mit Preisen ausgezeichnet wurde, hat nun eine Biografie über den großen Wissenschaftler vorgelegt.
Für sie es nicht nur ein Buch über Humboldt, sondern auch die Biografie einer Idee, sagt Andrea Wulf im Deutschlandradio Kultur. "Er gibt uns ein neues Konzept der Natur, er erfindet das Konzept des 'web of life', des Netz des Lebens und revolutioniert unser Naturverständnis - und seine Ideen prägen immer noch unser heutiges Denken." Deshalb sei ihre Biografie eine Mischung aus Abenteuer- und Ideengeschichte.
Entdeckung globaler Vegetationszonen
Besonders eindrücklich war für den Naturwissenschaftler eine Reise auf den über 6000 Meter hohen Chimborazo im heutigen Ecuador, erzählt Wulf. Er habe dabei festgestellt, wie sich die Vegetation mit der Höhe veränderte - von tropischen Planzen und im Tal gesehen bis zu dem Flechte kurz unter der Schneegrenze - und wie sich die Pflanzen dort jenen aus ähnlichen Höhenlagen ähnelten. "Er stand und begriff, dass die Natur eine globale Kraft war, also, dass es globale Vegetationszonen gab."
Es sei ihr wichtig gewesen, in ihrer Biografie auch über den Menschen Humboldt und seine Gefühle zu schreiben, so die Autorin, "weil er uns in der Vergangenheit sehr oft und sehr gerne präsentiert worden ist als dieser Wissenschaftler, der von Aufzeichnungen und Instrumenten bessessen ist". Der Romantiker sei dabei vergessen worden. Dabei habe es den auch gegeben, betont Wulf. An Goethe zu Beispiel habe Humboldt geschrieben: "Die Natur muss gefühlt werden."