Eitel Sonnenschein zum Richtfest
200 Meter Schlossfassade säumen nun den Berliner Boulevard Unter den Linden - so wird geschlossen, was die einen als Lücke und die anderen als Freiraum sahen. Von der Politik gibt es große Reden, von den Gegnern noch einmal harte Kritik.
Jetzt hängt er in 60 Meter Höhe über der Kuppel, der Richtkranz für das Berliner Stadtschloss. Und damit ist für alle sichtbar, dass es wahr wird: Berlins Mitte bekommt ein neues, altes Gesicht mit einer barocken Schlossfassade und einem modernen Innenleben, dem Humboldtforum.
Umstritten ist das Vorhaben nach wie vor, aber zum Richtfest herrschte zumindest im Rohbau des monumentalen Schlosses eitel Freude. Und bei Bundesbauministerin Barbara Hendricks auch eine gewisse Erleichterung. Denn bisher verläuft alles nach Plan, zeitlich und finanziell.
"Die größte Kulturbaumaßnahme des Bundes, die zurzeit auch die größte in Europa ist, lädt mit den Gebrüdern Humboldt als Namensgeber zum Dialog der Kulturen der Welt ein. Die räumliche Dimension des Baukörpers wird der städtischen Situation im Herzen Berlins gerecht."
200 Meter Schlossfassade säumen nun den Boulevard Unter den Linden - so wird geschlossen, was die einen als Lücke und die anderen als Freiraum sahen. Die ethnologischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz werden den größten Raum im Inneren des Schlosses, dem Humboldtforum, einnehmen und sollen zum Dialog der Kulturen einladen, so Kulturstaatsministerin Monika Grütters.
"Wir feiern, dass eine einzigartige Idee ein Zuhause bekommt. Hier im künftigen Humboldtforum soll erfahrbar werden, wofür der Name Humboldt steht. Für die Tradition der Aufklärung, für die Idee der selbstbewussten, weltoffenen Annährung der Völker, für das Ideal eines friedlichen Dialogs. Natürlich gehören da Fragen des Kolonialismus und des Umgang damit dazu, denen wir uns selbstbewusst, transparent und ehrlich stellen."
Nicht ehrlich genug, finden auf der anderen Seite des Boulevards Unter den Linden die Gegner des Vorhabens, die Initiative No Humboldt 21 und ihr Sprecher Tahir Della:
"Die Haltung ist nach wie vor die, dass nicht wirklich eine Einsicht zu erkennen ist, dass die Raubgüter oder die Güter, die unter zweifelhaften Umständen nach Deutschland und Europa gekommen sind, prinzipiell zurückgegeben werden müssen. Es ist ein Perspektivwechsel nötig, nicht nur kosmetischer Natur, um letztendlich seine Sammlung aufrechtzuerhalten."
Als der Kranz über der Kuppel hängt und die 1500 Gäste, darunter viele Spender, die Baustelle verlassen, kommt es denn auch zu Tumulten.
"Thieves, you stole our objects!"
Und zu kontroversen Diskussion.