"Drinnen wohnt kein preußischer Geist"
12:40 Minuten
Raubkunst, rechtsextreme Spender und umstrittene Inschriften aus preußischer Zeit: Das Humboldt Forum sorgt für Debatten. Man solle nicht vom Äußeren aufs Innere schließen, warnt Intendant Dorgerloh. Sein Haus stehe für einen Dialog der Kulturen.
Von Anfang an gab es Streit beim Humboldt Forum. Es sollte Platz im wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss finden. Nicht alle waren überzeugt von dem Plan, ein historisches Gebäude wieder zu errichten.
Auch die Inschrift in der Kuppel des Schlosses rief Protest hervor. Unter anderem steht dort: "Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind." Damit werde christliche Dominanz gefordert, sagten viele, manche sahen darin auch eine Rechtfertigung des Kolonialismus.
Die historische Rekonstruktion war vorgegeben
Hartmut Dorgerloh, Intendant des Humboldt Forums, verweist auf den Architekten Franco Stella: "Das ist eine eins zu eins historische Rekonstruktion, das war die Vorgabe."
Sein Haus sei einem Dialog der Kulturen gewidmet, bei dem es um vielfältige Formen von Religion und Spiritualität gehe: "Auch wenn draußen preußische Adler dran sind, wohnt drinnen kein preußischer Geist."
Auch beim Thema Beutekunst ist der Dialog gefragt. Nach langen Verhandlungen werden die Benin-Bronzen, die im Zuge der Kolonisierung Afrikas nach Europa geschafft wurden, an Nigeria zurückgegeben.
"Jede Restitution kann und soll der Beginn einer neuen Zusammenarbeit sein", sagt Dorgerloh. So könne er sich vorstellen, dass einige Bronzen als Leihgabe wieder im Humboldt Forum zu sehen seien werden. Allerdings nur, wenn die nigerianische Seite das wünsche.
Rechtsextreme Spender
"Das Humboldt Forum ist von seinem Grundgedanken her ein Ort der Auseinandersetzung und der Debatten", sagt Dorgerloh, und davon gibt es wahrlich reichlich.
Zum Beispiel beim Thema Spenden. Neben öffentlichen Zuschüssen wurde das Forum durch private Spendengelder finanziert. Dann kam heraus, dass einige Spender rechtsextreme Thesen vertreten haben. So wurde das Porträt-Medaillon, das dem inzwischen verstorbenen Mäzen Ehrhardt Bödecker für seine hohen Spenden gewidmet worden war, wieder abgenommen.
"Grundsätzlich muss man fragen, ob man sich in Zukunft und bei anderen Projekt nicht andere Spendenrichtlinien gibt", sagt Dorgerloh. So könne festgelegt werden, dass Spenden ab einer bestimmten Höhe nur angenommen werden dürfen, wenn die Spender einer Veröffentlichung ihrer Namen zustimmen.
Wie sitzt man wo und wann?
Aber nicht alles im Humboldt Forum ist umstritten. Als Beispiel nennt Dorgerloh die Ausstellung "Nimm Platz!". Die beschäftigt sich damit, wie unterschiedlich Menschen in aller Welt und in verschiedenen sozialen Situationen sitzen.
Sie richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche: "Kinder sind ideologisch viel unvoreingenommener und akzeptieren offener, dass es anders gehen kann. Es ist so, dass man da auf Strümpfen rumtobt, und man darf auch nur als Erwachsener rein, wenn man in Begleitung von Kindern ist", sagt Dorgerloh.
(beb)